Gleise
pixabay/MichaelGaida
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Verkehr

Leonding stellt sich gegen Westbahn-Ausbau

Die Stadt Leonding will sich „mit allen Mitteln“ gegen die ÖBB-Pläne für einen viergleisigen Westbahn-Ausbau wehren. Das kündigte Bürgermeisterin Sabine Naderer-Jelinek (SPÖ) gemeinsam mit einer Bürgerinitiative an.

Für die Stadt forderte die Bürgermeisterin gemeinsam mit ihrem Vorgänger und nunmehrigen Sprecher der Bürgerinitiative „Impulse Schiene Leonding“ Walter Brunner, dass der Ausbau mit einer noch nicht vorgesehenen Tieferlegung und Einhausung der Trasse erfolgt. Die Mehrkosten würden laut Berechnungen eines damit beauftragten Verkehrsexperten insgesamt 45 bis 60 Millionen Euro betragen. Der Gemeinderatsbeschluss, sich zu einem Drittel daran zu beteiligen, sei weiter aufrecht.

Negative Auswirkungen befürchtet

Andernfalls würde Leonding durch eine 50 Meter breite Gleisanlage und als Lärmschutz mit einer neun Meter hohen „Chinesischen Mauer“ – so die Stadt – zerschnitten. Das wäre nicht nur ein nachhaltiger Eingriff in das gesamte Ortsbild, Gesundheitsschäden für die Anrainer seien zu befürchten, wirtschaftliche Auswirkungen durch die Gefährdung unter anderem von Ausbauplänen bei Betrieben und Absiedlung sowie insgesamt ein Verlust an Lebensqualität.

Vorwurf: ÖBB würden „durchpeitschen“

Die Leondinger werfen den ÖBB vor, ihre Forderungen zu ignorieren und eigene Berechnungen der Mehrkosten nicht offenzulegen – die Rede ist von einem sogar dreistelligen Millionenbetrag für die Leondinger Sonderwünsche. Die ÖBB würden nur ihr Projekt „durchpeitschen“ wollen, so der Vorwurf aus Leonding. 2014 wurde ihre Trassenplanung in das UVP-Verfahren eingereicht. Gegen den Bescheid gibt es Einsprüche, die Ende des Monats vom Bundesverwaltungsgerichtshof verhandelt werden.

ÖBB: Neustart würde Jahre kosten

Die ÖBB halten sich in der Causa unter Hinweis auf ein laufendes Verfahren bedeckt. Ein „Reset“ bei dem Projekt würde aber zu einer mehrjährigen Verzögerung des Ausbaus führen, der enorme Bedeutung für den Zugverkehr habe. Denn der viergleisige Ausbau der Westbahn bestehe nur von Wien bis Linz, danach sei die Strecke nur zweigleisig und deshalb voll ausgelastet.

Das Argument einer Verzögerung lässt man in Leonding nicht gelten. Immerhin werde schon seit 2003 über das Thema geredet. Die Eisenbahn werde „über Leonding sicher nicht drüberfahren“, so Naderer-Jelinek. Wie das verhindert werden soll, wollte sie noch nicht sagen.

Zahlreiche Bürger von Leonding nehmen an der Pressekonferenz teil
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“Wir setzen uns auch auf die Schienen“ war aus dem Publikum Protest gegen die ÖBB-Pläne zu hören.

Die Pressekonferenz mit Bürgerbeteiligung sei ein sichtbares Zeichen an Wien, die ÖBB und an das Land. Aber man werde auch alle rechtlichen Möglichkeiten nützen, unter anderem der Europäische Gerichtshof. Aus dem Publikum kamen – unter Applaus – deutlichere Worte: „Wir setzen uns auch auf die Schienen.“

Steinkellner als Mediator

Infrastrukturlandesrat Günther Steinkellner (FPÖ), selbst ein Bewohner von Leonding, gab zu bedenken, dass die Forderung aus Leonding einfach klingen möge, aber mit technisch und rechtlich komplexen Thematiken verbunden sei. Er übernimmt nach eigenen Angaben in den verhärteten Fronten die Rolle des Mediators. So sei bei der vergangenen Gesprächsrunde vereinbart worden, ein technisch akkordiertes Projekt vorzulegen. Leider liege eine solche valide, technische Gegenüberstellung, in der sich ein Konsens und Dissens erkennen lässt, bis dato nicht vor.