Wirbel um fehlende männliche Luchse

Die Luchse im Nationalpark Kalkalpen leiden unter einem Mangel an männlichen Tieren (Kudern), Inzucht wird befürchtet. Vor einem Jahr hatte sich der Nationalpark eine Nachbesetzung gewünscht, doch vor wenigen Wochen widerriefen die Jäger ihre Zustimmung.

Die Luchs-Arbeitsgruppe LUKA - bestehend aus Vertretern von Nationalpark, Jägerschaft, Bundesforsten, Naturschutzbund und WWF - versucht am Freitag, wieder einmal den Bestand der Luchse im Nationalpark Kalkalpen abzusichern. Bei den letzten Gesprächen war vereinbart worden, den spurlos verschwundenen Luchskuder Juro rechtzeitig vor der Paarungszeit im heurigen Frühjahr zu ersetzen.

Jäger zogen Zusage zurück

Völlig überraschend zogen die Jäger aber vor wenigen Wochen ihre Zusage zurück. Man wolle den Luchsen mehr Zeit geben, hieß es vage. Nationalparkdirektor Erich Mayrhofer reagierte enttäuscht darauf, dass die Jäger plötzlich nicht mehr zu ihrer Zusage stehen wollten. Bisher war das Luchsprojekt sehr erfolgreich verlaufen, die aus der Schweiz stammenden Luchsweibchen Freya und Kora hatten für überraschend viel Nachwuchs gesorgt.

Luchsfamilie

APA/HT

Bei den Luchsen im Nationalpark Kalkalpen gab es überraschend viel Nachwuchs

Die Jäger wiederum fühlten sich übergangen und schlecht informiert, man habe etwa viel zu spät erfahren, dass Luchskuder Juro verschwunden sei, so Christopher Böck vom Landesjagdverband.

Versöhnliche Worte

Inzwischen klingen die Worte versöhnlicher. „Offen und ehrlich“, so Nationalparkdirektor Mayrhofer, wolle man auf die Jäger zugehen. Auch in den angrenzenden Bundesländern Niederösterreich und der Steiermark wolle man um Verständnis werben, was allerdings schon bei den Braunbären erfolglos verlief. Der Landesjagdverband wiederum will sich bemühen, auch die Hardliner in den eigenen Reihen noch auf Luchskurs zu bringen, und gibt sich ebenfalls zuversichtlich.

Bevölkerung auf der Seite der Luchse

Die Bevölkerung jedenfalls steht klar hinter dem Luchsprojekt. Das zeigt eine Umfrage des Market-Instituts aus dem Jahr 2012. Dabei gab mehr als jeder zweite Befragte an, zu wissen, dass es im Nationalpark Luchse gibt. Fast 90 Prozent fanden es sehr positiv oder eher schon positiv, dass sich der Nationalpark um den Fortbestand der Luchse kümmert. Auf die Frage, ob die Jäger die Bemühungen des Nationalparks rund um den Luchs unterstützen sollten, antworteten 62 Prozent mit „auf jeden Fall“ und weitere 28 Prozent mit „eher schon“.

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