Hagelkörner auf Wiese
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Wissenschaft

Bessere Hagelwarnung durch neue Software

Mit neuer Software soll Hagel treffsicherer als bisher vorhergesagt werden können. Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) versucht jetzt, die Genauigkeit von Hagelwarnungen zu verbessern.

Die größten in Österreich je dokumentieren Hagelkörner waren etwa zwölf Zentimeter groß und brachten mehr als ein halbes Kilogramm auf die Waage. Bereits tennisballgroße Hagelkörner können schwere Schäden verursachen und für Menschen lebensgefährlich sein. Um sich selbst rechtzeitig in Sicherheit zu bringen und auch für sein Hab und Gut Vorkehrungen zu treffen, sind rechtzeitige Warnungen entscheidend. Genau da setzt derzeit ein Forschungsprojekt der ZAMG, der Flugsicherungsbehörde Austro Control, der Österreichischen Hagelversicherung und der Oberösterreichischen Versicherung an.

Von Hagel beschädigtes Autodach
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Hagel rechnet alljährlich große Schäden an

Im Rahmen des im Februar 2018 gestarteten Projekts HYMID (Radar-Hydrometeorklassifikation in den Alpen) wurde eine Software entwickelt, die eine genauere Bestimmung von Art und Größe der Niederschlagsteilchen möglich macht. „Das Ziel ist eine zuverlässige und automatische Unterscheidung zwischen Nieseln, kleinen und großen Regentropfen, Eiskristallen sowie kleinen, mittleren und großen Hagelkörnern. Weiters soll künftig auch automatisch berechnet werden, in welcher Art diese Niederschlagsteilchen am Boden ankommen – ob als Regen, Schneefall, gefrierender Regen oder Hagel mit bestimmter Intensität“, wurde Projektleiter Lukas Tüchler in einer Aussendung der ZAMG zitiert.

Verschiedene Niederschlagsarten innerhalb einer Wolke

Derzeit werden von der Austro Control vier Wetterradare in Österreich betrieben, die nahezu flächendeckende Informationen zum Niederschlag liefern können. Eine dieser vier Anlagen steht im oberösterreichischen Feldkirchen bei Mattighofen, die anderen in Niederösterreich, der Steiermark und in Tirol. Allerdings behindern die Berge den Radarstationen oft die vollkommen freie „Sicht“ auf die Niederschläge. Auch der Komplexität verschiedener Niederschlagsarten innerhalb einer Wolke kann die derzeitige Technologie nicht immer Rechnung tragen.

Im letzten Jahr wurden die Wetterradare auf die Dual-Pol-Technologie umgerüstet. Damit könne die Art des Niederschlags in der Wolke deutlich besser bestimmt werden, so Lukas Tüchler von der ZAMG. Das Ziel sei eine zuverlässige und automatische Unterscheidung zwischen Nieseln sowie kleinen und großen Hagelkörnern. Künftig soll auch automatisch berechnet werden, in welcher Art diese Niederschlagsteilchen am Boden ankommen – ob als Regentropfen, Schneeflocke, gefrierender Regen oder Hagel mit bestimmter Intensität.

Software nicht nur für Hagelwarnung

Ab der Gewittersaison 2019 werden zwei Prototypen der Software getestet, die alle fünf Minuten Daten über die Niederschlagsarten liefern. Die Algorithmen sollen dabei laufend verbessert werden. Zur Verifikation der Korrektheit der Angaben dienen die Schadensmeldungen der Versicherungen. Die Software soll nicht nur zur Warnung vor Hagel dienen, sondern etwa auch andere, potenziell gefährliche Wetterphänomene wie gefrierenden Regen oder Starkregen identifizieren können und dadurch etwa auch für die Hochwasservorhersage nützlich sein.

HYMID ist ein Projekt der Forschungsförderungsgesellschaft und wird unter Federführung der ZAMG in Kooperation mit der Austro Control, der Österreichischen Hagelversicherung und der Oberösterreichischen Versicherung durchgeführt. Das Projekt läuft noch bis Februar 2021.