Bilderbuch: 50 Shades of Gelb

Neben Wanda sind Bilderbuch aus Kremsmünster derzeit die neuen Austro-Lieblinge des deutschen Feuilletons. Am Samstagabend haben sie im ausverkauften großen Saal des Linzer Posthofs bewiesen, warum ihr Schick schockt.

Es gibt nichts Inspirierenderes, als Menschen auf einer Bühne zuschauen zu dürfen, die sich von ihrer Leidenschaft leiten lassen und gleichzeitig hunderte wildfremde Menschen mit jedem Fingerzeig in eine neue Richtung mitnehmen. Maurice Ernst und seine Kollegen von Bilderbuch haben eine solch magische Präsenz auf der Bühne. Das ist nur konsequent, denn auch die Musik geizt nicht mit Leidenschaft und Sexappeal.

Bilderbuch im ausverkauften Linzer Posthof

Loucaz Steinherr / ORF

Schlagzeuger Philipp Scheibl und Gitarrist Michael Krammer

Schon bei den ersten Takten von „Dschungel“ haben sie das Publikum fest in der Hand. Es folgen Hits aus dem aktuellen Album und der Geschichte der Band. Unterstützt werden sie dabei von einer Lightshow, die von schimmernden Akzenten bis zum grellen Lichtbad alle Nuancen der Musik mitspielt. Der spiegelnde Parabolschirm hinter Schlagzeuger Philipp Scheibl konzentriert so auch optisch alles auf den Beat der Musik.

Bewegungsenergie für „Maschin“

Üblicherweise heben sich Bands ihren stärksten Singleerfolg bis zum Schluss des Konzertes auf. Auch Bilderbuch folgen dieser Dramaturgie - allerdings hatte man am Samstag das Gefühl, als habe sich das Publikum die angestaute Bewegungsenergie bis zu diesem gemeinsamen Höhepunkt aufgespart.

Bilderbuch im ausverkauften Linzer Posthof

Loucaz Steinherr / ORF

Für die Fans genügen gelbe Handschuhe zur Ekstase

Dabei reicht es, nur die gelben Handschuhe überzustreifen, die Maurice auch im Video zu „Maschin“ trägt. Die Menge ist entzückt: ein gelungenes Vorspiel.

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Am Samstag zeigten Bilderbuch aber auch ihren Familien und Freunden, was sie bei ihren Fans auslösen. Sänger Maurice nimmt sich sogar die Zeit, auf die Galerie zu sprinten, um bei Plansch kurz seine tanzende Oma zu drücken, die nach dem Konzert voller Stolz vom musikalischen Enkel schwärmt.

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Oma Waltraud ist überwältigt, dass die Zuschauer die Texte mitsingen können und nimmt gerührt Glückwünsche zum musikalischen Enkel entgegen.

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So wird Waltraud neben der Musik zum heimlichen Highlight der zweistündigen Show, die mit einer grandiosen Zugabe von OM endet.

Exportschlager neuer Austropop

Der so genannte neue Austropop ist durch Bilderbuch und Wanda nicht nur erfolgreich wiederbelebt worden, sondern zeigt sich äußerst vielseitig.

Bilderbuch im ausverkauften Linzer Posthof

Loucaz Steinherr / ORF

Bilderbuch haben ihre Bühne fest im Griff

Rampensau mit Sinn für Mode

Vor zehn Jahren haben die ehemaligen Klosterschüler angefangen Bilderbücher zu vertonen - mittlerweile sind ihre besungenen Themen weniger kindgerecht und ihre Musik lässt ohnehin jeden Versuch scheitern, sie in herkömmliche Kategorien einzuordnen. Anleihen aus Pop, Rock und Funk werden mit einer Souveränität und viel sexy Charme vorgetragen, der sogar Prince erröten lässt.

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Dabei sieht sich Sänger Maurice Ernst durchaus als „Rampensau“ - jetzt sogar mehr denn je. Schließlich sei eine Bühne dafür da, eine vorher in den Text injizierte Attitüde, auch öffentlich darzustellen: „Man hat ja was zu präsentieren!“, schildert der Sänger im Interview mit Desirée Walter. Für sein Outfit ist er vom Magazin GQ neben CRO, Elyas M’Barek, Jan Delay oder David Alaba unter den 15 bestangezogensten Männern gelistet.

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Für den renommierten Rolling Stone sind Bilderbuch bereits Falcos Erben. Selbst die Süddeutsche Zeitung und die Zeit schreiben davon, dass die Musik von Bilderbuch „geil ist, weil sie geil ist“ Und tatsächlich dreht man sich im Kreis, will man alle Zitate und Einflüsse dieser Band aufzählen, die sie sehr gekonnt zu einem ganz eigenen und erprobt tanzbaren Rhythmus verknoten.

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Massives Bauchkraulen in der deutschen Presse

„Es ist schon a bisserl wie Bauchkraulen“, beschreibt Sänger Maurice Ernst die Wirkung der massiven Aufmerksamkeit, die seiner Band derzeit in Deutschland entgegengebracht wird. In Wirklichkeit werden sie erst jetzt auf der Tour genießen lernen, sagt Ernst; derzeit fühle es sich noch sehr unecht an.

Bilderbuch im ausverkauften Linzer Posthof

Loucaz Steinherr / ORF

Sänger Maurice Ernst aus Kremsmünster

Die vierköpfige Band hat bereits eine ausgiebige Tour mit einer der besten deutschen Live Bands (Beatsteaks aus Berlin) hinter sich und zieht jetzt selbst als Headliner durch die Konzertsäle. Dabei nehmen sie in ihrem musikalischen Windschatten auch Olympique mit über die Grenze nach Deutschland, die sie dort bei drei Shows unterstützen dürfen. Selbst für die großen deutschen Festivals (z.B. Rock am Ring, Rock im Park) sind sie ebenfalls schon gebucht.

Trotz Erfolgs geerdet

Trotz des großen Erfolgs, vergessen die vier aber nicht ihre Fans daheim. Nach einer umfangreichen Tour durch Deutschland und einem Termin in der Schweiz spielen sie am 26.12.2015 daheim in der Bezirkssporthalle Kremsmünster - fast wie früher.

Loucaz Steinherr, ooe.orf.at

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