Verschwundene Werke: Erben wollen 7 Mio. Euro

Am Freitag ist in Linz der Prozess der aus der ehemaligen Neuen Galerie verschwundenen Schiele- und Klimtbilder fortgesetzt worden. Die Erben haben ihre Entschädigungsforderung gegenüber der Stadt Linz auf 7,188 Mio. Euro erhöht. Das Gegengutachten der Stadt setzt den Wert deutlich niedriger an.

Von den urspünglich 6,25 Millioen Euro, haben die Erben von Olga Jäger ihre Forderung am Freitag auf 7,188 Millionen Euro plus 5,53 Prozent Zinsen seit 2006 ausgedehnt. Linz zieht hingegen die Echtheit der Werke in Zweifel. Der Richter pochte bei der Fortsetzung der Verhandlung vehement auf einen Vergleich, zunächst vergeblich. Gegen Ende des Verhandlungstages zeichnete sich zumindest Gesprächsbereitschaft ab.

Basis der Forderung ist das Gutachten des vom Gericht bestellten Experten Herbert Giese, dessen Beurteilung am Freitag erörtert werden sollte. Er bewertete die Klimt-Zeichnung „Zwei Liegende“ mit 65.650 Euro, das Aquarell „Junger Mann“ mit 622.500 Euro und das Schiele-Ölgemälde „Tote Stadt“ mit 6,5 Mio. Euro.

„Zu 95 Prozent“ Fälschung

Linz konterte mit der amerikanischen Schiele-Expertin Jane Kallir als „sachverständige Zeugin“. Kallir, die sich nur mit der „Toten Stadt“ befasst hat, hält diese „zu 95 Prozent“ für gefälscht. Sie bezifferte den Wert für einen Fake mit 500 US-Dollar (367,49 Euro), für ein echtes Werk aus der frühen Schaffensperiode mit 200.000 und für einen „reifen“ Schiele 800.000 US-Dollar (587.975,89 Euro).

Und der Provenienzforscher des Leopold-Museums Robert Holzbauer hält die „Tote Stadt“ zu „99 Prozent für eine Fälschung“. Er hat für alle drei Bilder insgesamt einen Verkehrswert von 199.100 bis 1,58 Mo. Euro (Stand 2006) ermittelt.

Olga Jäger verlieh die Bilder 1951

Die damalige Eigentümerin Olga Jäger verlieh 1951 insgesamt vier Bilder an die Neue Galerie, der Vorläuferin des Kunstmuseums Lentos. Dafür existiert eine Übergabebestätigung, die Walter Kasten, ab 1947 stellvertretender Leiter und später Direktor, unterzeichnet hat. Im Briefkopf wird der Gründer der Neuen Galerie, Wolfgang Gurlitt, genannt.

Signatur von Egon Schiele

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100.000 Euro für Schiele

Dafür, dass sich die Bilder in der Sammlung seines kürzlich verstorbenen Verwandten Cornelius befinden könnten, ergaben sich bisher keinerlei Hinweise. Als die Erben den Leihschein aus dem Nachlass einlösen wollten, waren die Werke aber nicht mehr auffindbar. Sie klagten zunächst nur in einem Fall. 2011 sprach ihnen der Oberste Gerichtshof für die Schiele-Zeichnung „Paar“ bereits 100.000 Euro zu.

Erben müssen entschädigt werden

Dann wurde um die drei anderen Bilder - die Klimt-Zeichnung „Zwei Liegende“ sowie das Aquarell „Junger Mann“ und das Ölgemälde „Tote Stadt“ von Schiele - prozessiert. Das Gericht entschied, dass die Erben auch dafür zu entschädigen sind.

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