Neues Projekt: Asylwerber schulen Asylwerber

Jeden dritten Tag wird im Landesgericht Linz ein Drogenprozess verhandelt - und viele der Angeklagten sind unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. In einem neuen Projekt des Vereins Neustart soll ein Teil der jungen Straftäter andere Asylwerber über die Konsequenzen aufklären.

Ihnen sei oft nicht bewusst, dass sie der Drogenhandel auf öffentlichen Plätzen bis zu zwei Jahre hinter Gitter bringen kann, so die Initiatoren des Präventionsprojektes. Ein Jugendlicher aus Afghanistan, der vier Gramm Cannabis am Hessenplatz in Linz verkauft hat, war der Erste, der bei Workshops in Asylunterkünften anderen von seinen Erlebnissen erzählt hat.

„Für Jugendliche glaubhafter“

Es sei für die Jugendlichen viel glaubhafter, wenn sie aus ihren Reihen erfahren, was passiert, wenn sie straffällig werden, sagt Bewährungshelferin Gabriele Koller-Sandhacker von Neustart: „Das war sehr spannend für alle und sehr mutig von dem Jugendlichen, das auch zu erzählen, weil es auch um Emotionen geht.“ Angst vor Abschiebung, vor der Zukunft – es seien immer sehr bewegende Geschichten.

„Bewusstseinsbildung in der Community schaffen“

Das Drogengesetz ist vor knapp eineinhalb Jahren verschärft worden. Das Bewusstsein, als Drogendealer oder Käufer in Parks oder auf der Straße ins Gefängnis gehen zu müssen oder vorbestraft zu sein, sei oftmals nicht da, so Walter Eichinger, Vizepräsident des Landesgerichts Linz und Mitinitiator des Projekts: „Wir erhoffen uns davon, dass einerseits der Täter selbst dadurch etwas lernt, dass er selbst sein Fehlverhalten reflektiert und sich mit der Tat auseinandersetzt.“ Ungleich wichtiger sei auch, dass man Bewusstseinsbildung in der Community schafft, aus der auch der Täter kommt.

Drei Jahre Begleitung

Die Täter kommen großteils aus Afghanistan, aber auch aus Nigeria und anderen afrikanischen Staaten. Sie werden nicht nur zu bedingten oder unbedingten Haftstrafen verurteilt. Bewährungshelfer begleiten sie drei Jahre, und gegen eine geringere Strafe können Richter die meist jungen Asylwerber zu Vortragenden bei den Workshops ernennen. Bei diesem Präventivprojekt arbeiten die Bewährungshilfe Neustart, das Landesgericht Linz und die Polizei zusammen.

Unterstützt wird es auch von Integrationslandesrat Rudi Anschober (Grüne). Es sei ein guter Schritt, Jugendliche, die einen Fehler gemacht haben und zu Tätern wurden, eine Chance zu geben, Wiedergutmachung zu leisten und andere Jugendliche vor einem kapitalen Fehler zu warnen, so Anschober.

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