Freistadt feiert erneut 800-Jahr-Jubiläum

In Freistadt lassen die Vorbereitungen für eine 800-Jahr-Feier 2020 schon jetzt die Wogen hochgehen. Denn die Feiern sollen zehn Monate dauern, mit entsprechenden Kosten und einem Projektkoordinator für 120.000 Euro. Dabei feierte man 800 Jahre schon 1930 einmal groß.

Freistadt feierte im Juni 1930 800 Jahre - mit dem damaligen Bundeskanzler, dem Landeshauptmann und vielen Gästen. 1932 feiert dann das Bürgerkorps der Stadt sein 800-jähriges Bestehen.

Kein Dokument belegt das Gründungsjahr

Jetzt, 88 Jahre nach den 800-Jahr-Feiern, plant man das wieder. Weil – so hat es der Gemeinderat festgelegt – Freistadt angeblich 1220 gegründet worden ist. Nur: Mit Historikern oder Experten der Stadtgeschichte hat keiner der Stadtpolitiker gesprochen. Denn sonst hätte man erfahren, dass es kein Dokument gibt, das die Gründung der Stadt Freistadt belegen würde.

Eigener Posten für Jubiläum ausgeschrieben

Rund um 1220 wird die Gründung nach letzten Forschungsergebnissen irgendwann einmal erfolgt sein. Nur wann? 1217 oder doch erst 1225? Für die Stadtforschung kein großes Problem. Geschichte lässt sich oft nicht an einem Tag oder einem bestimmten Jahr festmachen – schon gar nicht, wenn man dafür ins Mittelalter zurück muss. Für die Freistädter Stadtpolitik wird die Frage nach der Stadtgründung aber zur Provinzposse.

Denn Bürgermeisterin Elisabeth Paruta-Teufer (ÖVP) hat nach einem Beschluss im Stadtrat für das von der Politik festgesetzte Jubiläum einen eigenen Posten ausgeschrieben. Zwei Jahre lang soll ein Projektleiter oder eine Projektleiterin alle Feierlichkeiten koordinieren. Kostenpunkt 120.000 Euro plus veranschlagte Marketingkosten von weiteren 100.000 Euro. Die eigentlichen Kosten für die Feierlichkeiten noch gar nicht miteingerechnet, und das bringt die Opposition auf den Plan.

Finanzierung noch völlig offen

Die SPÖ hat im Stadtrat gegen diesen Posten gestimmt – auch im Gemeinderat werden zumindest sie und die Bürgerliste WIFF diesem Budgetposten nicht zustimmen. Die Bürgerliste fordert eine Redimensionierung der Feierlichkeiten. Denn die Bürgermeisterin plant  nicht weniger als zehn Monate mit verschiedenen Veranstaltungen. Nachhaltig sollen die sein, verspricht sie, um für die Zukunft mehr Gäste in die Stadt zu locken. Dafür will man etwa einen Teich im Stadtgraben im Sommer mit einer Strandbar ausstatten und im Winter als Eislauffläche nutzen. Völlig offen ist aber noch, wie das Ganze finanziert werden soll.

Opposition: „Plötzlich ist Geld da“

Die Opposition, vor allem SPÖ und Bürgerliste, hält manches für Geldverschwendung, vor allem den Posten des Projektleiters und die Dauer der Feiern. Beide verweisen darauf, dass man aus Geldmangel den Citybus in der Stadt gestrichen, die Schulausspeisung verteuert oder Müll-, Abwasser- und Parkgebühren erhöht hat. Jetzt sei plötzlich Geld da, beide vermuten hinter dem neu zu schaffenden Posten einen versteckten Wahlkampfmanager für die Bürgermeisterin, denn wenige Monate nach dem Jubeljahr sind Gemeinderatswahlen. Bürgermeisterin Paruta-Teufer hat auf eine Interviewanfrage des ORF Oberösterreich dazu nicht reagiert.

Nach Turbulenzen kommt neuer Stadtmanager

In Kürze soll es in Freistadt nach heftigen Turbulenzen auch wieder einen Stadtmanager oder eine Stadtmanagerin geben. Warum diese Person nicht die Koordination der Jubiläumsfeiern übernehmen kann und stattdessen ein neuer Posten geschaffen werden muss, fragt sich die Opposition im Gemeinderat übrigens unisono. Und so hat es die Freistädter Stadtpolitik zwar wieder einmal mit einem politischen Wirbel zu tun. Im Gegenzug darf man sich aber auf die Fahnen heften, zweimal 800 Jahre alt zu werden.

Freistadt spricht von 80.000 Euro für Projektleitung

Die Stadt Freistadt hat Freitagmittag auf den Bericht reagiert. Der Beschluss, 2020 das 800-jährige Bestandsjubiläum zu feiern sei im Juni 2016 einstimmig im Gemeinderat beschlossen worden. Die Projektleitung würde jedoch nicht bei 120.000 Euro, sondern bei rund 80.000 Euro liegen. Das dem ORF vorliegende Sitzungsprotokoll der Arbeitsgruppe weist jedoch 120.000 Euro aus:

Sitzungsprotokoll

ORF

Auszug aus dem Sitzungsprotokoll

Für das Marketing nehme man Kosten in Höhe von rund 50.000 Euro an, so die Stadt Freistadt am Freitag.