Abschiebestopp für Lehrlinge gefordert

Stellen Betriebe junge Asylwerber als Lehrlinge ein, gehen sie ein Risiko ein. Denn die Lehrlinge sind nicht vor einer Abschiebung geschützt. So könnten wichtige Fachkräfte verloren gehen. Landesrat Rudi Anschober fordert deshalb einen Abschiebestopp während der Ausbildung.

An Absagen in der Gastronomie war Maria Reitner eigentlich schon gewöhnt: Die Chefköchin aus Steyr suchte lange Zeit nach einem Kochlehrling - ohne Erfolg. Nun steht seit einem Jahr der 18-jährigen Ehsan aus Afghanistan in ihrer Küche. Ein tüchtiger Lehrling, beschreibt ihn Reitner. Jetzt könnte sie den 18-Jährigen von einem Tag auf den anderen verlieren: Vergangene Woche kam Ehsans negativer Asylbescheid.

Drittel der Lehrlinge mit negativem Bescheid

Nicht nur aus menschlichen sondern auch wirtschaftlichen Gründen, ein harter Schlag: „Wir haben Ehsan jetzt ein Jahr lang eingeschult - gerade das erste Jahr in der Gastronomie ist das härteste. Jetzt will ich ihn nicht einfach so wieder hergeben.“ Außerdem würde sie in Steyr nach wie vor keine Fachkräfte für die Gastronomie finden, so Reitner.

Kellner in Gastronomie

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Vor allem in der Gastronomie wird hängeringend nach Fachkräften gesucht

Seit 2012 können Asylwerber in sogenannten Mangelberufen eine Lehre machen. Das sollte gerade in geplagten Branchen wie der Gastronomie gegen den Fachkräftemangel helfen. In Oberösterreich werden derzeit 351 junge Asylwerber als Lehrlinge ausgebildet. Vor einer Abschiebung sind die Lehrlinge aber nicht geschützt: Ein Drittel hat schon einen negativen Bescheid. Die meisten von ihnen sind junge Afghanen. Das verunsichert die Unternehmen, schließlich bedeutet der Verlust eines Lehrlings ökonomische Kosten. Mehr dazu in: „Asylwerberlehrlinge ökonomisch betrachtet“ (ooe.ORF.at)

Verfahren für fünf Jahre pausieren

Landesrat Rudi Anschober (Grüne) fordert ein Abschiebestopp während der Lehre, ganz nach deutschem Vorbild. Es soll eine Duldung sein, kein Umgehen des Asylverfahrens, betont Anschober: „Das Verfahren wird während der Ausbildung aufs Eis gelegt, nach fünf Jahren wieder aufgenommen.“ Anschober hofft auf politische Unterstützung aus den Gemeinden. Auch eine entsprechende Petition Anschobers wurde 51.000 Mal unterschrieben.

Klubobmann Herwig Mahr (FPÖ) hingegen betont einmal mehr, dass eine Lehre kein Aslygrund sei: „Die Verfahren sind nach geltendem Recht abzuarbeiten.“