Ex-RLB-Chef Scharinger verstorben

Die Raiffeisenlandesbank trauert um ihren langjährigen Vorstandschef: Ludwig Scharinger ist Donnerstagvormittag nach langer Krankheit verstorben. Der 76-Jährige war von 1985 bis 2012 an der Spitze der Regionalbank.

Scharinger wurde am 19. Oktober 1942 in Arnreit im Mühlviertel als ältestes von sieben Kindern geboren. Eigentlich hätte er den Hof seiner Eltern übernehmen sollen. Ein Motorradunfall während der Bundesheerzeit, bei dem der rechte Fuß verletzt wurde, machte diese Pläne zunichte. Scharinger studierte zuerst in Wieselburg, dann Sozial- und Betriebswirtschaft an der Johannes Kepler Universität in Linz.

Ludwig Scharinger

ORF

27 Jahrelang war Scharinger Vorstandschef der RLB

Seine Karriere in der Raiffeisenlandesbank (RLB) nahm ihren Anfang im Jahr 1972. Bereits 1978 wurde er in die Geschäftsleitung berufen. Von 1985 bis 2012 war Scharinger Generaldirektor und Vorstandsvorsitzender der RLB. Unter seiner Führung habe die RLB eine außergewöhnliche Entwicklung genommen, wird der ehemalige Topmanager in einer RLB-Aussendung gewürdigt. Er formte aus einem vergleichsweise kleinen Institut Österreichs die stärkste und ertragsreichste Regionalbank.

Ludwig Scharinger

RLB OÖ

Unter Scharinger wurde die RLB zur stärksten Regionalbank

In Erinnerung an Ludwig Scharinger ein Auszug der „Linzer Torte“ mit Ottmar Schrott aus dem Jahr 2012

Die Landesbank war zu seiner Zeit an mehr als 500 Firmen - direkt oder indirekt - beteiligt, so auch an der Voest Alpine, der Salinen AG, der AMAG und der Energie Oberösterreich.

Heinrich Schaller und Ludwig Scharinger

APA/rubra

2012 erfolgte die Übergabe an Heinrich Schaller

Nach seinem Abschied als Generaldirektor übte Scharinger
verschiedene Aufsichtsratsfunktionen in wesentlichen österreichischen Unternehmen aus. Er war Träger hoher Auszeichnungen wie des Großen Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich und des Goldenen Ehrenzeichens des Landes.

Ludwig Scharinger

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Seit seiner Jugend spielte Scharinger begeistert Trompete

In jungen Jahren zog Scharinger als Musikant mit einer Musikkapelle durchs Land und griff auch später - auch öffentlich - regelmäßig zur Trompete. Er war aber auch begeisterter Jäger, so kam es in Russland zu einem folgenschweren Unfall. Scharinger erlitt ein Schädel-Hirn-Trauma, wovon er sich nicht mehr vollständig erholte. In den vergangenen Monaten verschlechterte sich sein Zustand zusehends. Scharinger hinterlässt seine Frau Anneliese, vier Töchter und deren Familien.

Betroffene Reaktionen bundesweit

Bundeskanzler Sebastian Kurz würdigt Scharinger „als innovativen, umsichtigen und bodenständigen Manager“, der stets die nachhaltige Entwicklung und die Sicherung des Wohlstandes in den Mittelpunkt gestellt hatte, so Kurz.

„Ludwig Scharinger hat nicht nur in der Raiffeisenlandesbank, deren Generaldirektor er 27 Jahre lang war, sondern im ganzen Land bleibende Spuren hinterlassen“, sagt Landeshauptmann Thomas Stelzer.

FPÖ-Landesparteiobmann Landeshauptmann- Manfred Haimbuchner reagiert mit großen Bedauern auf den Tod Scharingers: "Ich habe im Rahmen des Wohnbaus oft und gerne mit ihm zusammengearbeitet und werde ihn als einen hervorragenden Manager und begeisterten Oberösterreicher im Gedächtnis behalten“, so Haimbuchner.

Für Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner war Scharinger einer der „erfolgreichsten Manager in Oberösterreich und ein begnadeter Netzwerker, der unser Bundesland in vielen Bereichen positiv geprägt hat.“

Tief betroffen zeigt sich Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck: „Mit Ludwig Scharinger ist ein Spitzenmanager, der nicht nur den oberösterreichischen, sondern den österreichischen Raiffeisensektor wesentlich geprägt hat, von uns gegangen."

„Ludwig Scharinger beherrschte das Finanzwesen und die Wirtschaftspolitik wie nur Wenige und war in den ÖBB ein wichtiger Berater“, so die zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ), die Scharinger 2012 als damalige Infrastrukturministerin in den ÖBB-Aufsichtsrat holte.

Mit Scharinger verliere Oberösterreich „einen Mann, der unser Bundesland und seine Wirtschaft mehr als ein Vierteljahrhundert lang geprägt hat“, würdigte SPÖ-Landesvorsitzende Landesrätin Birgit Gerstorfer den Verstorbenen. Der Bankmanager habe „auch keine Berührungsängste zu den politischen Parteien“ gehabt, erinnerte sie an seine langjährige Freundschaft mit dem ehemaligen Linzer SPÖ-Bürgermeister Franz Dobusch.

Seitens der Stadt Linz hieß es, man verliere mit Scharinger „eine nicht nur in Kreisen der Wirtschaft hoch geachtete Persönlichkeit“. Der Banker sei „als Brückenbauer und Netzwerker“ auch an der Errichtung wichtiger infrastruktureller Einrichtungen wie dem Design-Center oder der Weiterentwicklung des Areals zwischen ORF-Gebäude und Südbahnhofmarkt beteiligt gewesen.

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