Mühlkreisbahn soll Zug und Straßenbahn werden

Die Mühlkreisbahn wird nach ihrer Modernisierung zwar keine Straßenbahn, bleibt aber auch kein Zug: Im Mühlviertel könnte sie auf ÖBB-Gleisen fahren, sie ließe sich aber auch ins Linzer Öffi-Netz einbinden, so Landesrat Günther Steinkellner (FPÖ).

Die Grundlage für die Entscheidung ist das Ergebnis einer vergleichenden Systemstudie, die am Dienstag präsentiert wurde. Das Schweizer Unternehmen „Metron Verkehrsplanung AG“ hat in knapp neun Monaten alle bisherigen Varianten für eine Mühlkreisbahn Neu gegeneinander abgewogen.

Diskussionen seit 20 Jahren

Nachdem dieses Verkehrsprojekt bereits seit 20 Jahren in Oberösterreich diskutiert wird und es bereits als City-S-Bahn, Regio-Liner oder zuletzt als Regio-Tram präsentiert wurde, kamen im Landhaus schon „einige Meter Papier zusammen“, meinte der Chef der Direktion Straßenbau und Verkehr, Günther Knötig. Jetzt sei man aber nach den „ergebnislosen Diskussionen zu einem Abschluss gekommen“.

Keine Änderung des Brückenquerschnitts nötig

Die Zweisystem-Fahrzeuge sollen auf der Urfahraner Seite bis zur neuen Linzer Donaubrücke auf Normalspur der ÖBB fahren und dann auf die Bim-Strecke wechseln. Dazu muss jedoch eine weitere Schiene gelegt werden, denn die Linzer Straßenbahn wird nur als Schmalspur geführt. Was jedoch laut Robert Söllner von Metron kein Problem sei, da für die drei nebeneinanderliegenden Schienen keine Änderung des projektierten Brückenquerschnitts für die neue Donauquerung nötig wäre.

Einbindung in das S-Bahn-Netz

Die bereits beschlossene zweite Straßenbahnachse im Anschluss an die Brücke bis kurz vor den Hauptbahnhof müsste dann ebenfalls mit drei Schienen gebaut werden. „Damit wird die Einbindung der Mühlkreisbahn in das mit Dezember startende S-Bahn-Netz und eine Durchbindung zum Linzer Hauptbahnhof gewährleistet“, begrüßte Steinkellner dieses Modell.

Umsetzung nicht sicher

Ob es auch tatsächlich umgesetzt wird, ist noch vage. So konnten auf der Pressekonferenz keine Angaben über die Kosten gemacht werden. Fix ist nur, dass dafür eine Finanzierung vom Bund notwendig wird. Als nächstes will der Landesrat die politischen Entscheidungsträger von Stadt und Land informieren.

Derzeit 4.700 Fahrgäste pro Tag

Derzeit fahren mit der Nebenbahn der ÖBB zwischen Aigen/Schlägl und dem Mühlkreisbahnhof in Urfahr täglich rund 4.700 Gäste. Mit bis zu einem Drittel mehr Passagieren rechnet Söllner, wenn es zur Modernisierung kommt. Entgegen einer Regio-Tram, die als Schmalspurbahn nur bis Rottenegg geführt worden wäre, besteht mit den Zweisystem-Fahrzeugen, die leichter als ÖBB-Garnituren sind und daher grundsätzlich auch auf Straßenbahnschienen verkehren können, weiter die Möglichkeit, bis ins obere Mühlviertel zu fahren.

ÖVP: Schnellstens mit dem Bund verhandeln

OÖVP-Landesgeschäftsführer Wolfgang Hattmannsdorfer freut sich, dass das Ergebnis der Systemstudie den Weg zur Umsetzung frei macht, fordert jetzt aber eine resche Entscheidung aller Verantwortlichen. Die Mühlkreisbahn müsse unter allen Nebenbahnen weiterhin mit höchster Priorität behandelt werden. Zu lange sei die Diskussion über technische Fragen einer Lösung im Weg gestanden. Jetzt sei es auch wichtig, schnellstens mit dem Bund Verhandlungen über die Sicherstellung der Finanzierung zu beginnen, so Hattmannsdorfer.

SPÖ vermisst Zeit- und Finanzplan

Der Verkehrssprecher der SPÖ in Oberösterreich, Erich Rippl, ist mit dieser Lösung offenbar nicht zufrieden, vor allem weil derzeit weder Zeit noch Finanzierungspläne für die Zukunft der Mühlkreisbahn vorlägen. Verkehrslandesrat Steinkellner müsse daher jetzt die Zusammenarbeit mit der Stadt Linz suchen, außerdem habe er mit Finanzreferent und Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) eine rasche Finanzierung aufzustellen, so Rippl.

Grüne: „Leerlauf“ muss beendet werden

Ebenfalls zu langsam geht es den Grünen, die fordern, dass der „jahrelange Leerlauf“ endlich beendet werden müsse. Verkehrssprecher Severin Mayr bezeichnet die präsentierte Lösung als die zweitbeste Variante, wichtig sei aber vor allem, dass jetzt nicht wieder Endlosdebatten ausbrechen. Unverständnis macht sich bei den Grünen auch darüber breit, dass bei der Pressekonferenz nur vage Absichtserklärungen gemacht worden seien, wie weit die neue Mühlkreisbahn in Zukunft ins Obere Mühlviertel fahren wird.