Blaudruck als UNESCO-Weltkulturerbe

Die Handwerkstechnik des Blaudrucks, die vor allem im Mühlviertel noch gepflegt wird, ist auf die Repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen worden.

Der Blaudruck ist eine jahrhundertealte Technik der Stoffveredelung und wird noch heute von Designern in Modekollektionen in Zusammenarbeit mit Blaudruck-Werkstätten angewandt. An der Einreichung sind neben Österreich auch Deutschland, die Slowakei, Tschechien und Ungarn beteiligt. Unter Handblaudruck versteht man das Färben von zumeist Naturmaterialien, zum Beispiel Leinen, mittels einer speziellen Drucktechnik. Die bis zu 250 Jahre alten Holzmodeln zeichnen sich durch regional inspirierte Muster aus. Während im 18. und 19. Jahrhundert die Technik des Blaudrucks in Mitteleuropa stark verbreitet war, existieren in Europa heute nur noch wenige Blaudruckwerkstätten.

Blaudruck-Bastion Bad Leonfelden

Laut österreichischer UNESCO-Kommission gibt es in Österreich nur noch zwei Familienbetriebe: Einer im Burgenland und einer in Bad Leonfelden im Mühlviertel, die Blaudruckerei Wagner. Das Familienunternehmen besteht seit 1878 und ist heute weit über die Region hinaus bekannt. Die reichverzierten Blaudruckstoffe werden vor allem für Trachtenkleidung aber auch für Möbelbezüge und Haushaltswäsche verwendet. Früher waren die robusten Leinenstoffe vor allem für die Arbeitskleidung der ländlichen Bevölkerung wichtig.

Färbermuseum in Gutau

Noch 1832 gab es etwa im Mühlviertel 17 Färbereibetriebe, die auch Blaudruck gemacht haben. In Gutau (Bezirk Freistadt) kann man die Traditionsstoffe in einem eigenen Färbermuseum bewundern. Dort findet auch jedes Jahr am ersten Sonntag im Mai ein großer Färbermarkt statt.

Blaudruck-Verkaufsraum

ORF

Nur mehr wenige Betriebe in Europa

In Tschechien, in der Slowakei sind noch drei, in Ungarn sechs Familien-Blaudruckereien aktiv. Die größte Gemeinschaft an Blaudruckern in Europa besteht in Deutschland, wo noch 12 Werkstätten bestehen.

Kulturminister Gernot Blümel (ÖVP) sieht in der Aufnahme „ein weiteres starkes Zeichen, dass Österreichs kulturelles Erbe vielfältig und zeitlos ist“. - „Der Handblaudruck ist ein wichtiger Teil der österreichischen und europäischen Handwerkstradition“, wird Sabine Haag, Präsidentin der Österreichischen UNESCO-Kommission, in einer Aussendung zitiert. „Die Handwerkstechnik des Blaudrucks ist leider zunehmend vom Verschwinden bedroht, wir hoffen, dass die internationale Würdigung dieser Tradition zu neuen Impulsen und Aufmerksamkeit verhilft.“

Vierte erfolgreiche Einreichung aus Österreich

Derzeit sind aus Österreich neben dem Blaudruck die Falknerei, das Imster Schemenlaufen und die Hohe Schule und Klassische Reitkunst der Spanischen Hofreitschule auf der Liste vertreten. Über eine weitere Einreichung aus Österreich - diesmal gemeinsam mit der Schweiz - soll morgen in Mauritius entschieden werden. Es geht dabei um das Wissen im Umgang mit der Lawinengefahr.

Zum Immateriellen Kulturerbe zählen lebendige Traditionen aus den Bereichen Tanz, Theater, Musik, mündliche Überlieferungen, Naturwissen und Handwerkstechniken. Seit 2003 unterstützt die UNESCO die Förderung, Dokumentation und den Erhalt dieser Kulturformen.

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