Kritik an Abschiebung von Lehrlingen

312 Asylwerber in Oberösterreich füllen die Lücken in fast 40 Mangelberufen und absolvieren eine Lehre. Rund ein Drittel der großteils jungen Männer hat aber einen negativen Asylbescheid erhalten, es droht die Abschiebung - die Firmenchefs üben massive Kritik.

Ehsan ist mit seinen beiden Brüdern von Afghanistan nach Österreich geflüchtet und absolviert eine Lehre bei der Malerei Großbötzl in Ried im Innkreis. Ein Bruder lernt Koch, der Dritte ist Schüler. Die Drei leben in einer Wohnung und sorgen für sich selbst. Sein Chef Michael Großbötzl versteht die drohende Abschiebung nicht: „Da hat man junge, motivierte Menschen, die sagen‚ OK ich will eine Lehre machen und nach der Hälfte der Lehrzeit müssten sie dann wieder Österreich verlassen. Das ist in meinen Augen ein Drama.“

„Vor den Kopf gestoßen“

Ungewiss ist auch das Schicksal von Javad, der bei der Leinenweberei Vieböck in Helfenberg (Bezirk Rohrbach) eine Lehre macht. Die Weberei hatte zuvor jahrelang vergeblich einen Lehrling gesucht. Javad habe sich außerordentlich schnell integriert und sei mit Freude bei der Arbeit, so Produktionsleiterin Margit Schütz-Eibl. Man hänge mit Herzblut dran, investiere viel Zeit und sei dann durch den plötzlichen negativen Bescheid „vor den Kopf gestoßen worden“.

Anschober warnt vor „fatalem Signal“

Landesrat Rudi Anschober (Grüne) fordert von der Bundesregierung eine rasche Lösung, ähnlich wie in Deutschland, wo Asylwerber während ihrer Lehrzeit nicht mehr abgeschoben werden können. Für ihn sei das „ein fatales Signal wäre, wenn man genau diejenigen, die sich überhaupt nichts zu Schulden kommen lassen, sich engagieren und erfolgreich sind, abschiebt. Dann ist das ein Signal „dass es wurscht ist, wie man sich verhält in Österreich“.

Bisher haben knapp 40.000 Menschen die von Anschober initiierte Petition „Ausbildung statt Abschiebung“ unterschrieben, mit der unter anderem ein Abschiebestopp für Lehrlinge gefordert wird.