„Wie Firma aufgebaut“: Das Betrüger-System
Die Kautionsbetrüger sprechen sehr gut Deutsch, deshalb wirken die Anrufe der vermeintlichen Kriminalbeamten täuschend echt. Die Sprachkenntnisse kommen meist daher, dass viele der Täter jahrelang im deutschsprachigen Raum gelebt hätten. Ihre Zentrale sei aber im Ausland, verrät der Leiter der Abteilung Betrug im Landeskriminalamt Oberösterreich, Gerald Sakoparnig. Dort seien die Betrüger wie eine gut strukturierte Firma organisiert.
Leiter der Abteilung Betrug im Landeskriminalamt Oberösterreich, Gerald Sakoparnig
Betrugs-Profis sind sehr überzeugend
Die 75-jährige Linzerin, die am Mittwoch zum Opfer wurde, glaubte den Überzeugungskünsten der Kautionsbetrüger und überließ ihnen Münzen, Goldschmuck und Bargeld im Wert von mindestens 150.000 Euro. Ihr Sohn hätte einen Unfall verursacht und sie könne ihn auf Kaution frei bekommen, erzählte ihr am Telefon ein vermeintlicher „Polizist“. Sie als Mutter zögerte nicht lange und wurde so zum Opfer der professionellen Verbrecher.
Betrugsmaschen richten sich nach Erfolgsquote
Man könne sich das so ähnlich vorstellen, dass wie bei „einer echten Firma im ersten Stock die Abteilung für Heiratsschwindel und Partnerbetrug“ sitze, im zweiten Stock sei das Callcenter für die Nichten- und Neffentricks, so der Betrugsexperte Sakoparnig. Diese Abteilungen seien hochspezialisiert und würden ihre Tricks und die Erfolgsquoten ständig evaluieren und bei Nichterfolgen – quasi je nach Marktlage – einfach neue Betrugsmaschen wie ein neues Produkt erfinden.
Ständig neue Tricks
Wenn der Kautionstrick nicht mehr oft genug zum Erfolg führt, werde schnell, davon sind die Polizeiprofis überzeugt, eine neue Methode folgen. Derzeit funktioniert er aber immer wieder. Um sich zu schützen, rät die Polizei bei Geldforderungen am Telefon immer von Betrug auszugehen, aufzulegen und die Polizei zu informieren.
Link:
- Betrüger erbeuteten 100.000 Euro ooe.ORF.at