Soziales

Weniger Ganztagesangebote bei Kinderbetreuung

Die Wiedereinführung der Kindergartengebühr am Nachmittag habe in Oberösterreich nicht zum „kritisierten Zusammenbruch des Systems“ geführt. So interpretiert Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP) die Kindertagesheimstatistik 2018/19.

Seit 1. Februar 2018 ist in Oberösterreich nur mehr der Kindergartenbesuch bis 13 Uhr gratis. Für den Nachmittag werden gestaffelt nach dem Einkommen der Eltern zwischen 42 und 110 Euro verlangt. Betroffene Eltern klagten laut Arbeiterkammer über die finanzielle Belastung und ein verringertes Angebot, weshalb die AK eine sofortige Rücknahme der Gebühr forderte.

Tagesmütter als Alternativen

Ganz anders stellte Haberlander am Dienstag die Situation anhand der Statistik dar. In jenen 38 Gemeinden, in denen die Kindergärten nun um 13 Uhr schließen aber dort dennoch Betreuungsbedarf bestehe, seien Alternativen wie Tagesmütter gefunden worden, erklärte Haberlander. Weiters sei in neun dieser Gemeinden die Schließzeit lediglich von 13.15 Uhr auf 13 Uhr vorverlegt worden, in 19 zwischen 15 Minuten und einer Stunde und in zehn mehr als eine Stunde gekürzt worden. Generell habe sich die durchschnittliche Wochenöffnungszeit der 724 Kindergärten 2018/19 im Vergleich zum Vorjahr um 15 Minuten auf 41,5 Stunden verkürzt.

51 Personen weniger in Kindergärten beschäftigt

Wegen der nur geringen Reduzierung der Öffnungszeiten sei es auch nicht zu dem befürchteten Kahlschlag beim Personal gekommen. Heuer sind mit 3.808 51 Personen weniger in Kindergärten beschäftigt. Auch das Argument mit Wiedereinführung des Elternbeitrags am Nachmittag würde die Vereinbarkeit von Familie und Beruf vor allem für die Mütter erschwert, stimmt laut Landeshauptmannstellvertreterin nicht. So sei der Anteil der berufstätigen Mütter von Kindergartenkindern von 65 Prozent auf 67 Prozent im laufenden Jahr gewachsen.

Nachmittagsbetreuung für 80 Prozent der Kinder möglich

80 Prozent der Kinder haben in Oberösterreich die Möglichkeit, im Kindergarten bis 16 Uhr betreut zu werden, zog die Landeshauptmannstellvertreterin Bilanz. Im Durchschnitt würden aber nur 20 Prozent der Buben und Mädchen pro Tag das Nachmittagsangebot in Anspruch nehmen. Die Ängste, dass mit dem Verlangen einer Kindergartengebühr ab 13 Uhr das Angebot drastisch abnehme und nicht mehr der Nachfrage entspreche, waren laut Haberlander, wenn zwar anfangs „verständlich“ dennoch „nicht berechtigt“.

Kritik von der SPÖ

SPÖ-Landesparteichefin und Soziallandesrätin Birgit Gerstorfer wertete die Statistik hingegen negativ. „38 Kindergärten haben nach der Einführung der Nachmittagsgebühren ihre Öffnungszeiten gekürzt. Anstatt das Angebot zeitlich zu erweitern und attraktiver zu machen, gibt es hier einen Rückschritt“, kritisierte sie in einer Presseaussendung.

Grüne: „Weitere offizielle Schadensmeldung“

Als „weitere offizielle Schadensmeldung“ bezeichnet der Grüne Landessprecher und Familiensprecher Stefan Kaineder die Kindertagesheimstatistik. Es gebe nichts zu beschönigen, Schwarz-Blau habe ein massives Rückbauprogramm in der Kinderbetreuung in Oberösterreich gestartet.