Bernhard-Stipendiat feiert Uraufführung

Das erste Stück des derzeitigen Thomas-Bernhard-Stipendiaten Martin Plattner „Rand-ständig“ wird am Freitag in Linz uraufgeführt. Darin lässt der Tiroler vier Menschen in einem Lawinenkegel aufeinandertreffen.

Es geht um die „gnadenlose Entsolidarisierung zwischen jenen, die ohnehin schon am Rand der Gesellschaft stehen“, schreibt der Autor im Log-Buch zu dem Text.

Handlung spielt im Kegel einer Lawine

Die Handlung spielt im Kegel einer abgegangenen Lawine, in dem vier Überlebende gefangen sind. Klingt nach den allgegenwärtigen Schneeberichten der vergangenen Tage vertraut - aber während den realen Eingeschlossenen eine Welle der Solidarität entgegenschlägt, ist das bei jenen im Stück anders. Denn es handelt sich um Leute, die bewusst in einen Lawinenstrich abgeschoben worden sind, weil jeder seinen Makel hat: ein Kopftuch, Homosexualität oder einfach Überforderung mit dem Leben. Sie waren im Ortskern schlicht nicht willkommen.

Nebenschauplatzbeauftragte von Land und Erdkreis

Im Lawinenstrich, so hoffte man, würde die Natur die Sache erledigen, ohne, dass man sich selbst die Hände schmutzig machen müsse, erläuterte Regisseurin Tanja Regele am Mittwoch in einer Pressekonferenz das Stück. Um die „Randständigen“ kümmert sich dort höchstens der „Nebenschauplatzbeauftragte von Land und Erdkreis“, der im Helikopter über dem Kegel kreist und Durchhalteparolen verbreitet. Untereinander entwickeln die Eingeschlossenen auch keine Solidarität, weil sie es nie gelernt haben.

Jugend in abgelegenen Bergdörfern verbracht

Autor Plattner und Regisseurin Regele, die nach drei Jahren als Regieassistentin in Linz nun ihre erste eigene Inszenierung vorlegt, verbindet ihre Herkunft. Beide haben ihre Jugend in abgelegenen Bergdörfern verbracht, in denen es nicht nur geografisch eng war, sondern auch gerne mit Sätzen wie „weil es so ist“ oder „weil es sich so gehört“ argumentiert wurde. Plattner betont aber, dass das Stück an keinem realen Ort spiele, sondern „in/auf/unter den inwendigen Gebirgsstöcken und -kämmen hadernder Menschen“.

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Thomas-Bernhard-Stipendium vergeben (ooe.ORF.at)