ORF-„Wahlfahrt“ in Hinterstoder

Hinterstoder im Bezirk Kirchdorf an der Krems war Dienstagabend die dritte Station der ORF-„Wahlfahrt“, in der die Spitzenkandidaten der Parteien vor den Wahlen am 27. September zu kommunalen Themen Rede und Antwort standen.

Am Podium saßen Vertreter von drei Parteien, nämlich Bürgermeister Helmut Wallner von der ÖVP, Harald Riedler von der FPÖ und Othmar Mühlberger von der SPÖ, moderiert wurde die Diskussionsveranstaltung von ORF-Redakteur Gernot Ecker. Und bereits zu Beginn ließen die drei Politiker aufhorchen.

„Tunnel ist vom Tisch“

Ja, man brauche eine touristische Belebung der Region durch eine Verbindung der Skigebiete Höss und Wurzeralm. Aber, die Variante eines viereinhalb Kilometer langen Tunnels durch das Warscheneckmassiv dürfte vom Tisch sein, so Bürgermeister Wallner: „Eine Verbindung brauchen wir, aber der Tunnel ist Geschichte. Bei meinem letzten Termin mit dem Herrn Landeshauptmann Pühringer hat auch er klipp und klar gesagt, dass der Tunnel nicht kommt.“

Auch Harald Riedler sprach sich für eine Erweiterung des Skigebiets aus, die Tunnelvariante sei aber nicht mehr spruchreif: „Grundsätzlich ja zu einer Skigebietserweiterung Hinterstoder - Vorderstoder. Wir müssen uns ja auch bewegen. Aber der Tunnel ist für mich Geschichte.“ Und Othmar Mühlberger hatte ohnehin schon immer seine Zweifel, wie er sagte: „Ich habe wirklich nicht daran geglaubt, dass dieser Tunnel irgendwann kommen könnte. Denn es will ja niemand unbedingt Tunnel-fahren.“

Wahlfahrt Hinterstoder

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„Unflexibler Naturschutz“

Dass etwas im Skigebiet getan werden müsste, darüber waren sich alle drei Politiker einig. Über die geplante Skischaukel über den Warscheneck, die ja aus Naturschutzgründen nicht möglich ist, ärgert sich Wallner immer noch. Denn auch in anderen Regionen, wie zum Beispiel in der Schweiz, habe man beim Naturschutz mehr Flexibilität bewiesen: „Ich kenne das von Arosa nach Leukerbad. Die haben auch sechs Jahre gebraucht und überspannen jetzt ein Naturschutzgebiet. Bei denen ist es auch gegangen, warum nicht bei uns? Dann muss ich halt das Naturschutzgebiet ein bisserl verschieben.“ Zudem müsse bei dieser Verbindung auch die Region Wurzeralm selbst Initiative zeigen und sich nicht nur auf Hinterstoder verlassen.

200-Betten-Hotel in Endphase

Doch nicht nur die Investitionen in das Skigebiet seien notwendig, so alle drei Politiker, auch die Errichtung eines Drei-Sterne-Hotels für 200 Gäste sei dringend von Nöten. Und diese Pläne für das sogenannte Explorer-Hotel seien schon in der Endphase, so die Politiker, man warte jetzt nur mehr auf die Zusagen der Förderungen. Wenn alles klappt, dann rechne man mit der Eröffnung des Hotels im nächsten Jahr zu Weihnachten. Besonderes Augenmerk habe man bei diesem Projekt aber darauf gelegt, dass das Geld und die Wertschöpfung dieser Hotelgäste wieder in die Region fließen. Deshalb wird das neue Explorer-Hotel nur Übernachtung und Frühstück bieten. Aber nicht nur diese Form des „Bed and breakfast“ sei wichtig, auch die 4-Sterne-Kategorie werde immer mehr nachgefragt, so Riedler: „Es gibt oft viele Nachfragen nach 4-Sterne-Unterkünften. Aber es ist nichts da. Die müssen wir dann wieder wegschicken.“

Wahlfahrt Hinterstoder

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Wenige Wohnungen und kaum leistbarer Baugrund

Doch was nützen die besten Unterkünfte für die Tourismusgäste, wenn es für die Einheimischen immer schwieriger wird, Mietwohnungen oder leistbaren Baugrund zu finden, so die Politiker unisono. Und sollte es mit jener Wohnbaugenossenschaft, bei der ein geplantes Wohnbauprojekt seit drei Jahren immer wieder verschoben wurde, keine Einigung geben, werde man sich auf die Suche nach einer anderen Wohnbaugenossenschaft machen. Die Nachfrage nach Wohnungen wäre da und müsste auch dringend befriedigt werden, auch, um die junge Bevölkerung in der Region zu halten, so Wallner: „Wir haben oft 30 Anfragen gehabt. Wenn ich dann natürlich in einer gewissen Zeit keine Wohnung anbieten kann, dann sind die Anfragenden weg. Das ist nun mal so.“

Wahlfahrt Hinterstoder

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Thema Skihauptschule Windischgarsten

Offen zeigten sich alle Politiker gegenüber den Überlegungen, die Skihauptschule Windischgarsten in Hinterstoder aufzunehmen, sollte sie wirklich aus Windischgarsten wegziehen. Man habe so viele gemeinsame Projekte mit Windischgarsten, „vielleicht fällt auch mal ein Körndl für Hinterstoder dabei ab“, so Wallner.

Hier können Sie die „Wahlfahrt“ in Hinterstoder nachhören:

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Bestätigung von Landeshauptmann Pühringer

Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) bestätigte am Tag nach der „Wahlfahrt“ in Hinterstoder das Aus für den Ski-Tunnel. Der 4,5 Kilometer lange Tunnel sei wirtschaftlich nicht darstellbar und derzeit auch nicht finanzierbar. Das heißt auch, dass die Suche nach einer neue Variante um die Skigebiete in Hinderstoder und auf der der Wurzeralm zu verbinden, wieder losgeht.

Eine Skischaukel über das Warscheneck ist aus naturschutzrechtlichen Gründen nicht möglich, dieser Lösung wurde bereits vor Jahren eine klare Absage erteilt.

„Erfolg für die Grünen“

Die Naturschutzsprecherin der Grünen, Maria Buchmayr, bezeichnete das Aus für den Tunnel am Mittwoch als „einen ersten wichtigen Schritt und Erfolg für die Grünen“. Problematisch sieht sie aber auch die geplante Erweiterung des Skigebiets Höss-Hinterstoder, weil Tourismus-Belebung auch ohne Naturzerstörung möglich sei.

Henry Steinbock; ooe.ORF.at

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