Hitzesommer: Gletscherschwund auf Dachstein

Der heurige Hitzesommer hat auch für einen starken Gletscherschwund auf dem Dachstein gesorgt. Insgesamt sind 5,2 Millionen Kubikmeter Eis abgeschmolzen, mit Folgen für Natur, Tourismus und Stromerzeugung.

Auf dem Dachstein an den Landesgrenzen von Oberösterreich, Salzburg und der Steiermark hat sich die Hitze des Sommers stark ausgewirkt. Insgesamt sind 5,2 Millionen Kubikmeter Eis abgeschmolzen, in etwa so viel wie der Jahrestrinkwasserverbrauch der Städte Wels und Steyr. Das berichtete Umweltlandesrat Rudi Anschober (Grüne) bei einer Pressekonferenz am Dienstag in Linz.

Forschungen seit 2006

Das Land hat wegen der Bedeutung der Gletscher als „Fieberthermometer des Planeten“ 2006 die gemeinsame Forschungstätigkeit von BlueSky Wetteranalysen und der Universität Innsbruck auf dem Dachstein gestartet. Die heurige Bilanz ergibt mit einem Längenverlust von rund 140 Metern und erheblichen Rückgängen der Eisdicke die drittstärkste Schmelze seit dem Messbeginn 2007.

Der vergangene Winter war sehr schneereich. Obendrein war es vor allem im Frühwinter und von Jänner bis März kalt und sehr windig mit starken Schneeverfrachtungen. Er galt damit zunächst als „Hoffnungswinter“.

Schmelzende Gletscher, Hallstätter Gletscher mit Niederem Dachstein im Hintergrund

ORF

Seit März immer zu trocken

Doch Februar und März waren schon überdurchschnittlich trocken. In der ersten April-Hälfte erfolgte der Wechsel von Winter auf Frühsommer. Ab diesem Zeitpunkt war jeder Monat zu trocken. Zudem erlebte der Gletscher einen Hitzesommer, der zu der starken Schmelze führte. Auch der Herbst war weitaus zu warm und zu trocken. Der Schwund des nicht mehr „ewigen Eises“ verschlechtert die Bedingungen für die Tourismusbetriebe auf dem Berg, ebenso die Begehbarkeit der Wanderwege, Klettersteige und der Routen über den Gletscher.

Bedeutung für Stromerzeugung

Die Energie AG unterstützt das Forschungsprojekt wegen der wirtschaftlichen Relevanz des Dachsteingletschers. Denn er liegt mit seinem Einzugsgebiet am Beginn ihrer Kraftwerkskette mit 16 Speicher- und Laufkraftwerken entlang der Traun. Deren Stromerzeugung mit durchschnittlich 700 Gigawattstunden pro Jahr ist ein wesentlicher Bestandteil der Wasserkrafterzeugung des Unternehmens. Sie versorgen rund 200.000 Haushalte bzw. rund 600.000 Einwohner mit elektrischer Energie, rechnete Generaldirektor Werner Steinecker vor.

Wasserkraftwerk an der Traun, Bad Goisern

EAG

Gletscher auch Wasserspeicher für Kraftwerke

Der Gletscher ist dabei eine Art natürlicher Speichersee, der eine gleichmäßige Erzeugung ermöglicht. Im Winter wird Niederschlag in Form von Schnee und Eis zwischengespeichert und danach kontinuierlich als Schmelzwasser abgegeben. Auch Starkregen im Sommer wird in fast 3.000 Meter Seehöhe, wo meist Temperaturen um den Gefrierpunkt herrschen, aufgefangen und fließt zeitverzögert ab, was zu einer Entspannung in Hochwassersituationen führen kann.