Kremsmünster: Prozess gestartet

Im Landesgericht Steyr hat der Prozess gegen den ehemaligen Konviktsdirektor des Stiftes Kremsmünster begonnen. Dem mittlerweile 79-Jährigen werden sexuelle und gewalttätige Übergriffe auf insgesamt 24 ehemalige Schüler vorgeworfen.

Gestützt auf einen Stock hat der 79-jährige ehemalige Pater am Montag in der Früh den Gerichtssaal betreten und schweigend das Blitzlichtgewitter über sich ergehen lassen. Zwischen 1973 und 93 soll sich der ehemalige Konviktsleiter im Stiftinternat an 15 Zöglingen sexuell und körperlich vergangen haben. 24 Fälle werden aktuell am Landesgericht in Steyr verhandelt.

Angeklagter vor Gericht

ORF/Thomas Psutka

Der Angeklagte vor Gericht

Gegenüber dem Richter gab der Mann ruhig und sachlich seine Personenangaben ab. Nur lauter sollte der Richter spreche, er höre nämlich schlecht, so der ehemalige Pater.

Pater soll sich geständig zeigen

Sein Verteidiger kündigte an, dass sich der Angeklagte im Verfahren geständig zeigen und auch bei seinen Opfern entschuldigen wird. Schuldig im Sinne des Strafrechts sei er aber nicht, weil die Taten verjährt sind. Die Staatsanwältin sah das anders. Nach 45 Minuten wurde die Öffentlichkeit vom Prozess ausgeschlossen. Zum Schutz der Opfer, lautete die Begründung des Vorsitzenden.

Drei Opferanwälte, die einen Teil der Betroffenen vertreten, haben sich gegen diesen Ausschluss der Öffentlichkeit ausgesprochen.

Prozess für drei Tage angesetzt

Die Staatsanwältin erklärte in ihrem Eröffnungsplädoyer, dass sich der Pater ganz bewusst jene Schüler ausgesucht habe, die Probleme in der Klasse oder mit dem Leben im Internet hatten. Ihnen gegenüber habe er sich dann als „Schutzpatron präsentiert“, so die Staatsanwältin.

Angeklagte zeigte sich weitgehend geständig, sein Verteidiger sieht die Taten aber als verjährt an. Mit einem Urteil wird am Mittwoch gerechnet.

Drei Tage soll am Landesgericht in Steyr verhandelt werden. Unter anderem wird die Psychiaterin Heidi Kastner als Sachverständige aussagen und die Aussagen der Opfer werden als Video vorgeführt. Ein Vertreter des Stifts Kremsmünster war heute bei Prozessauftakt nicht anwesend. Ein Urteilsspruch soll am Mittwoch fallen. Dem ehemaligen Pater drohen im Falle einer Verurteilung bis zu 15 Jahre Haft.

Vorfälle teilweise verjährt

Der Verteidiger des ehemaligen Paters stellte schon in seinem Eröffnungsplädoyer die Frage, ob die Taten bereits verjährt seien oder nicht. Er sehe Widersprüche bei den Aussagen der mutmaßlichen Opfer, ebenso bei der Frage, ob der Besitz einer Pumpgun eine Verjährung aufhebe. Vom Bekanntwerden der Kremsmünsterer Missbrauchsaffäre in den Medien bis zur Anklage dauerte es mehr als drei Jahre. Ursprünglich gab es Ermittlungen in 39 Fällen. Einige Verfahren wurden eingestellt, weil die Vorfälle verjährt oder die Beweise zu dünn waren.

700.000 Euro für Opfer

Das Stift Kremsmünster hat seit Bekanntwerden der Missbrauchsvorwürfe gegen Ordensangehörige mehr als 700.000 Euro an Opfer gezahlt. 38 Betroffene haben sich bei der Klasnic-Kommission gemeldet.

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