umgestürzter Traktor von hinten und Feuerwehrfahrzeug
laumat.at/Matthias Lauber
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Landwirtschaft

Traktoren laut Experten immer unsicherer

Auch heuer hat die Arbeit in der Landwirtschaft wieder Menschenleben gekostet. Experten schlagen nun Alarm, denn trotz des technischen Fortschritts seien moderne Traktoren zum Teil unsicherer als früher. Und der Sicherheitsgurt sei für viele Landwirte nur Dekoration.

Fast 4.400 Arbeitsunfälle hat es allein im Vorjahr in der österreichischen Landwirtschaft gegeben. 60 Menschen verloren dabei ihr Leben. Und auch im laufenden Jahr gibt es in Oberösterreich bereits eine Reihe tödlicher Unfälle.

„Gurt könnte Leben retten“

Ein Beispiel ist die Gemeinde Sattledt. Im August war dort ein 28-jähriger Landwirt gerade auf dem Weg nach Hause, als er mit seinem Traktor von der Straße abkam. Das Fahrzeug stürzte um – der Landwirt wurde unter der Fahrerkabine des Traktors eingeklemmt und starb. Das sei nur ein tödlicher Unfall, der vermeidbar gewesen wäre, so Michaela Grubhofer von der Sozialversicherung der Bauern: „Wäre ein Gurt vorhanden gewesen und dieser auch verwendet worden, wäre der Mann auch nicht aus der Kabine herausgefallen. Der Traktor ist nur umgekippt, und der Mann ist unter der Kabine gelandet. Das ist ein typischer Unfall, der nicht sein hätte müssen.“

„Zwei Drittel der Unfälle vermeidbar“

Zwei Drittel aller tödlichen Unfälle in der Landwirtschaft wären vermeidbar. Zu diesem Schluss kommen Mitarbeiter des Francisco Josephinums, einer Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt im niederösterreichischen Wieselburg. Ewald Luger, Leiter der Abteilung Prüfung an der BLT Wieselburg, ist einer der Experten, die dort Traktoren auf ihre Sicherheit überprüfen, bevor sie verkauft werden dürfen.

„Nur einmaliger Überschlag laut Gesetz vorgeschrieben“

Luger beobachtet: „Dass die Firmen immer mehr gezwungen werden, Kosten einzusparen. Früher haben Kabinen vielleicht noch einen mehrmaligen Überschlag ausgehalten. Vom Gesetzgeber her ist es so, dass sie nur einen einmaligen Überschlag um 360 Grad aushalten müssen. Da merkt man, dass die Firmen mehr und mehr ans Limit gehen, also gerade die Mindestanforderung erfüllen, aber nicht mehr.“

Das sei ein Trend, der Menschenleben kosten kann. Denn schon jetzt sterben in Österreich im Schnitt jedes Jahr zehn Menschen bei Traktorunfällen. Diese Zahl erfasse aber nicht die tödlich Verletzten, die nicht bei der Sozialversicherung der Bauern versichert sind, also viele tödlich verunglückte Nebenerwerbslandwirte, Hobby-Traktorfahrer und Pensionisten, so Luger.