Kulturbeirat mit Odin Wiesinger beschlossen

Nach der Sitzung der Landesregierung Montagnachmittag in Linz ist es fix, dass der Andorfer Maler Odin Wiesinger für die FPÖ im Landeskulturbeirat sitzt. SPÖ-Landesrätin Birgit Gerstorfer und Grün-Landesrat Rudi Anschober stimmten gegen dessen Ernennung.

Die Liste aller Kandidaten des neu zu bestellenden Beirates wurde jedoch mehrheitlich von ÖVP und FPÖ beschlossen. Damit übernehme eine Person, die „in rechtsextremen Medien publiziert und immer wieder Nähe zu NS-Ideologien anklingen lässt, eine offizielle Funktion des Landes“, bedauerte Gerstorfer. Sie hatte vor der Sitzung den Antrag gestellt, die Nominierung Wiesingers zurückzustellen. Auch die Grünen wollten in der Causa „nochmal einen Schritt zurückgehen“. Insgesamt sitzen neun von der Politik bestimmte Personen in dem beratenden Gremium, das aus 25 Mitgliedern und 25 Ersatzmitgliedern besteht. Am 8. Juni beginnt die neue, vierjährige Funktionsperiode.

Wiesinger werfen SPÖ, Grüne und auch die Kulturplattform Oberösterreich vor, rechtsextremes Gedankengut zu verbreiten und für rechtsextreme Zeitungen gearbeitet zu haben. Die ÖVP hält sich aus dem ganzen heraus und verweist darauf, dass jede Landtagspartei ein Nominierungsrecht für Vertreter im Kulturbeirat habe.

Wiesinger: „Viel Lärm um nichts“

Odin Wiesinger selbst sagte am Montag gegenüber dem ORF Oberösterreich, das Ganze sei viel Lärm um nichts. Er habe sich nichts vorzuwerfen, seine Bilder in Zeitschriften seien Auftragswerke gewesen. Er werde sich aber vorbehalten, gegen falsche Anschuldigungen juristisch vorzugehen. Seine Arbeit im Landeskulturbeirat werde er nach bestem Wissen und Gewissen erledigen und sich guten Ideen nicht verschließen, so Wiesinger.

ÖVP: „Eigenständiges Nominierungsrecht“

Wiesinger, seit dem Präsidentschaftswahlkampf als Lieblingskünstler von Norbert Hofer bekannt, steuerte u. a. für das rechte Magazin „Info-Direkt“ und für die im Vorjahr eingestellte „Aula“ Werke bei. Die FPÖ nominierte ihn jetzt für die kommende Periode des Landeskulturbeirates. Man sehe keine Bedenken mit der Ernennung, bestätigte ein Sprecher von Landesparteichef und Landeshauptmann-Stellvertreter Manfred Haimbuchner diese am Sonntag.

Das Büro von Landeshauptmann und Kulturreferent Thomas Stelzer (ÖVP) verwies am Sonntag darauf, dass die Statuten des Landeskulturbeirats „ein eigenständiges Nominierungsrecht für alle im Landtag vertretenen Parteien“ vorsähen.

Werk zur „Verteidigung Europas“

Der Maler, der eigentlich Manfred mit Vornamen heißt, hat seinen „Couleurnamen“ Odin (eine germanische Gottheit) von seiner Burschenschaft beibehalten. 2016 hatte er von „Info-Direkt“ den Auftrag erhalten, für die aktuelle Ausgabe zu dem in Linz stattfindenden Kongress „Verteidiger Europas“ das Titelbild zu gestalten. Sein Werk „Junger Verteidiger Europas“ sollte laut dem Magazin bei dem rechten Treffen versteigert werden. Laut Wiesinger war der Jüngling mit einem Holzschwert die bildhafte Darstellung des Sprichwortes: „Was du liebst, musst du verteidigen; und wäre deine Waffe aus Holz!“

Künstler in Tradition der Burschenschafter

Der 1961 geborene Innviertler ist bei den Freiheitlichen ein gern gesehener Künstler. Er ist nicht nur mit Hofer, sondern auch mit dem ehemaligen Dritten Nationalratspräsidenten und ebenfalls schlagenden Burschenschafter Martin Graf befreundet. So haben einige von Wiesingers Werken - die er auch für das als rechtsextrem eingestufte und inzwischen eingestellte Blatt „Aula“ malte - die Tradition der Studentenverbindungen zum Thema.

Landeskulturbeirat ab Juni neu

Insgesamt werden neun von der Politik bestimmte Personen in dem beratenden Gremium sitzen (vier ÖVP, drei FPÖ, eine SPÖ, eine Grüne). Zudem konnten sich Kulturschaffende und Kultureinrichtungen für die Mitgliedschaft bewerben und Persönlichkeiten dafür vorschlagen. Am 8. Juni beginnt die neue, vierjährige Funktionsperiode des insgesamt etwa 25 Personen umfassenden Gremiums. Wer außer Wiesinger noch vorgeschlagen wurde, ist noch nicht bekannt. Auf Nachfrage hieß es aus dem Büro des Landeshauptmannes, dass die Vorschläge am Montag der Regierung vorgelegt würden. Erst wenn alle Nominierten auch zugesagt hätten, soll die Liste veröffentlicht werden.

Grüne: FPÖ sucht Stelzers Schmerzgrenze

In einer Reaktion sagte der Kultursprecher der Grünen, Severin Mayr: „Die FPÖ versucht offenbar herauszufinden, wo Stelzers Schmerzgrenze liegt. Dabei macht sie auch vor dem Landeskulturbeirat nicht halt. Schön langsam stellt sich die Frage, wann der Landeshauptmann die Stopptaste drückt.“ Mayr forderte, bei der Bestellung der neuen Mitglieder des Landeskulturbeirates noch einmal einen Schritt zurückzugehen: „Die FPÖ sollte versuchen, jemanden zu finden, dem solche Verbindungen zu Rechtsaußen-Organisationen nicht nachgesagt werden können. Alles andere wäre dem Ruf des Landeskulturbeirates und damit des Kulturlandes OÖ mehr als abträglich.“

SPÖ: „Absolute Provokation“

Sabine Schatz, die SPÖ-Sprecherin für Gedenkkultur, bezeichnete die Entscheidung als „absolute Provokation“. Stelzer dürfe diese Nominierung nicht einfach abnicken, so Schatz. Sie erwartete sich noch am Montag, dass sich Stelzer nicht auf das Nominierungsrecht zurückziehe, da er sonst eine schwere Beschädigung des Kulturlandes Oberösterreich in Kauf nehme.

Offener Brief an Stelzer

Auch die Kulturplattform Oberösterreich sowie die SPÖ-nahe Gesellschaft für Kulturpolitik (gfk) hatten in einem offenen Brief an Stelzer die Nominierung Wiesingers am Montag abgelehnt und unter anderem auf dessen Publikationen in rechtsextremen Zeitschriften verwiesen.

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