Gefahren der Digitalisierung

Zehn Klicks im Internet und Datensammler kennen persönliche Eigenschaften des Nutzers besser einschätzen als zum Beispiel Arbeitskollegen es tun, so Wissenschaftler bei einer Diskussion über die Gefahren der Digitalisierung.

Der moderne Mensch hinterlässt seine digitalen Spuren überall, so die Experten bei der Veranstaltung der „Academia Superior“ der Gesellschaft für Zukunftsforschung am Wochenende in Traunkirchen (Bezirk Gmunden) unisono. Aufgrund der umfangreichen Vernetzung würden Daten auf vielfältige Art und Weise gesammelt. Jeder einzelne hinterlässt mittlerweile ob gewollt oder nicht einen digitalen Fußabdruck.

Diskussion Digitalisierung, Datenforscher Michael Kosinski

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Michael Kosinski

„Sexuelle Orientierung herauslesbar“

„Es ist extrem schwierig mittlerweile digitale Spuren zu vermeiden. Kreditkarten, Smartphones, Webbrowser - sogar das Auto zeichnet auf, wo sie sich befinden. Und selbst wenn sie die Technik weglassen, filmen Überwachungskameras und zeichnen ihren Standort auf“, Datenforscher, wie Michael Kosinski können daraus mit relativ hoher Treffsicherheit Eigenschaften wie den Intelligenzquotienten, die politische Ausrichtung oder auch die sexuelle Orientierung herauslesen. Dem Nutzer können so maßgeschneiderte Botschaften, übermittelt werden. Genutzt und bekannt wurden diese Methoden im Wahlkampf von Donald Trump oder bei der Brexit-Abstimmung.

Es gebe durchaus viele positive Aspekte, so Kosinski: „Produkte werden besser. Die Straßen werden sicherer und Viele haben auf diese Art und Weise Zugang zu Produkten, die in der Vergangenheit nur den Superreichen vorbehalten waren“.

Diskussion Digitalisierung, Expertenrunde mit (Bildmitte) LH-Stv. Christine Haberlander (ÖVP)

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Diskussion Digitalisierung, Expertenrunde mit (Bildmitte) LH-Stv. Christine Haberlander (ÖVP)

Datenerhebung nicht immer zum Wohle der Menschheit

Gewarnt wurde jedoch vor einem allzu offenen Umgang mit persönlichen Daten. „Man soll vor allem von den Tech-Konzernen viel härter verlangen, offenzulegen, welche Daten sie auf welchem Wege erheben; darauf haben wir ein Recht, das zu wissen“, so Susanne Gaschke, eine Publizistin aus Deutschland. Denn die Massendatenerhebung sei nicht ausschließlich zum Wohle der Menschheit.

Diskussion Digitalisierung, Kritikerin Susanne Gaschke (Deutschland)

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Susanne Gaschke

Daher müssen der Digitalisierung Grenzen gesetzt werden, forderte die Kritikerin: „Es gibt immer genug Leute, die die Chancen beschreiben, ich konzentriere mich mehr auf die Probleme“. Da seien die Privatsphäre und die demokratische Öffentlichkeit in Gefahr und die Digitalisierung – so wie sie momentan betrieben wird - „führt zu Erregungskulturen und wirklich Aufhetzung bestimmter Bevölkerungsteile gegeneinander“.

Eine Trendumkehr sei nicht mehr möglich, darüber war man sich bei der Diskussion einig. Umso wichtiger sei es, so die Diskussionsteilnehmer, mit persönlichen Daten verantwortungsvoll und bewusst umzugehen.