Mädchen in Schule vor Suizid gerettet

In Bad Ischl haben Lehrer zwei Mädchen gerettet, die sich nach dem Vorbild einer Internet-TV-Serie das Leben nehmen wollten. Eine der beiden 13-Jährigen war bereits kurz vor dem Ersticken. Der Landesschulrat berief noch am Vormittag ein Expertengremium ein.

Es sei dem Klassenvorstand der beiden zu verdanken, dass sie noch leben, sagt Landesschulratspräsident Fritz Enzenhofer. Eine Mitschülerin sei von den beiden 13-Jährigen am Mittwoch gebeten worden, einen Entschuldigungsbrief beim Klassenvorstand abzugeben. „Der Lehrer hat gleich gespürt, dass etwas los ist“, so Enzenhofer.

In Toilette gefunden

In dem Brief kündigten die Mädchen ihren Suizid an. Der Lehrer schlug sofort Alarm, woraufhin sich die gesamte Belegschaft der Schule auf die Suche machte. In der Toilette wurden die Lehrer schließlich fündig - und das keinen Augenblick zu früh: Eine der 13-Jährigen war kurz davor zu ersticken, die andere blutete stark.

Leeres Klassenzimmer in einer Schule

APA/Roland Schlager

Dank rascher Erste-Hilfe-Maßnahmen eines Lehrers konnte die Schülerin gerettet werden, wie der Landesschulratspräsident schildert: „Die Schule ist sehr groß, aber sie wurden rechtzeitig auf einer Toilette gefunden. Es hätte nicht mehr lange dauern dürfen.“

Internet-TV-Serie als mögliches Vorbild

Beide Mädchen seien inzwischen außer Lebensgefahr. Ihr Versuch, sich das Leben zu nehmen, soll offenbar von einer Internet-Serie inspiriert gewesen sein. Es sei schockierend, dass es solche Serienproduktionen gebe, sagte Enzenhofer. Er berief noch Freitagvormittag ein Expertengremium aus Pädagogen, Psychologen und der Polizei ein um zu beraten, wie man offenbar in Krisen geratenen Kindern und Jugendlichen noch besser helfen kann.

Landesschulratspräsident Fritz Enzenhofer sagte danach, dass künftig zwei Ebenen verfolgt werden sollen. Es gelte vorrangig einmal eine Nachahmensbereitschaft zu verhindern und langfristig müsse in der Präventionsarbeit noch mehr darauf hingewiesen werden, dass es auch Lösungen ohne Suizid gibt.

Aufarbeitung und Tagesordnung

In der Schule versucht man die Ereignisse mit professioneller Unterstützung aufzuarbeiten, so Direktorin Barbara Moser im Gespräch mit ORF-Redakteurin Nicole Erl. Man müsse aber auch wieder zur Tagesordnung übergehen, „weil es sehr gut ist, wenn man eine Struktur hat“. Wichtig sei Moser, dass viele richtig reagiert haben – mehrere Lehrer, eine Sekretärin, eine Putzfrau und „zufällig war auch eine Ärztin in der Schule“.

Moser: „Viele haben richtig reagiert“

Schöny: „Die Serie allein kann das nicht“

Der Psychiater Werner Schöny, Obmann von pro mente, sieht Internet-Serien, die Jugendliche zu Verzweiflungstaten anregen könnten, sehr problematisch. Wenn Suizidalität als Lösungsmöglichkeit für Probleme angeführt oder verherrlicht werde, dann ist da eine gewisse Gefahr gegeben, so der Psychiater Werner Schöny im Gespräch mit ORF-Redakteur Patrick Steinbock. Vorwiegend betreffe es Kinder und Jugendliche, die in einer Umbruchphase sind, und wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen, dass durch solche Serien derartige Handlungen provoziert werden können. „Die Serie allein kann das nicht verursachen.“

Schöny: „Für Jugendliche oft schwierig, Orientierung zu finden“

Wichtige Gespräche mit Erwachsenen

Wenn Kinder und Jugendliche solche Serien konsumierten wären anschließende Gespräche mit Erwachsenen sehr wichtig. Für noch wichtiger hält Schöny, dass „wenn über Suizid in Serien oder den Medien geredet wird, sollte immer auch Lösung ohne Suizid angesprochen werden“.

Die Netflix-Serie löste schon in den vergangenen Wochen weltweit Diskussionen aus. In Neuseeland wurde sie unter Jugendverbot gestellt, wie der britische „Guardian“ berichtete.

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