Josef Bauer – Zweifarbenbild Gelb
Josef Bauer
Josef Bauer
Kultur

Josef Bauer im Belvedere 21

Er ist einer der wichtigen österreichischen Künstler der Gegenwart: Josef Bauer. Gerade in Zeiten von fake news ist sein Werk von Bedeutung. Josef Bauer fragt nach, wie wir die Welt wahrnehmen. Jetzt präsentiert das Belvedere in Wien sein Lebenswerk in einer großen Einzelausstellung.

Maler werden wollte Josef Bauer schon als 13-Jähriger. Ehe sich der lange als Geheimtipp gehandelte österreichische Avantgardist der Kunst widmete, war er Leichtathlet, Zehnkämpfer und mehrfacher Landesmeister im Stabhochsprung. Auf den Wettkämpfen, quer durch das Nachkriegs-Europa unterwegs, begegnet ihm, was in Österreich noch nicht auf der Bildfläche war – internationale Kunst: „Der erste Zugang war das Bauhaus, und dann habe ich durch Heimrad Bäcker die Wiener Gruppe kennengelernt und besonders Gerhard Röhm, der mich nach Bielefeld gebracht hat", so Bauer.

Josef Bauer
Josef Bauer; 2019

Der genaue Blick auf die Dinge

Aus der bäuerlichen Umgebung seines Elternhauses in Gunskirchen bei Wels nimmt Josef Bauer mit, was seine Kunst bestimmt – den genauen Blick auf die Dinge: „Alles ist Schauen, man sieht alles, man muss es nur merken. Um das geht es eigentlich immer. Dass man richtig hinschaut und dann für sich nützt.“ Zum Bild kommt die Sprache, so Bauer: „Das Bild lässt ja alles offen, und die Sprache engt ein. Man möchte präzise sein, aber das Bild sagt, das ist ein Baum, und die Sprache sagt, das ist eine Esche.“ Und dazu tritt als weitere Dimension – der Raum: „Das Taktile kommt noch dazu.“

Josef Bauer – Griechenbeisl
Belvedere/Johannes Stoll
„Griechenbeisl“; 1968 – 1971

Für Josef Bauer steht vor dem künstlerischen Anspruch die Erkenntnis, er wolle Dinge verstehen, sich darüber klar werden, betont er. Das Fernsehen, das in den 50er Jahren zum Massenmedium aufsteigt habe ihn erstmals aufgeschreckt. Es bietet Information ohne ursprüngliche Beziehung zu Orten und Dingen. Damit beginnt seine künstlerische Suche, die auch ein Medienkünstler wie Peter Weibel schätzt.

Manches bereits Jahre vorweggenommen

In der Szene der Konkreten Kunst und der Konzeptkunst ist Josef Bauer seit Jahrzehnten bekannt, in der breiten Öffentlichkeit nicht, obwohl er manches, was als neu gefeiert wurde, etwa als Körperkunst oder body art, Jahre vorweggenommen hat. Der 86-Jährige nimmt das heute gelassen: „Früher habe ich kaum was verkauft, aber vor 20 Jahren war ich auch in ‚Kunst in Europa‘ mit dabei, habe eine Seite mit Yves Klein und Joseph Beuys gehabt. Die Arbeiten sind in dann in Münster und Leipzig gezeigt worden. Da hat es geheißen, jetzt hast du es geschafft. Aber auch nach zehn Jahren ist nichts passiert.“ Dafür passiert es jetzt: Das Belvedere 21 in Wien widmet Josef Bauer eine große Einzelausstellung mit Begleitprogramm.