Kunst aus alten Plakaten und Möbeln
Endlos lange Plakatwände sind Gerhard Reitinger plötzlich bei einer Autofahrt mit Arbeitskollegen durch München aufgefallen. Spontan hatte er die Eingebung, diese Plakatwände als Malgrund zu verwenden. Er beobachtete zwei Burschen beim Affichieren von Plakaten, "da habe ich sie gefragt, ob ich die alten verwenden darf. Meine Arbeitskollegen haben sich gedacht, ich spinne, aber das war der Beginn meiner Malerei.“
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Reitinger verwendet Acrylfarben um das mehrlagige Plakatpapier zu bearbeiten. Die Spuren des Abrisses, des Plakatleims, Umwelteinflüsse und der früheren Benutzung sind noch sichtbar. In seinem Atelier bearbeitet er die Oberfläche. Darauf malt dann Gerhard Reitinger Köpfe und Figuren, einige von ihnen tragen Masken.
Maskenbildner bei Film und Theater
Bis zu seiner Pensionierung arbeitete Gerhard Reitinger als Maskenbilder an großen Theaterhäusern in Berlin, Hamburg und München, sowie an der Königlichen Oper in Stockholm. Darüber hinaus war er bei Filmproduktionen wie „Der Name der Rose“, „Stauffenberg“, „Der Alte“ und bei der TV-Serie „Forsthaus Falkenau“ dabei. „Ich musste Zeit meines Lebens Menschen verändern. Das steckt natürlich noch in mir, das versuche ich in meinen Bildern wiederzugeben“, so der Künstler, der nun in Scharnstein (Bezirk Gmunden) lebt.
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Geheimnisvolle Familienmöbel
Die Galerie Forum Wels zeigt parallel dazu Installationen von Gabriele Gruber-Gisler. Sie hat an der Linzer Kunstuniversität Keramik studiert. Größte Freude bereitet ihr aber nicht das Töpfern von Tellern und Tassen, sondern ihre Möbel-Installationen. Die alten Einrichtungsgegenstände stammen aus Ihrem Elternhaus in Ried im Traunkreis (Bezirk Kirchdorf an der Krems).
Sie befüllt sie mit Haushalts-Fundstücken und arrangiert diese zu Installationen. Dadurch haucht sie ihnen ein neues, geheimnisvolles Leben und teilweise auch humorvolle Geschichten ein. Keramiken verkaufen sich leichter als Installationen, sagte sie im ORF-Interview.
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„Ich brauche das“
Und dennoch macht sie weiter, denn das Schaffen der Installationen ist ihr ein tiefes, inneres Bedürfnis: „Ich brauche das. Wenn ich die Gelegenheit bekomme, in einer Ausstellung meine Installationen zu zeigen, sprudeln die Ideen. Würde ich das nicht nutzen und „rauslassen“, würde die Quelle der Inspiration vermutlich versiegen.“
In Gallneukirchen (Bezirk Urfahr-Umgebung) etwa hat Gruber-Gisler für das Feuerwehrdepot aus bunten Feuerwehrschläuchen ein Wandbild gestaltet.
Am Sonntag ab 14.30 Uhr kann mit den beiden Künstlern bei Kaffee und geplaudert werden. Die Ausstellung Galerie Forum am Welser Stadtplatz ist bis 28. April zu sehen.
Isabella Minniberger /ooe.ORF.at