Studie zu Atommüll-Endlager präsentiert

Eine Studie im Auftrag von OÖ und NÖ stellt der tschechischen Suche nach einem Atommüll-Endlager ein wenig schmeichelhaftes Zeugnis aus. Kritisiert wird etwa, dass dabei das Thema Sicherheit nicht oberste Priorität habe.

Beim oberösterreichischen Anti-Atom-Gipfel am Freitag in Linz, zu dem auf Einladung von Umweltlandesrat Rudi Anschober (Grüne) Vertreter aller Parteien und etliche NGO zusammenkamen, präsentierte Beate Kallenbach-Herbert vom Öko-Institut in Freiburg im Breisgau die Studie zu den Kriterien der Endlagersuche.

AKW Krsko Atommüll Fässer

ORF

Atommüll strahlt laut Experten rund 100.000 Jahre.

Kritik bei Standort-Beurteilungen

Der Anforderungskatalog für ein Atommüll-Endlager sei augenscheinlich ganz nachvollziehbar, aber im Detail gebe es doch Mängel, lautet das Fazit. So sei beispielsweise eine Tiefe von 500 Metern vorgesehen. Die Beurteilung der geologischen Daten „basiert aber auf Analogieschlüssen“, kritisierte Kallenbach-Herbert. Sprich: Es würde oft von einem Standort auf einen anderen geschlossen anstatt vor Ort Tiefenbohrungen durchzuführen, um zu sehen, ob das Gestein beispielsweise Risse habe.

„Fraglich, ob es überhaupt funktioniert“

Auch bei der Ausgestaltung des Lagers werde ein Konzept verwendet, „bei dem fraglich ist, ob es überhaupt funktioniert“. So seien beispielsweise Behälter aus zwei Lagen Stahl vorgesehen, während in skandinavischen Ländern das korrosionsbeständigere Kupfer verwendet werde. Zudem fehle ein klares Bekenntnis zum Primat der Sicherheit: Der Kriterien-Leitfaden lasse zu, dass ein sicherheitstechnisch besserer Standort wegen Anrainerwiderständen oder Nutzungskonflikten - etwa weil dort ein Geothermiekraftwerk gebaut werden soll - ausgeschlossen werde.

OÖ und NÖ wollen rechtlich alles ausschöpfen

Ober- und Niederösterreich wollen daher alle rechtlichen Möglichkeiten zur Vermeidung negativer Auswirkungen auf Österreich durch ein grenznahes Atommülllager ergreifen und ausschöpfen, hieß es in einer Pressekonferenz nach dem Gipfel. Derzeit werden in Tschechien die Umgebung der AKW Dukovany und Temelin sowie sieben weitere Standorte als mögliche Endlager geprüft.

Atomkraftwerk Temelin

APA/Alois Litzlbauer

Atomkraftwerk Temelin

Anti-Atom-Maßnahmenpaket

Beim Anti-Atom-Gipfel in Linz wurde ein neues Anti-Atom-Maßnahmenpaket präsentiert, das am kommenden Montag von der oberösterreichischen Landesregierung beschlossen werden soll. Es setzt an mehreren Hebeln an: Neubauten von Atomkraftwerken sollen keine Subventionen mehr bekommen, die Laufzeit von bestehenden AKW beschränkt werden, Verlängerungen wie bisher soll es keine mehr geben. Außerdem soll einer Atommüll-Endlagersuche in Tschechien nur dann zugestimmt werden, wenn das Land einen Ausstieg aus der Kernkraft beschließt.