AK: Gejammer der Wirtschaft gefährdet Standort

In seiner Rede bei der Vollversammlung der Arbeiterkammer OÖ übte AK-Präsident Johann Kalliauer Kritik an Unternehmern und Wirtschaftsvertretern, die mit ihrem Gejammer den Boden für einen Sozialabbau aufbereiten würden.

Kalliauer sparte in seiner Rede nicht an Kritik: „Wenn der Standort wirklich so schlecht ist, wie etwa Pierer immer behauptet, warum macht sein Unternehmen dann permanent Gewinne? Warum investiert er dann im Innviertel? Dieser Widerspruch macht klar, worum es ihm wirklich geht.“ Die Aussagen des AK-Präsidenten wurden im Eröffnungsreferat der Vollversammlung auch gleich mit vielen Wirtschaftsdaten belegt.

AK-Vollversammlung Arbeiterkammer

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Besser als Deutschland

Markus Marterbauer, der Leiter der Abteilung Wirtschaftswissenschaft der AK Wien stellte die Lage Österreichs deutlich positiver dar, als von Seiten der Wirtschaft in der letzten Zeit zu hören war. Von „abgesandelt“ etwa könne keine Rede sein. Es gebe zwar erhebliche Probleme am Arbeitsmarkt, im Bildungssystem und auch bei Staatsfinanzen habe, im europäischen Vergleich liege Österreich aber in vielen wirtschaftlichen und sozialen Indikatoren deutlich besser als zum Beispiel Deutschland.

Eine echte Gefahr für den Wirtschaftsstandort ist für den AK-Experten daher nicht zu erkennen. Auf die Frage, welche Motive er hinter dem Klagen vermutet, sagt Marterbauer: „Viele konservativ eingestellte Menschen sehen, was in ganz Europa möglich war: Der Abbau von kollektivvertraglichen Lohnverhandlungen, der Abbau des Pensionssystems, der Abbau des Sozialstaates generell – und die glauben, dass das auch die Lösung für Österreich wäre. Ich würde sage, das ist genau der falsche Weg.“

Auf dem Erreichten aufbauen

Der richtige Weg wäre für den Experten dagegen, auf dem Erreichten aufzubauen und in die Bereiche Ausbildung, Qualifizierung und Innovation zu investieren. Bei gemeinsamen Bemühungen in diese Richtung, würde Österreich in fünf Jahren noch einmal deutlich besser dastehen.

Kritik an Steyrermühl-Mutterkonzern

AK-Präsident Kalliauer prangerte in seiner Rede auch die Vorgänge bei der Papierfabrik Steyrermühl an, wo 125 Arbeitsplätze verlorengehen. Der Mutterkonzern UPM und auch das Werk in Steyrermühl hätten im Vorjahr einen ordentlichen Gewinn erwirtschaftet. Im Jahr 2015 seien pro Beschäftigtem rund 2.300 Euro in Sachanlagen investiert, gleichzeitig aber mehr als 68.000 Euro pro Mitarbeiter an die Eigentümer ausgeschüttet worden. Daran erkenne man, „welchen Wert Arbeitsplätze und Menschen in Relation zu den Interessen der Aktionäre haben“, kritisierte Kalliauer.