Welserin 71 Tage in Türkei in Haft

Über zwei Monate wurde eine Welserin mit kurdischen Wurzeln in der Türkei festgehalten und in Gefängnissen eingesperrt. Die türkischen Behörden warfen ihr vor, bei der PKK zu sein, dabei wollte die Frau nur ihre kranke Mutter in einem Spital besuchen.

Im August besuchte die 48-Jährige ihre kranke Mutter in einem Spital in Izmir (Türkei). Als sie nach vier Wochen wieder heim fliegen wollte, wurde sie am Flughafen festgenommen und in Untersuchungshaft genommen. Von dort dann in ein Schubhaftgefängnis überstellt, erzählte die Frau bei Pressekonferenz am Mittwoch auf Einladung der Welser Grünen. Als sie nach Vorwürfen fragte, habe man ihr unterstellt, sie sei eine bedeutende Terroristin. Sie sei verdächtigt worden die „PKK-Obfrau von ganz Österreich“ zu sein, man habe von ihr Namen von PKK-Mitgliedern wissen wollen und sie beschuldigt, in der Türkei Geld für die Terrororganisation gesammelt zu haben.

Welserin, die 71 Tage in der Türkei in Haft war, und Extremismus-Experte Thomas Rammerstorfer

ORF

„Schläge an der Tagesordnung“

„Ich habe gefragt, wie lange ich da im Gefängnis bleibe – wurde mir gesagt vielleicht zwei oder drei Tage.“ Doch es waren in Summe 71 Tage. Ihre Zelle sei bis auf maximal 15 Minuten, in welchen sie in einen Hof konnte, immer zugesperrt gewesen – ohne warmes Wasser, keine Decken oder Bettwäsche dafür ständige Angst. Schläge seien an der Tagesordnung gewesen „und wenn du eine Frage stellst, kommst du gleich in eine Einzelzelle – ich war zwei Mal dort“.

Die türkischen Beamten sagten ihr, sie sei drei Tage vor ihrer Festnahme telefonisch angezeigt worden, wobei der Anruf aus Wels gekommen sei, so die Frau in der Pressekonferenz. Sie sollte sechs Monate in Haft bleiben, ihr Anwalt habe aber erreicht, dass sie früher wieder nach Österreich zurückgeschickt wurde. Allerdings verhängten die türkischen Behörden über die Kindergartenhelferin ein einjähriges Einreiseverbot.

Seit 1993 in Österreich

Wer sie angeschwärzt haben könnte, kann sich die Kindergartenhelferin nicht vorstellen. Die Frau, die seit 1993 in Österreich lebt und seit 2003 die Staatsbürgerschaft hat, engagiert sich nach eigenen Angaben stark für Menschenrechte, hat an Demos teilgenommen und sich u.a. beim Mesopotamischen Kulturverein engagiert. Einen Bezug zur PKK gebe es aber nicht.

Enttäuscht von österreichischen Behörden

Enttäuscht ist sie auch von den österreichischen Behörden. Von der Botschaft habe niemand mit ihr Kontakt aufgenommen, während sie in Haft war, schilderte der Extremismus-Experte Thomas Rammerstorfer, der sie in der Pressekonferenz unterstützte. Dafür sei sie nach ihrer Rückkehr nach Österreich vom Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung vorgeladen worden. Verdacht: Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung. Es sei „widerwärtig“, dass Österreich „jemanden, gegen den nicht einmal die türkischen Behörden etwas gefunden haben, zu kriminalisieren versucht“, ist Rammerstorfer empört.

Bei der zuständigen Staatsanwaltschaft Wels bestätigte man ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung. Es gebe auch bereits einen Vorhabensbericht an die Oberstaatsanwaltschaft, zum Inhalt könne man aber noch nichts sagen bis diese entschieden hat. Laut Rammerstorfer sind derzeit fünf Österreicher in der Türkei in Haft: Neben dem Journalisten Max Zirngast noch eine Mutter mit zwei Töchtern im Alter von 18 und 22 Jahren aus Wien sowie ein Linzer Unternehmer.