Klarer Sieg für ÖVP, SPÖ vor FPÖ
BMI/ORF
Auch in Oberösterreich geht die ÖVP als klare Wahlsiegerin hervor und erreicht mit 35,9 Prozent sogar noch um ein Prozent mehr als bundesweit. Das Festhalten an dem Arbeitsübereinkommen mit der FPÖ in Oberösterreich nach der Ibiza-Affäre hat der ÖVP keine Stimmenverluste gebracht. Oberösterreichs Spitzenkandidatin Angelika Winzig muss zwar noch das Ergebnis der Vorzugsstimmen abwarten, ihr Einzug erscheint aber so gut wie sicher. Winzig beurteilt das Ergebnis als hervorragend: „Ich bin sehr zufrieden, dass sich die konstruktive Mitte durchgesetzt hat“, sagt Winzig im ORF Interview, „ich freue mich riesig auf die neue Herausforderung.“
Haider: FPÖ mit blauem Auge davongekommen
Auch die FPÖ verlor mit 1,6 Prozentpunkten im Land etwas weniger als österreichweit und kam auf 18,1 Prozent. In der letzten Woche habe es eine „irrsinnige Solidarisierung“ mit der FPÖ und der guten Politik, die die Partei in den letzten eineinhalb Jahren in der Bundesregierung gemacht habe, gegeben, so der EU-Kandidat der FPÖ, Roman Haider, im Interview mit dem ORF Oberösterreich: „Darum bin ich wirklich dankbar, dass die Wähler, die uns die Treue gehalten haben, uns mit einem blauen Auge davonkommen haben lassen.“
Nachdem die FPÖ wahrscheinlich nur drei EU-Mandate hat, wird Haider, der auf dem vierten Platz der Kandidatenliste der FPÖ platziert ist, nicht ins EU-Parlament einziehen. Für ihn bedeutet das, „dass ich heute ganz normal um 10.00 Uhr im Nationalrat sitzen werde, wo die Sondersitzung eröffnet wird und meiner bisherigen Arbeit wie bisher nachgehen werde“.
Heide: Bundespolitik hat alles überlagert
Die SPÖ erzielte mit 24,3 Prozent in Oberösterreich das gleiche Ergebnis, wie bei der EU-Wahl 2014. Er sei noch „sehr vorsichtig“, weil er sich noch sicher sein kann, ob er nach Brüssel werde gehen können, meinte der SPÖ-Kandidat Hannes Heide im Interview mit dem ORF Oberösterreich. Die SPÖ habe sich „selbstverständlich ein deutlicheres Ergebnis erwartet“ und er hätte sich gewünscht, dass es überall für die SPÖ einen Zugewinn von zehn Prozent gegeben hätte wie in Heides Heimatstadt Bad Ischl (EU-Wahlergebnis Bad Ischl)
„Bis eine Woche vor der Wahl ist alles sehr gut im Wahlkampf gelaufen. Die Stimmung war eigentlich gut, aber in der letzten Woche war, glaube ich, der Hund drinnen und der Knackpunkt. Das bundespolitische Thema hat alles überlagert und das war dann klarerweise auch der Grund für dieses Wahlergebnis.
Kommunikationsproblem
Warum die SPÖ die Ereignisse der Bundespolitik nicht für sich nutzen konnte, erklärt Heide so: „Ich gehe davon aus, dass diese ‚Jetzt-erst-recht-Stimmung‘ auf der einen Seite und das Handeln des Bundeskanzlers auf der anderen Seite ausschlaggebend war. Vielleicht hat auch die Bundes-SPÖ nicht genug kommuniziert und reagiert auf die Ereignisse der letzten Woche.“
Grund zur Freude hatten die Grünen, auch wenn das Landesergebnis mit 13,4 Prozent nicht ganz so gut ausfiel, wie bundesweit. In Oberösterreich war es ein Plus von 0,1 Prozentpunkten.
Neos erreicht in Oberösterreich 7,2 Prozent, ein Minus von 0,1 Prozentpunkten.
Das noch beste Ergebnis erzielte die Liste Europa JETZT von Johannes Voggenhubber in Niederthalheim mit gerade einmal 2,8 Prozent. Dieses Ergebnis konnte die KPÖ übertrumpfen: In Rutzenham erzielten die Kommunisten 5,2 Prozent.
Der schnellste Weg zu den Wahlergebnissen
- Alle Ergebnisse in Oberösterreich
- Linz
- Wels
- Steyr
- Alle Ergebnisse in Österreich
- Wählermotive
- Ergebnisse EU-weit
Wichtig für dieses Ergebnis war dieses Mal angesichts der höheren Wahlbeteiligung die Frage, wen haben die von 2014 gestern gewählt. Und da zeigt sich ganz klar: Die ÖVP konnte am besten mobilisieren. 387.000 Nichtwähler von 2014 wählten am Sonntag die Volkspartei. Auch 105.000 freiheitliche Wähler entschieden sich dieses Mal für die ÖVP.
Die Wahlbeteiligung in gesamt Österreich liegt mit 59,3 Prozent weit über dem Wert von 2014 - 43 Prozent.
Landespolitiker in „Oberösterreich heute“
In der Sendung „Oberösterreich heute“ reagierten die Spitzenvertreter der Landespolitik auf die Trendprognosen für die EU-Wahl.
ÖVP: „Klares Votum für Stabilität“
„Ein klares Votum für Stabilität und Staatsverantwortung“ und „eine Richtungsentscheidung, zugunsten von Anstand, Moral und Verlässlichkeit“ ist für ÖVP-Landeshauptmann Thomas Stelzer das sich abzeichnende Ergebnis der EU-Wahl. Das Abschneiden der Volkspartei zeige auch, dass die Entscheidung von Sebastian Kurz auf Bundesebene richtig war, so Stelzer. ÖVP-Landesgeschäftsführer Wolfgang Hattmannsdorfer fügt der ersten Reaktion hinzu, dass der Versuch der SPÖ, „den Bundesskandal für sich auszunutzen, um sich parteipolitisch im Land zu profilieren, klar gescheitert ist.“
FPÖ: „Garant für vernünftige Politik“
Landeshauptmann-Stellvertreter Manfred Haimbuchner (FPÖ) bedankte sich bei den Wählern, dass man in „stürmischen Zeiten“ auf sie bauen könne. Die nahezu gleichbleibend hohe Zustimmung zeige ihm, dass „die FPÖ als Garant für eine vernünftige und patriotische Politik in Europa wie in Österreich als wichtig“ empfunden werde, teilte er schriftlich mit.
SPÖ: „Wir werden gut analysieren müssen“
Die Landesvorsitzende der SPÖ, Birgit Gerstorfer, hätte sich laut eigener Aussage ein besseres Ergebnis erwartet, warum ihre Partei nicht von den „Ibiza-Skandalen“ stimmenmäßig profitieren konnte, müsse man „gut analysieren müssen“. In Vorbereitung auf die kommende Nationalratswahl werde man auch „einiges“ verändern müssen, so Gerstorfer.
Grüne: „Wir sind aufgestanden“
Freude auch bei den oberösterreichischen Grünen, die sich auf ein Comeback zusteuern sehen. „Wir waren am Boden, aber wir sind aufgestanden“ wird Landessprecher Stefan Kaineder in einer Aussendung zitiert.
Über eine Million Wahlberechtigte in Oberösterreich
6,4 Millionen Österreicherinnen und Österreicher konnten am Sonntag über die Zusammensetzung des künftigen Europaparlaments entscheiden. In Oberösterreich waren es 1.108.448 Wahlberechtigte, die in 1.735 Wahllokalen ihre Stimme abgeben konnten.