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pixabay/RobertCheaib
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Politik

Die Rolle von Social Media im Wahlkampf

Soziale Netzwerke und Social Media (SM) spielen in den Wahlkämpfen der politischen Parteien seit Jahren eine immer größere Rolle. Inzwischen werden Millionen für Kampagnen auf Facebook und Co ausgegeben. Politikwissenschaftler Peter Filzmair dazu im Interview.

Über Soziale Netzwerke verbreiten sich Informationen rasend schnell – mitunter ein Grund, meinen manche Politikbeobachter – dass die FPÖ trotz zuletzt stabiler Umfragewerte bei 20 Prozent letztlich dann doch im Sog der Spendenaffäre weiter abgestürzt ist. Doch so sehr politische Werbung auf Social Media an Bedeutung gewinnt, die Wahlniederlage der Freiheitlichen lässt sich allein damit nicht erklären, sagt Politikwissenschaftler Peter Filzmaier im Gespräch mit ORF Oberösterreich Redakteur Gernot Ecker.

ooe.ORF.at: Lässt sich die Wahlniederlage der FPÖ allein auf Social Media zurückführen?

Peter Filzmaier: „Ganz so einfach ist das nicht, denn das könnte dann ja vor allem durch Social Media Kommunikation geschehen sein. Die FPÖ ist aber gerade bei Pensionisten besonders schwach gewesen – das ist nur teilweise das Social Media Publikum – und sie war vor allem selbst erfolglos in der Mobilisierung. Denn obwohl man am Tag der Wahl noch um zehntausende Euro Facebook Werbung geschaltet hat, hat man damit offenbar nicht die eigenen möglichen Anhänger vom Wohnzimmersofa ins Wahllokal gebracht.“

Peter Filzmaier
ORF
Politikwissenschaftler Peter Filzmaier

ooe.ORF.at: Heißt das, Social Media hat beim schlechten Ergebnis der FPÖ gespielt doch keine übergeordnete Rolle gespielt, wie man es vielleicht vermuten könnte? Bisher ging man immer davon aus, was nicht zumindest eine Woche vor der Wahl platziert wird, das greift beim Wähler nicht mehr.

Peter Filzmaier: „Es war lange Zeit die Faustregel – auch von mir vertreten – dass was nicht zehn Tage vor der Wahl passiert, führt nicht mehr zu einer Verhaltensänderung. Das heißt nicht, dass es nicht wahrgenommen wird. Das wird durch Social Media offensichtlich schon verkürzt. Nur kann es Social Media allein nicht gewesen sein, denn das war ja bisher die Stärke der FPÖ. Eine Erklärung muss also auch sein: Es mag beeinflusst gewesen sein durch die Strache-Spesen-Affäre. Die FPÖ hat hier auch ihre Stärke, eine Zeit lang sogar das Alleinstellungsmerkmal. Das ging jetzt wohl verloren. Gerade die ÖVP hat ja schon seit 2017 ebenfalls sehr viel Geld in Social Media Kampagnen investiert. Und jetzt wieder investiert und war hier ganz offensichtlich erfolgreicher. Es war also nicht alles der Fall „Strache“, was zum FPÖ-Ergebnis geführt hat.“

ooe.ORF.at: Sie sagen selbst, es wird sehr viel Geld in Social Media Kampagnen gesteckt – von allen Parteien – welchen Stellenwert hat Social Media heute, verglichen mit klassischer Wahlwerbung wie etwa Kundgebungen, großen Plakaten etc.?

Peter Filzmaier: „Social Media hat im Vergleich zur klassischen Wahlwerbung stark zugelegt. Vor allem weil die Kosten-Nutzen-Relation günstiger ist. Es ist natürlich auch Social Media teuer geworden. Ich kann mittlerweile auf Facebook und Co sehr viel Geld ausgeben für Wahlwerbung, aber es ist immer noch verhältnismäßig günstig im Vergleich zu klassischen Inseraten und Plakaten. Und Social Media kann natürlich auch zielgerichtet Wähler ansprechen. Ein Plakat beispielsweise sieht jeder an der Autobahnabfahrt oder im Stadtbild – nicht nur die gewünschten Gruppen. Bei Social Media kann ich durch technische Methoden wirklich einzelne bestimmte Gruppen nach Alter, Geschlecht, Beruf, Einkommen, Interessen etc. herausfiltern und diese dann mit zielgerichteten Botschaften ansprechen. Was man aber nicht vergessen darf: Social Media ist nur Teil in einem Medienmix. Bei uns sind Fernsehen und Zeitung sehr wichtig in Wahlkämpfen.“

Das Gespräch führte Gernot Ecker, ooe.ORF.at