Wirtschaft

Weiter Streit um 110-kV-Leitung

Die IG Landschaftsschutz Mühlviertel fordert nach wie vor ein Erdkabel statt einer 110-kV-Freileitung zwischen Freistadt und Rohrbach. Dem Gutachten der Bauherren, das von mehr als dreimal so hohen Kosten ausgeht, setzt die IG nun eigene Gutachten entgegen.

Zwei Universitätsprofessoren, ein Universitätsdozent, der Chef eines internationalen Ingenieurbüros sowie Vertreter der Interessensgemeinschaft Landschaftsschutz Mühlviertel – das prominent besetzte Podium bei der Pressekonferenz der IG Landschaftsschutz war ein eindeutiges Signal: Man arbeite wissenschaftlich seriös und auf höchstem Niveau.

Kritik an Gutachten des Landes

Jene Studie hingegen, die das Land Oberösterreich bei einer Unternehmensberatungsfirma in Auftrag gegeben hatte, erreiche nicht einmal das Mindestmaß akademischen Niveaus, so der Jurist Markus Haslinger von der Technischen Universität Wien. Die Studie der IG, die Heinrich Brakelmann, emeritierter Universitätsprofessor und ausgewiesener Experte für Erdkabel, und ein internationales Ingenieurbüro verfassten, kommt zu ganz anderen Ergebnissen, so Markus Pöller, einer der Autoren. „Die Preisdifferenzen liegen in einem Bereich zwischen 20 Prozent und 80 Prozent Mehrkosten für das Kabel, wobei die 80 Prozent eine extrem pessimistische Schätzung sind. Mit 20 Prozent Mehrkosten kommt man auf jeden Fall hin, wenn man es richtig macht“, so Pöller.

IG: „Investitionen gehen in die falsche Richtung“

Die Versorgungssicherheit sei bei einem Erdkabel zudem höher als bei einer Freileitung, so Studienautor Brakelmann. Von der Studie erhofft sich die IG Landschaftsschutz nicht nur eine Änderung der Einstellung des Landes und der Energieversorger zum Thema Erdkabel, sondern ein Überdenken des gesamten Aufbaues der Stromversorgung in Oberösterreich, so IG-Obmann Bernhard Neulinger. „Wir werden diese Unterlagen in weiterer Folge auch an die Landesregierung und die Netzbetreiber weitergeben, weil aus unserer Sicht ist es sehr wohl eine politische Entscheidung, wie der Systemausbau in Österreich oder in Oberösterreich stattfindet“, so Neulinger. Das könne man nicht den Netzbetreibern alleine überlassen. „Wir merken, dass dort Investitionen in die falsche Richtung gehen“, so Neulinger. Aus diesem Grund müsse der Aufbau der Stromversorgung insgesamt hinterfragt werden, so die Bürgerinitiative.