Chronik

Arzt ließ sich von Ärzteliste streichen

Bei der Ärztekammer OÖ ist vor Bekanntwerden des Falls keine Meldung über den Arzt, der zumindest 95 Kinder missbraucht haben soll, eingegangen. Im Februar ließ sich der Mann selbst von der Ärzteliste streichen und kam damit der Streichung durch die Standesvertretung zuvor.

Von den Vorfällen habe man erst durch Medienberichte erfahren, schilderte Präsident Peter Niedermoser der APA. „Das ist eine ganz schreckliche Geschichte“, zeigte sich Niedermoser am Mittwoch bestürzt, Vertrauen sei „schamlos missbraucht worden“. Er betonte aber, dass man sich in „99,9 Prozent der Fälle“ auf die Ärzte verlassen könne und Missbrauchstaten selten seien: „Ich bin jetzt 13 Jahre Präsident und kann mich seither an drei Fälle erinnern“ – inklusive dem aktuellen. Aber frühere Geschehnisse hätten sich in deutlich kleinerer Dimension bewegt. Ein medial bekannter Fall war der eines Arztes, der sich an einem Achtjährigen vergriffen und obendrein eine Vielzahl von Kinderporno-Fotos gemacht hatte. Er darf nach wie vor nicht in Österreich als Arzt arbeiten.

„Kammer setzt klare Schritte“

Die Ärztekammer setze in derartigen Fällen „klare und deutliche Schritte, denn der Patient muss sich vertrauensvoll auf den Arzt verlassen können“, betonte Niedermoser. Üblicherweise verständige die Kammer bei „Gefahr in Verzug“ – also der Gefahr, dass der Mediziner weiter Patienten behandelt – den Landessanitätsrat. Dann könne das Land ein dreimonatiges Berufsverbot aussprechen. Zudem erfolge eine Anzeige beim Ehrenrat der Österreichischen Ärztekammer, der die Streichung von der Ärzteliste veranlassen kann. Dann darf ein Mediziner nicht mehr in Österreich tätig sein. Im aktuellen Fall habe sich der verdächtige Arzt aber nach Bekanntwerden der Vorwürfe ohnehin selbst von der Liste streichen lassen, so Niedermoser.