Mehr psychisch Kranke im Herbst: Mann sitzt auf Sofa
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MEDIZIN

Mehr psychisch Kranke im Herbst

Der Sommer ist vorbei und nun steht der Herbst mit kürzeren Tagen vor der Tür. Damit steigt auch die Anfälligkeit für psychische Erkrankungen. Die Anzeichen für eine psychische Erkrankung oder Überbelastung, wie es die Medizin nennt, können dabei vielseitig sein.

Laut TelefonSeelsorge, Ärzte- und Apothekerkammer werden psychische Krankheiten als ein Tabuthema in der Gesellschaft empfunden. Sie fordern daher Menschen auf, offener mit diesem Thema umzugehen. „Reden wir darüber“ ist die Initiative der TelefonSeelsorge, die auf die psychische Gesundheit aufmerksam machen will.

Psychische Hilfe in Anspruch nehmen

Nach wie vor werde es gesellschaftlich als Schwäche empfunden, über die eigene psychische Krankheit zu reden – geschweige denn psychische Hilfe in Anspruch zu nehmen, so die TelefonSeelsorge, die Ärzte- und Apothekerkammer. Das solle sich ändern.

Mehr psychisch Kranke im Herbst: Frau mit Handy in der Hand
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Mithilfe der Möglichkeit sich telefonisch, per Email oder per Chatfunktion bei der TelefonSeelsorge zu melden, bekommen Menschen die Möglichkeit, sich anonym mit psychischen Krankheitsfällen, ob persönlich betroffen oder im Bekanntenkreis, auseinanderzusetzen.

Rückzug aus dem gewohnten Leben

Wolfgang Ziegler, Obmann der Allgemeinmediziner in der Ärztekammer sagt: „Vor allem eine gewisse Unruhe, Rückzug aus gesellschaftlichen Fixterminen, wie Kartenrunde, Chorgesang, Turnverein oder auch aus dem Freundeskreis können erste Anzeichen für eine psychische Erkrankung sein.“ Auch charakterliche Veränderungen im Sinne von Aggressivität oder depressive Stimmung seien Anzeichen für psychische Erkrankungen, so Ziegler. „Wichtig ist dabei immer, als Außenstehender die Betroffenen dazu zu bringen, die Krankheit anzuerkennen und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.“

Digitalisierung als eine Ursache

Verantwortlich für psychische Erkrankungen macht der Allgemeinmediziner vor allem die Digitalisierung: der Zwang, mit dem Smartphone dauerhaft online zu sein und nie abschalten zu können. Es müsse einfach Zeiten geben, in denen man sage: „Jetzt bin ich nicht erreichbar. Jetzt gehört die Zeit mir. Und jetzt schalte ich definitiv ab“, so Ziegler.

Ein offenes Ohr für alle Betroffenen

„Auch wenn die Digitalisierung zu den zunehmenden psychischen Belastungen im Alltag der Menschen beiträgt, so ist das psychologische Therapienetzwerk in Oberösterreich bereits sehr gut ausgebaut“, so Silvia Breitwieser, Leiterin der TelefonSeelsorge OÖ. Die TelefonSeelsorge selbst will dabei die erste Anlaufstelle für Betroffene sein, sich über ihre Probleme auszutauschen.

Mehr psychisch Kranke im Herbst: Frau stützt sich auf anderer Frau ab
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Pro Jahr 18.000 bis 19.000 Anfragen

„Allein, wenn bei uns eine Telefonberaterin, ein Telefonberater den Hörer abnimmt, hört er oder sie oft: ‚Haben sie jetzt überhaupt Zeit?‘ Alleine das ist schon einmal sehr wichtig für die Menschen, dass da jemand ist, der versucht, sie zu verstehen und sie zu hören. Schon das hilft einmal zu einer ersten Entlastung“, so Breitwieser. Pro Jahr treffen in Oberösterreich zwischen 18.000 bis 19.000 Anfragen bei der Beratungsstelle ein.