Lebenslange Haft nach Doppelmord

Zu lebenslanger Haft ist am Montag ein 55-jähriger Tunesier verurteilt worden. Er soll im Juni 2017 ein Ehepaar getötet haben. Der Mann wird zudem in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Der Angeklagte wurde wegen Mordes in zwei Fällen und versuchter Brandstiftung einstimmig und zudem wegen einer gefährlichen Drohung gegen einen Justizwachebeamten für schuldig befunden. Vom Vorwurf der Mitgliedschaft in einer terroristischen und kriminellen Organisation - der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) - wurde er freigesprochen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Der Angeklagte, der seit mehr als 25 Jahren in Österreich lebt, hatte die späteren Opfer regelmäßig mit Lebensmitteln aus dem Biogeschäft seiner Lebensgefährtin beliefert, so auch am 30. Juni 2017. An diesem Tag soll er - nach sorgfältiger Planung und Vorbereitung der Tat - zuerst die 85-jährige Frau mit einem Spanngurt stranguliert und ihr anschließend ein langes Fleischermesser in den Brustkorb gerammt haben. Dann soll er ihren 87-jährigen Mann mit einem Holzstiel, an dessen Ende eine Metallmuffe befestigt war, auf den Kopf geschlagen und ihm ebenfalls einen Messerstich in die Brust versetzt haben. Anschließend habe er laut Anklage rund vier Liter Benzin im Esszimmer sowie in der Küche verschüttet und angezündet.

IS-Zugehörigkeit „unwahrscheinlich“

Der 55-Jährige leide nicht an einer Geisteskrankheit und ist laut der psychiatrischen Sachverständigen Adelheid Kastner zurechnungsfähig. Es sei aber zu erwarten, dass er „wieder schwere Straftaten bis hin zu Tötungsdelikten begeht“, stellte sie unmissverständlich klar. Eine IS-Zugehörigkeit schließt Kastner aber aus, dafür sei der Angeklagte zu egozentrisch und nicht teamfähig. Der 55-Jährige entgegnete auf Kastners Ausführungen: „Da biegen sich die Balken vor lauter Lügen. Und bei der Madame (Kastner) brechen sie schon.“

Prozess Doppelmord Pensionistenehepaar Tunesier

APA/fotokerschi.at/Kerschbaummayr

Der 55-Jährige hielt dieses Pappschild hoch

Unter hohen Sicherheitsvorkehrungen hatte am Montag der Prozess um den Doppelmord an einem Pensionistenehepaar in Linz begonnen. Der Angeklagte gestand die Bluttat und entschuldigte sich bei den Verwandten. Dann jedoch lobte er den IS. Der 55-jährige Tunesier bezeichnete deren Verbrechen als den richtigen Weg. Zudem gab er an, er habe sich dem IS anschließen wollen.

Tatwaffen am Vortag vorbereitet

Gleich zu Beginn des Prozesses hielt der Angeklagte ein Schild hoch, auf dem er der Justiz Abhängigkeit und Lüge vorwarf. Nach dem Verlesen der Anklageschrift gestand der Mann, dass er das Pensionistenehepaar getötet und ihr Haus in Brand gesteckt hatte. Laut Anklage habe er bereits am Vortag die Tatwaffen und Spanngurte in einen Rucksack gepackt, denn er habe gewusst, dass er am nächsten Tag eine Gemüselieferung zu dem betagten Ehepaar bringen sollte.

Prozess Doppelmord

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Unter hohen Sicherheitsvorkehrungen wurde der Tunesier in den Gerichtssaal geführt

Die beiden soll er als Opfer auserkoren haben, weil er dachte, ihr Sohn stehe in einem Naheverhältnis zur FPÖ. Und diese Partei macht der 55-Jährige für den Ausländerhass verantwortlich, dem er unter anderem sein persönliches Unglück zuschreibt.

Katze war Auslöser für Nachbarschaftsstreit

Begonnen hatte alles mit einem Nachbarschaftsstreit vor mehreren Jahren. Ein ehemaliger Nachbar habe ihm vorgeworfen, eine Katze zweimal im Fenster eingeklemmt zu haben. Dass er wegen Tierquälerei zu einer Geldstrafe verurteilt wurde, empfand der Mann als tiefe Ungerechtigkeit. Er zahlte nicht und musste ersatzweise ins Gefängnis. Als er dann auch noch 107 Euro an Gerichtskosten zahlen sollte, habe er beschlossen, sich an der Gesellschaft zu rächen.

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