Erste Flüchtlinge bezogen Zeltlager

In der Nacht sind die ersten 88 Flüchtlinge in den zwei oö. Zeltlagern angekommen. Im Laufe des Samstags sollen die übrigen einquartiert werden - und das unter den Augen von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), die kurz nach Mittag das Gelände in Linz besuchte.

Während die Kritik an den Zeltlagern nicht abreißt, ärgert man sich bei der Polizei vor allem über die falsche Darstellung, dass es sich bei vielen der Asylwerber um Wirtschaftsflüchtlinge handle.

„Menschen, die dringend Hilfe benötigen“

38 Flüchtlinge sind in der Nacht im Linzer Zeltlager aufgenommen worden, 50 in Thalham bei St. Georgen im Attergau. Mehr wollte man vor Tagesanbruch nicht mehr einquartieren, damit die Flüchtlinge nicht in der Nacht das lange Verwaltungsprocedere über sich ergehen lassen müssen. Doch heute sollen die Zeltlager, die beide jeweils für 96 Flüchtlinge ausgelegt sind, ganz aufgefüllt werden.

Laut David Furtner von der Landespolizeidirektion handelt es sich bei den Einquartierten hauptsächlich um Kriegsflüchtlinge aus Syrien, einige wenige auch aus dem Irak und Afghanistan. Es seien also Menschen, die tatsächlich dringend Hilfe benötigten, und nicht etwa Wirtschaftsflüchtlinge.

Flüchtlinge im Zeltlager

fotokerschi.at

Ankunft der ersten Flüchtlinge in Linz

136 Menschen werden in Linz betreut

Innenministerin Johanna Mikl-Leitner traf Samstagnachmittag auf dem Areal des Linzer Zeltlagers mit den Asylwerbern zusammen. Da auch in der benachbarten Polizeisporthalle 40 Flüchtlinge untergebracht sind, werden auf dem Areal ab heute 136 Menschen betreut. Mehr sind es in St. Georgen. Denn dort sind im Erstaufnahmezentrum derzeit 220 Menschen untergebracht, plus die 96 aus dem Zeltlager. Für wie lange, das weiß keiner.

Johanna Mikl Leitner besucht Zeltlager

fotokerschi.at

Innenministerin Johanna Mikl-Leitner in Linz

„Welcome to Austria“

„Welcome to Austria“, begrüßt Mikl-Leitner die Männer, die in und vor ihren Zelten gespannt warten. Wer ein Handy hat, macht ein Foto mit der Ministerin. Mehrere berichten von ihren Erlebnissen und ihrer Flucht nach Österreich. Einer sagt in gebrochenem Englisch, dass er gerne Deutsch lernen würde, und bittet die Ministerin um ein Wörterbuch. Sie verspricht, eines zu organisieren.

„Klug prüft Möglichkeit, Kasernen zu öffnen“

„Natürlich ist es keine große Freude, dass wir Kriegsflüchtlinge in Zelten unterbringen, aber es sei schon einmal gesagt, dass wir hier die Aufgaben der Bundesländer erledigen“, verteidigte Mikl-Leitner dann vor Journalisten die „Notmaßnahme“. Sie würde die Zelte lieber heute als morgen abbauen, betonte sie. Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) prüfe derzeit die Möglichkeit, Kasernen zu öffnen. „Ich erwarte am Montag eine Antwort. Selbstverständlich stehen fixe, feste Quartier an oberster Stelle.“

Mikl-Leitner wird nach ihrem Termin in Linz nach Thalham fahren und dort auch mit dem Bürgermeister von St. Georgen im Attergau zusammentreffen. Er hatte gemeinsam mit seinen Amtskollegen aus den Nachbargemeinden das Zeltlager heftig kritisiert und ein Treffen mit der Innenministerin eingefordert.

1.000 Asylanträge in einer Woche

Mikl-Leitner begründet diese Notmaßnahme mit dem enormen Zustrom an Flüchtlingen. Alleine letzte Woche hätten an die 1.000 Menschen einen Asylantrag in Österreich gestellt. Doch mit dieser Notlösung macht sich die Innenministerin bei niemandem beliebt. Hilfsorganisationen kritisieren die Zeltlager massiv.

Als eines der reichsten Länder der Welt habe es Österreich nicht nötig, Flüchtlinge in Zelten unterzubringen, heißt es etwa beim Roten Kreuz. Dass man das Ministerium dabei unterstütze, sei allerdings eine humanitäre Verpflichtung.

Protest im Salzkammergut

Massiver Protest kommt auch aus der Bevölkerung und der Lokalpolitik - insbesondere in St. Georgen im Attergau, wo das Erstaufnahmezentrum Thalham ohnehin schon chronisch überbelegt sei und nun weitere Flüchtlinge in Zelten aufgenommen werden mussten. In der Region plant man eine Aktion gegen die Zeltstadt - mehr dazu in Zeltstädte: Gemeinden „überrumpelt“ (ooe.ORF.at; 15.5.15)

Links: