Hochwasser-Situation immer dramatischer

Seit Mitternacht sind die Feuerwehren zu mehr als 800 Einsätzen ausgerückt, Brennpunkt war der Bezirk Gmunden, am Sonntagabend bereitet sich Schärding auf extreme Wassermassen vor. Auch im Bezirk Perg wurde Alarm ausgelöst.

Das Hochwasser in Oberösterreich stellte auch personell eine Herausforderung für die Einsatzorganisationen dar. Am Sonntag waren bis zum späten Nachmittag rund 7.600 Freiwillige Feuerwehrleute bei 814 Einsätzen an Ort und Stelle.

Hochwasser in Oberösterreich

APA/Manfred Fesl

4.000 Mitarbeiter des Roten Kreuzes waren in Bereitschaft. Sie kümmerten sich vor allem um die Unterbringung und Betreuung von Betroffenen und um die Aufrechterhaltung des Rettungsdienstes trotz zahlreicher Straßensperren.

Rekord-Hochwasser in Schärding möglich

Dramatisch ist die Hochwasserlage in Schärding. Laut Feuerwehr muss sich die Stadt am Sonntagabend auf ein Rekord-Hochwasser vorbereiten. Die Stadt wurde vollständig für den Verkehr abgeriegelt. Etwa 500 Menschen müssen ihre Häuser verlassen. Mehr dazu in Hochwasser: Schärding abgeriegelt

Hochwasser in Oberösterreich

APA/Manfred Fesl

Das Innviertel war schon in der Nacht auf Sonntag stark vom Hochwasser betroffen

Alarm in Schwertberg

In Schwertberg (Bezirk Perg) wurde am Sonntagnachmittag Zivilschutzalarm ausgelöst. Es besteht Gefahr, dass die Aist über die Ufer tritt. Die Gemeinde war vom Jahrhunderthochwasser 2002 besonders stark betroffen. Mehr dazu in Hochwasser: Alarm in Schwertberg

Ettenau bei Ostermiething im Innviertel drohte Sonntagfrüh von der Salzach verschlungen zu werden, die dort bereits über die Ufer getreten war. Wie das Landesfeuerwehrkommando berichtet, musste die gesamte Ortschaft evakuiert werden.

Mehrere hundert Bewohner wurden aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen.

In Pettenbach (Bezirk Kirchdorf an der Krems) musste eine Frau mit dem Hubschrauber aus ihrem Haus gerettet werden. Das Gebäude ist stark unterspült und einsturzgefährdet.

Brennpunkt Salzkammergut

Besonders betroffen ist der Bezirk Gmunden, dort waren auch mit Abstand die meisten Feuerwehreinsätze zu verzeichnen. Viele Hauptverkehrsverbindungen im Salzkammergut sind unterbrochen, das Innere Salzkammergut ist kaum noch zu erreichen.

Mehrere Autofahrer, die die Sperre der Salzkammergut Straße (B145) und des Weißenbachtals ignoriert hatten, wurden von der Feuerwehr Bad Goisern mit Booten gerettet. Eine Person kam mit einer Unterkühlung ins Spital. Im Weißenbachtal wurde ein Fahrzeug zwischen zwei Muren eingeschlossen, die Bergung war am Vormittag noch im Gang.

Bad Ischl ist doppelt betroffen, da nicht nur die Traun, sondern auch die Ischl über ihre Ufer getreten ist, zudem sind drei Muren abgegangen. Feuerwehrkommandant Franz Hochdaninger spricht von den höchsten je gemessenen Pegelständen.

Obertraun von der Außenwelt abgeschnitten

Im Inneren Salzkammergut ist der Ort Obertraun völlig von der Außenwelt abgeschnitten, weil die Traun über die Ufer trat und laut Bürgermeister Egon Höll „steht der halbe Ort unter Wasser“.

Hochwasser und Überschwemmungen in Obertraun

Webcam Obertraun

Obertraun war von den Wassermassen besonders schwer betroffen

Unter anderem musste ein Feriendorf evakuiert werden, die Urlauber werden im Gemeindehaus versorgt.

Probleme in Hallstatt

Der Hallstätter See konnte die Wassermassen aus der Traun nicht mehr aufnehmen und trat über die Ufer. Durch den anschwellenden Pegelstand der Traun stieg am Sonntag auch jener des Traunsees.

Hilfe vom Bundesheer angefordert

In Ebensee (Bezirk Gmunden) mussten bereits 20 Bewohner - 15 davon im Ortsteil Seewinkel - ihre Häuser verlassen. Sie sind vorübergehend in der örtlichen Hauptschule untergekommen und werden vom Roten Kreuz betreut. Sämtliche Feuerwehrleute der Region waren im Einsatz. Die Feuerwehr Ebensee hat auch um Hilfe beim Bundesheer angefragt.

Die Bürgermeister von Ebensee empfiehlt der Bevölkerung, das Trinkwasser abzukochen. Nur der Ortsteil Langwies wird derzeit mit Mineralwasser versorgt.

Der Kommandant der Feuerwehr für den Bezirk Gmunden, beschreibt im Interview mit dem ORF Oberösterreich die Lage in seinem Bezirk:

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Bangen in Schärding

Dramatisch steigen auch die Pegel des Inn und der Donau an. In Schärding hat der Inn die Marke von 6,30 Meter überschritten, die dortige Feuerwehr befürchtet, dass im Laufer des Tages noch die Zehn-Meter-Marke überschritten werden könnte.

Hochwasser in Schärding

ORF/Erich Krammerbauer

Besonders kritisch ist die Situation derzeit in der Stadt Schärding. In der Landeswarnzentrale rechnet man damit, dass der Inn etwa gegen 16.00 Uhr die Dämme überfluten wird. Den Prognosen zufolge soll der Pegel noch auf zehn Meter steigen, 8,80 Meter waren es beim großen Hochwasser 2002. Feuerwehrkommandant Michael Hutterer spricht von einer „dramatischen Prognose“.

Bilder aus Hochburg-Ach

Auch beim Krisenstab, der im Landhaus eingerichtet ist, rechnet man damit, dass die Pegelstände des Jahrhunderthochwassers von 2002 erreicht oder sogar noch übertreffen werden. Der für Hochwasserschutz zuständige Umwelt-Landesrat Rudi Anschober von den Grünen spricht von einer „neuen Jahrhundert-Katastrophe“, an vielen Orten würden aber die Schutzmaßnahmen greifen. Mehr dazu in Höhere Pegelstände als 2002 befürchtet

Hochwasserschutzmaßnahmen beim neuen Rathaus in Linz

foto-kerschi.at/Werner Kerschbaummayr

Hochwasserschutzmaßnahmen beim neuen Rathaus in Linz

Linz: Donau tritt über Ufer

In Linz tritt die Donau gerade beim Urfahraner Jahrmarktgelände über die Ufer. Dort schleppte die Polizei zig Autos ab.

Hochwasserschutz wird in Linz aufgebaut

APA/rubra

Weil die Donau weiter steigt, wurde im Stadtteil Alt-Urfahr asm Sonntag die dritte und letzte Stufe des Hochwasserschutzdammes aufgestellt. Das bedeutet, dass die Dammbalken bis zur Maximalhöhe von 9,90 Metern aufgesetzt werden.

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Die Unterführung der Nibelungenbrücke am südlichen Flussufer wurde bereits gesperrt. Bewahrheiten sich die Prognosen, könnte das Jahrmarktgelände bis Montagfrüh bis zu zwei Meter tief unter Wasser stehen.

Rasch steigende Pegel in Steyr

Auch in Steyr sind in der Nacht die Pegelstände der Flüsse Enns und Steyr rapid angestiegen. Die Enns lag am Samstagabend noch bei 3,50 Meter, am Sonntag erreichte sie weit über sieben Meter.

Von der Stadt Steyr wurde eine Hochwasser-Hotline eingerichtet: 07252 575800

Hochwasser in Steyr

Magdalena Menrath

Der Zusammenfluss von Enns und Steyr in der Stadt Steyr

Kurz vor 4.30 Uhr wurden die Steyrer von einem drei Minuten langen Sirenenton aus dem Schlaf gerissen worden, als zu kurz hintereinander die Voralarm- und die Alarmgrenze der Enns überschritten wurden.

Wasserfontäne unterhalb der Staumauer in Klaus

Hannes Ebert

Bei der Staumauer in Klaus wird Wasser abgelassen

Die Bewohner des Wehrgrabens in Steyr wurden am Sonntagvormittag aufgefordert, die oberen Geschoße der Häuser aufzusuchen. Wohnungen im Erdgeschoß sollten sofort verlassen werden. Mit Lkws und Zillen brachte die Feuerwehr die Eingeschlossenen ins Trockene. Für die Bewohner des Wehrgrabens, die vor dem Hochwasser flüchten mussten und nicht bei Freunden oder Bekannten unterkommen konnten, wurde in der Stadthalle am Tabor vom Roten Kreuz eine Versorgungszentrale mit Notbetten eingerichtet. Inzwischen wurde diese Versorgungszentrale in die in die Rotkreuz-Zentrale in der Rettenbachergasse verlegt. Für 20.00 Uhr wurde zwar noch einmal ein Höchststand bei der Enns erwartet, der aber keine größeren Schhäden mehr anrichten soll.

Hochwasser im Wehrgraben

APA/Johannes Markovsky

Die „Schwimmschule“ im Steyrer Wehrgraben

150 Feuerwehrleute mit 25 Fahrzeugen waren in Steyr im Einsatz - dazu noch einmal weit mehr als 120 Hilfskräfte anderer Organisationen. Man sei gut vorbereitet gewesen, so Feuerwehrkommandant Thomas Schurz, vor allem, weil bereits am Freitag nach der ersten Regenperiode alle Fahrzeuge von Enns- und der Ortskai weggebracht wurden und diese mühsame und zeitraubende Arbeit bereits erledigt war.

Hochwasser in Steyr

Magdalena Menrath

Der Ennskai in Steyr

Die Steyr drohte auch zwischen Klaus und Steyr massiv über die Ufer zu treten. Mehr dazu in Warnung für Wehrgraben und Steyr-Fluss

Vorbereitungen im Machland

Gespanntes wird auch im Machland auf die Wassermassen gewartet, wo nach der Jahrhundertflut 2002 der bisher größte Hochwasserschutzdamm Österreichs errichtet wurde. Bereits am Sonntagvormittag hielten die Behörden in Perg eine erste Krisensitzung ab. Laut Landeshauptmannstellvertreter Franz Hiesl wurde ein Katastrophenplan in Kraft gesetzt, der nun abgearbeitet werde. Er beinhaltet die Räumung des Ortsteils Mettendorf in Baumgartenberg, wo derzeit nicht nur Menschen, sondern auch die Tiere aus mehreren Viehbetrieben in Sicherheit gebracht werden müssen.

In Mauthausen schütze der Damm bereits, sagt Hiesl. In Grein hingegen habe man noch etwa vier Meter Luft. Das ist allerdings nicht allzu viel, denn die Donau steigt etwa 30 Zentimeter pro Stunde, und die höchsten Wasserstände werden im Machland in der kommenden Nacht, möglicherweise sogar erst Montagvormittag erreicht. Mehr dazu in Höhere Pegelstände als 2002 befürchtet

Sollten die Pegel auf das Niveau des Jahrhunderthochwassers von 2002 steigen, so bedeutet das noch nicht Oberkante Unterlippe, auch wenn der Machlanddamm auf Höhe der Hochwasserlinie 2002 gezogen wurde. Es wurden nämlich noch 50 Zentimeter Reserve dazu gebaut.

Schulfrei wegen Hochwassers

Alle Schülerinnen und Schüler, die ihre Schule wegen des Hochwassers nicht oder nur schwer erreichen können, dürfen am Montag zu Hause bleiben, heißt es aus dem Landesschulrat. Im Zweifelsfall sollen sie lieber daheim bleiben. Die Stunden würden entschuldigt, heißt es. Manche Schulen bleiben morgen ohnehin geschlossen, etwa die HTL in Hallstatt und die HBLA sowie die Tourismusschule in Bad Ischl.

In Steyr bleiben die HS St. Anna und die VS Wehrgraben am Montag gesperrt und in Schärding alle Schulen und Kindergärten.

Verkehrsbehinderungen (Stand: 17.00 Uhr)

  • B3, zwischen Steyregg und Luftenberg, zwischen Mauthausen und Perg und von Saxen über Grein bis Sarmingstein.
  • Die B127 zwischen der Kreuzung mit der Hagenstraße in Linz und Puchenau
  • Die B129 zwischen Wilhering und dem Linzer Römerbergtunnel
  • B131, zwischen Ottensheim und Hartkirchen
  • B140 Zwischen Molln und Sierning
  • B145 zwischen Bad Ischl und Ebensee. Alt-Ischl ist überflutet, die Ortdurchfahrt von Traunkirchen ist auch gesperrt. Behinderungen gibt es auch auf der B145 in der Ortschaft Weißenbach bei Bad Goisern.
  • Der Traunsee tritt in Gmunden über die Ufer, In Gmunden müssen die Fahrzeuge dringend von den Parkplätzen entlang der Esplanade entfernt werden. Alle Zufahrtswege nach Gmunden sind gesperrt.
  • Die B153 in Weißenbach am Attersee
  • B154 zwischen Mondsee und St. Gilgen
  • In Mondsee ist die Thalgaustraße gesperrt.
  • Das innere Salzkammergut kaum noch zu erreichen. Gesperrt sind weiters:
  • B147 in Mattighofen, sowie zwischen Furth und Burgkirchen
  • B151 Zwischen Loibichl und Unterach.
  • B166 zwischen Gosau und Bad Goisern
  • In Steyr sind der Orts- und der Ennskai gesperrt. Die Zufahrt zum Wehrgraben ist nur für Einsatzkräfte möglich.
  • In Linz der Urfahranermarktparkplatz und die Unterführung zwischen der oberen und der unteren Donaulände gesperrt.
  • In Schärding müssen die Parkplätze Ponyweide und Technozentrum geräumt werden.
  • Gesperrt ist Außerdem: die Weilhart-Straße in Hochburg-Ach
  • Kobernaußerstraße zwischen Friedburg und Hocheck
  • Stodertalstraße zwischen Steyrbruck und Hinterstoder,
  • Ettenauer straße entlang der Salzach.
  • Großalm straße zwischen Neukirchen – Altmünster
  • Almsee straße Scharnstein und dem Almsee
  • Aurachtalstraße zwischen Neukirchen – Reindlmühl
  • Die Buch-Landesstraße in Gurten
  • Hüttinger Straße zwischen Baumgartenberg und Mitterkirchen
  • Gusentalstraße in Katsdorf
  • Rannariedler Straße bei Niederranna
  • Kallinger straße zwischen Andorf und Diersbach
  • Griesbacher straße zwischen Andorf und Zell/Pram
  • Ahamerstraße im Bereich der Agerbrücke zwischen Attnang Puchheim und Desselbrunn
  • Brandstatt straße zwischen Aschach an der Donau und Eferding
  • Die Schartner straße bei Fraham
    Eine Meldung für die Autobahn in Bayern:
    Das große deutsche Eck ist in beiden Richtungen gesperrt - die Fahrbahn ist überflutet.
  • in Richtung München Sperre bei Grabenstätt - vor der Ableitung reicht der Stau 35 km bis nach Salzburg zurück
  • und in Richtung Salzburg Sperre zwischen Bernau und Grabenstätt. Vor der Ableitung 20 km Stau.
    Auch die regionale Ausweichroute über die B155 ist wegen Überflutungen in Freilassing gesperrt

Folgende Bahnstrecken sind gesperrt

  • Die Pyhrnbahn zwischen Neuhofen an der Krems und Selzthal
  • Die Donauuferbahn zwischen St. Nikola-Struden und Sarmingstein
  • Die Salzkammergutbahn zwischen Altmünster und Obertraun-Dachsteinhöhlen
  • Die Almtalbahn zwischen Voitsdorf und Grünau im Almtal
  • Die Westbahnstrecke ist im Bereich von Seekirchen am Wallersee nur eingleisig befahrbar, die Bahnstrecke zwischen Salzburg und Tirol über Rosenheim ist gesperrt weil die Gleise überflutet sind. Dort gibt es keinen Schienenersatzverkehr

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