Fragmente der Riesenbibel von St. Florian
FOTOKERSCHI.AT/KERSCHBAUMMAYR
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Religion

Kostbare Bibelfragmente in St. Florian entdeckt

Bei einer „Abstaubaktion“ im Vorjahr haben Bibliothekar Friedrich Buchmayr und Ordensmann Clemens Kafka in der Bibliothek des Stiftes St. Florian (Bezirk Linz-Land) zwei neue Fragmente der Riesenbibel entdeckt. Sie waren als Einbände für andere Bücher verwendet worden, wie das Stift am Mittwoch bekanntgab.

Die wissenschaftliche Untersuchung der Fragmente dauerte mehrere Monate, so die Verantwortlichen im Stift zur Begründung, warum die Sensation erst jetzt bekannt wurde. Die Riesenbibel misst 66 mal 48 Zentimeter und gilt als die größte mittelalterliche Handschrift Österreichs. „Die Überprüfung des Layouts gab den entscheidenden Hinweis auf die Riesenbibel“, so Buchmayr. „Der Text des ersten Fragments ist sowohl im Codex als auch beim Fragment auf zwei Spalten mit 45 Zeilen pro Seite aufgeteilt, die jeweils 15 cm breit und 48 cm hoch sind.“ Es ist eine Passage aus dem Brief des Apostels Paulus an die Römer und diente als Einband für eine Archivhandschrift der Pfarre Schöndorf (Bezirk Vöcklabruck) aus dem Jahr 1594.

Fragmente der Riesenbibel von St. Florian
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Das zweite Fragment fiel Kafka wegen einer „sehr schön verzierten“ D-Initiale auf: mit grünen Ranken, vielen verschiedenartigen Knollen, Blättern und Blüten. Beim richtigen Falten des Blattes lag das kunstvolle D genau auf dem Vorderdeckel der Riesenbibel. Das Blatt ist der Anfang des Buches der Psalmen und diente als Einband eines Predigtbuchs aus dem Jahr 1601. Eine nach dem Aufkommen des Buchdrucks nicht unübliche Form von Recycling, so die Verantwortlichen.

Nur einer von drei Bänden erhalten

Die Riesenbibel von St. Florian wurde vermutlich zwischen 1140 und 1150 im Skriptorium des Klosters gefertigt. Ursprünglich dürfte sie drei Bände mit allen Büchern des Alten und Neuen Testaments umfasst haben, erhalten blieb aber nur ein einzelner Band. Von etlichen verschwundenen Blättern waren bis zu dem aktuellen Fund nur zwei aufgetaucht – auch sie waren zu Beginn des 17. Jahrhunderts als Einbandmaterial zweckentfremdet worden.

Ausstellung für Fragmente und Bibel

Aus diesem Anlass zeigt das Stift St. Florian die Riesenbibel, die sonst nicht zu sehen ist. Am Sonntag, 30. Juni 2019, um 16.00 und 18.00 Uhr, Treffpunkt für Interessierte ist im Stiftshof beim Adlerbrunnen. Weiters sind die neu entdeckten Fragmente im Rahmen der Stiftsführungen ab sofort bis Ende August 2019 im Hauptsaal der Stiftsbibliothek zu sehen. Stiftsführungen für Individualbesucher finden täglich um 11.00, 13.00 und 15.00 Uhr statt.