Kritik an Welser Bürgermeister

Das Vorwort des Welser Bürgermeisters Andreas Rabl (FPÖ) für ein neues Buch über den Nationalsozialismus hat am Samstag für Diskussionen gesorgt. Er beschrieb, wie sein Großvater mehrmals von der Gestapo verhaftet worden war.

Damit hätte er seinen Verwandten fälschlicherweise als Opfer des braunen Regimes dargestellt, so der Vorwurf der Welser Initiative gegen Faschismus (Antifa). Am Sonntag verlangte Rabl eine „persönliche Entschuldigung“ von der Welser Initiative gegen Faschismus, dem Mauthausen Komitee und von SPÖ-Abgeordneter Sabine Schatz.

Bürgermeister Rabl Kritik Vorwort

Werner Retzl

„Mehr als lückenhafte Darstellung“

„Das ist eine mehr als lückenhafte Darstellung“, kritisierte Werner Retzl, Vorsitzender der Welser Antifa, am Samstag in einer Presseaussendung das Vorwort des Bürgermeister. Dessen Großvater Max Rabl sei nämlich schon seit 1921 Mitglied der NSDAP gewesen, damit ein „Alter Kämpfer“ und hätte nach dem „Anschluss“ Österreichs an Hitler-Deutschland die Leitung des vom NS-Regime gleichgeschalteten Verlags der Diözese St. Pölten übertragen bekommen. Zwar sei er tatsächlich insgesamt dreimal von der Gestapo festgenommen worden. Worum es dabei ging, sei nicht mehr genauer zu eruieren.

„Heuchlerischer Antifaschismus“

Hinweise gäbe das „Kleine Volksblatt“ vom 7. Juli 1939, wo über finanzielle Unregelmäßigkeiten im Verlag berichtet worden wäre. Rabl wurde zwar freigesprochen, aber trotzdem der Gestapo überstellt. Dass dieser dann zur Wehrmacht wechselte und bis Kriegsende den Offiziersrang erreicht hatte, „wäre kaum möglich gewesen, hätte das NS-Regime ernsthafte Zweifel an seiner Loyalität gehabt“, so Retzl. Die Welser Antifa warf dem Stadtchef daher auch „heuchlerischen Antifaschismus“ vor.

Rabl: „Alles historisch belegt“

Rabl sagte am Samstag gegenüber dem ORF Oberösterreich: „Tatsache ist, dass ich ein Vorwort über persönliche Betroffenheit im Nationalsozialismus geschrieben habe. Tatsache ist auch, dass mein Großvater mehrfach in Gestapo-Haft gesessen ist. Ich weiß ja nicht einmal, was jetzt der genaue Vorwurf der Antifa oder der SPÖ ist. Denn nichts, was ich geschrieben habe, stimmt nicht, ganz im Gegenteil, es ist alles nachvollziehbar und historisch belegt. Wenn jetzt die Antifa erneut eine Schmutzkübelkampagne betreibt, ist das nichts Neues. Und die SPÖ sollte sich mal um ihre eigenen Probleme kümmern und nicht den Großvater aus der Kiste auspacken, um irgendwas gegen mich zu sagen.“

Rabl verlangt „persönliche Entschuldigung“

Rabl verlangte am Sonntag eine „persönliche Entschuldigung“ von der Welser Initiative gegen Faschismus , dem Mauthausen Komitee und von SPÖ-Abgeordneter Sabine Schatz. Gegen Schatz lasse er auch rechtliche Schritte prüfen, nachdem diese ihm „Geschichtsfälschung“ vorgeworfen hatte. „Es ist eine Schmutzkübelkampagne der ganz üblen Sorte“, sagte Rabl am Sonntag im APA-Gespräch. Sein Großvater war wegen politischer Gründe in Haft. Dass die Antifa NS-Quellen heranziehe, um das zu relativieren, verwundere ihn.

Man bringe keinen einzigen Beweis vor, so Rabl. „Nur einen Zeitungsartikel, der widerlegt ist.“ Dazu gebe es auch stenografische Protokolle aus dem Parlament. „Offensichtlich bestimmt die SPÖ und die Antifa, wer Opfer des Nationalsozialismus war“, meinte der Welser Bürgermeister. Die Erinnerungskultur gehöre diesen aber nicht allein.

In einem Bericht des „Standard“ am Samstag bestätigte Rabl die NSDAP-Mitgliedschaft seines Verwandten. „Das eine widerspricht dem anderen nicht“, sagte der Stadtchef. Zum Vorwort stehe er weiterhin. „So ein Vorwort ist ja nicht dazu da, meine Familiengeschichte aufzuarbeiten, sondern ein Erinnerungsgeschehen darzustellen“, wird Rabl in dem Bericht zitiert.

SPÖ: „Rabl verhöhnt NS-Opfer“

Scharfe Kritik übte SPÖ-Abgeordnete Sabine Schatz am Verhalten des blauen Bürgermeisters in einer Presseaussendung am Samstag. „Bürgermeister Rabl verhöhnt mit seiner Falschdarstellung die Opfer des Nationalsozialismus und jene, die für ihren Widerstand mit Haft, Folter und dem Tod bezahlen mussten.“ Sie warf Rabl „Geschichtsfälschung“ vor und forderte eine öffentliche Entschuldigung.

Der Welser SPÖ-Stadtparteivorsitzende Klaus Hoflehner meinte, dass man sich zukünftig bei den Ausführungen Rabls wohl dauerhaft die Frage stellen müsse, was nun Wahrheit sei, denn der Bürgermeister scheine sich nur allzu gern alternativer Fakten zu bedienen, so Hoflehner.

Mauthausen Komitee: „Darstellungen ein Skandal“

Für das Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ) sind die Darstellungen Rabls ein „Skandal“, wie MKÖ-Vorsitzender Willi Mernyi in einer Presseaussendung am Samstag es bezeichnete. Das Vorwort Rabls „schlägt den Mauthausen-Überlebenden ins Gesicht.“ Er forderte den Bürgermeister zum Rücktritt auf.