Prozess wegen Raubes vertagt

In Wels ist am Dienstag eine albanische Familie wegen schweren Raubes vor Gericht gestanden, die eine Pensionistin überfallen und ausgeraubt haben sollen. Der Prozess wurde vertagt, weil ein weiterer Verdächtiger befragt werden soll.

Die Verhandlung hatte am Vormittag mit einer überraschenden Ankündigung begonnen: Nachdem zwei Beschuldigte standhaft beteuert hatten, einen eventuellen Komplizen oder Hintermann nicht zu kennen, teilte die Staatsanwältin mit, dass dieser gefasst und in Untersuchungshaft sei.

Schmuck im Wert von 730.000 Euro geraubt

Drei der Angeklagten sollen in der Nacht auf den 25. Jänner 2017 eine 70-Jährige in Wels in ihren eigenen vier Wänden überfallen und ausgeraubt haben. Laut Anklage rissen die Täter ihr Opfer aus dem Schlaf, bedrohten es mit einem geschliffenen Schraubenzieher und fesselten die alte Dame mit Kabelbindern. Dann durchsuchten sie das Haus nach Wertsachen, was sich für sie durchaus auszahlte. Sie erbeuteten Schmuck im Wert von 730.000 Euro sowie 65.000 Euro Bargeld.

Erinnerungslücken bei Angeklagten

Am Dienstag ging es um eine Nummer, die immer wieder in der Telefonauswertung auftaucht und die Frage, ob deren Inhaber etwas mit dem Überfall zu tun haben könnte. Einer der Angeklagten will sich zwar mehrmals mit dem Unbekannten auf einen Kaffee getroffen haben, aber nicht wissen, wie dieser heißt. Er habe ihn einfach „Shok“ (albanisch für Freund) genannt und auch so im Handy eingespeichert - „das ist bei uns so üblich“. „Da ist es aber schwer, dass man die Leute auseinanderhält“, wunderte sich Richter Anton Weber.

Ein anderer Angeklagter wusste trotz 127 Kontakten mit den ominösen Unbekannten auch dessen Namen nicht. Zu den Details dieser Bekanntschaft gab es widersprüchliche Aussagen. SMS, die augenscheinlich auf den Raub anspielen könnten, rückte er alle in einen anderen Zusammenhang.

„Handy sei Kontakthandy eines Bordells gewesen“

Der mutmaßliche „Shok“, der aus der U-Haft vorgeführt wurde, will von den vier Angeklagten lediglich einen flüchtig kennen. Die vielen Kontakte zwischen seinem Handy und den Männern könne er sich nur damit erklären, dass mehrere Leute das Gerät verwendet hätten, es sei nämlich eigentlich das Kontakthandy eines Bordells gewesen.

Auf den Einwand des Richters, dass das Gerät aber in vielen Ländern Osteuropas eingeloggt und somit offenbar „auf Reisen“ gewesen sei, antwortete er - wie auch auf viele andere Fragen - mit „Das weiß ich nicht“. Nachdem Polizisten in der Mittagspause den Pass des Mannes herbeigeschafft hatten, zeigten sich auffällige Übereinstimmungen zwischen den Ein- und Ausreisestempeln in dem Dokument und den SMS, die man beim Grenzübertritt von Mobilfunkbetreibern bekommt. Die Frage, was der „Shok“ mit dem Überfall zu tun hat, muss aber ohnehin in einem eigenen Verfahren beantwortet werden, hieß es bei Gericht.

Belastende Zeugen-Aussagen

Die im aktuellen Verfahren Angeklagten wurden von Zeugen belastet: Einer berichtete, dass er gemeinsam mit einem der Angeklagten und dessen Mutter kurz vor der Tat die Pensionistin besucht hat. Und er habe den Eindruck gehabt, dass sich der Angeklagte dort umgesehen hat. Eine Polizistin schilderte, dass einer der Beschuldigten im Zusammenhang mit Diebstahlsermittlungen von der Exekutive beschattet worden sei. Sie habe ihn am Tag vor der Home-Invasion beobachtet, wie er in einen Baumarkt gefahren sei und Kabelbinder gekauft habe. Die Angeklagten wollen mit den ihnen zur Last gelegten Vorwürfen großteils nichts zu tun haben.

Der Prozess wurde am späten Nachmittag auf 29. Juni vertagt. Voraussichtlich wird dann nur über drei Angeklagte ein Urteil gesprochen. Bein Erstangeklagten wird es wohl noch länger dauern, weil sein Verteidiger den Akt zur Gänze verlesen haben will. Für die Angeklagten geht es um bis zu 15 Jahre Haft.