Gäste vor der Bühne bei einem Zeltfest
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Wirtschaft

Weiter Wirtekritik an Zeltfesten

Sommer, das heißt Hochsaison bei den Zeltfesten auf dem Land – sehr zum Ärger der Gastronomen. Mehr als 400 Millionen Euro Umsatz dürften den Wirten dieses Jahr durch Zeltfeste und Feiern in Vereinsheimen entgehen. Viele Vereine versuchen allerdings, durch ein Miteinander mit den Wirten die Wogen zu glätten.

Vor fünf Jahren, 2014, kam es bereits einmal zur Eskalation im Streit zwischen Wirten und Vereinen wegen der sommerlichen Fülle an Festen. Damals bekamen allein im Bezirk Braunau 90 Vereine Post vom Finanzamt. Es ging um die Einnahmen aus Vereinsfesten, und in manchen Fällen stand sogar im Raum, Vereinen die Gemeinnützigkeit zu entziehen, die mit vielen Vorteilen verbunden ist. Eine Gesetzesänderung 2016 hat die Lage für Vereine dann entschärft, die jetzt ganz offiziell ein Vereinsfest machen dürfen, ohne um ihre Steuervorteile bangen zu müssen.

Wirte sprechen von „Festlflut“

Sehr zum Ärger der Wirte. Ihnen dürften laut einer eigenen Schätzung allein im laufenden Jahr wieder mehr als 400 Millionen Euro Umsatz entgehen, weil ihre Gäste im Sommer in Zelten und Vereinsheimen feiern. Der Sprecher der Wirte in Oberösterreich, Thomas Mayr-Stockinger, sagte, dass etwa die Diskotheken im Land leer seien, weil in jedem Ort die Festln sich auch untereinander „kannibalisieren“ würden. Es gebe eine regelrechte Flut an Festen, so Stockinger. Er kritisierte: „Es gibt keinen Verein beziehungsweise keine Organisation – ob politische Partei oder sonstige –, die nicht ein Festl für ihren Zweck veranstalten und diese Mittel dann auch oft für sich privat verwenden.“

Landjugend kämpft immer noch mit Verfahren

Die Landjugend wird bei diesem Thema besonders hellhörig. Sie ist mit 22.000 Mitgliedern und mehr als 200 Gruppen der größte Jugendverein in Oberösterreich. Und bis heute laufen im Streit über Vereinsfeste und Gemeinnützigkeit Gerichtsverfahren gegen manche Ortsgruppen.

Vereine versuchen, Wirte bei Festen miteinzubeziehen

Aber inzwischen sei die Situation deutlich entspannter, und man suche gezielt die Zusammenarbeit mit den Wirten im Ort, sagte der Landesleiter der Landjugend, Daniel Aichinger-Biermair aus Waizenkirchen. So würden zum Beispiel Vereinsabende und Vorbesprechungen in den Gasthäusern abgehalten. Oder man lade den Wirt ein, das Catering für ein Fest zu übernehmen, um ihm zu zeigen, dass es kein Gegeneinander sei, so der Landjugend-Landesleiter.

Ähnlich machen das auch viele andere Vereine in Oberösterreich. Ob durch diese Strategie die Zahl der Anzeigen gesunken ist, kann aber nicht gesagt werden. Die Finanzpolizei kontrolliere regelmäßig auf Zeltfesten, hieß es aus dem Finanzministerium. Wie viele Anzeigen es dadurch gibt, werde aber nicht gesondert erfasst.