Linzer Medizin-Studium startet in Graz

Am Mittwoch wurde das Konzept für die geplante Medizin-Uni in Linz präsentiert. Angehende Studierende müssen bis 2016 nach Graz auswandern, auch später werden Teile der Ausbildung in Graz absolviert. Kritik kommt von der Universitätenkonferenz.

Die Kosten für eine medizinische Fakultät scheinen zu stehen: 168 Millionen Euro sollen investiert werden, der laufende Betrieb kostet pro Jahr 46,5 Millionen Euro. Wer in Linz Medizin studieren will, muss jedoch zuvor nach Graz auswandern. Im Studienjahr 2014/15 startet die Mediziner-Ausbildung vorerst in Graz. Die ersten beiden Studienjahre (die vorklinische Ausbildung) werden zunächst komplett in der steirischen Landeshauptstadt absolviert.

Steigende Zahl an Studienplätzen

In den Studienjahren 2014/15 und 2015/16 starten zunächst jeweils 60 Studierende das Medizin-Studium, im Jahr 2016/17 wird auf 120 aufgestockt. Sie alle müssen nach Graz ausweichen. Der Medizin-Uni-Betrieb in Linz startet mit 2016/17, mittelfristig soll es dann 300 Anfänger-Studienplätze geben. Durch eine Kooperation mit der Med-Uni Graz sollen aber auch danach 120 erst nach der vorklinischen Ausbildung nach Linz wechseln. Die weiteren 180 können vollständig in Linz studieren. Vollkommen ausgebaut soll die Linzer Medizin-Uni 2028 sein mit 1.800 Studierenden (300 Studenten in sechs Jahrgängen).

Linz bekommt weniger als Graz, Wien und Innsbruck

Für die Medizin-Uni Linz sollen 168 Millionen Euro investiert werden, darin sind auch Umsatzsteuer, Drittmittelflächen und Forschungsgroßgeräte in der Höhe von 16 Millionen Euro enthalten. Die Reinvestitionen für Gebäude und Forschungsgroßgeräte wurden mit jährlich 6,6 Millionen Euro beziffert. Zum Vergleich: Die Medizin-Unis in Wien, Graz und Innsbruck erhalten jährlich mehr Geld. Für Wien gibt es ein Drei-Jahres-Budget mit jährlich 946 Millionen Euro (für 740 Anfängerplätze), für Graz 329 Millionen Euro (bei 360 Anfängerplätzen) und für Innsbruck 320 Millionen Euro (400 Anfängerplätze, ohne klinischen Mehraufwand wie in Graz).

Keine Oberösterreicher-Plätze

Die Zulassung zum Medizin-Studium in Linz erfolgt, wie an den anderen Medizin-Unis, nach Absolvierung eines Aufnahmetests. Dabei gilt auch die Quotenregelung, wonach 75 Prozent der Plätze an Bewerber mit österreichischem Maturazeugnis gehen, 20 Prozent an EU-Ausländer und fünf Prozent an Bewerber aus Drittstaaten. Eigene Studienplätze für Oberösterreicher gibt es nicht.

Projekt auf Schiene

Erst am Dienstag traf sich Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) mit Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) um über eine Medizin-Uni in Linz zu verhandeln. Das Ergebnis war ein Arbeitskreis, der sich erst Mitte Mai erstmals treffen soll. Bundeskanzler Faymann erklärte das Projekt sei „auf Schiene“. Über einen genauen Zeithorizont hatten sich Pühringer und Faymann am Dienstag jedoch noch nicht geeinigt. Wissenschaftsminister Karl-Heinz Töchterle (ÖVP) zeigte sich am Dienstag zurückhaltend. Mehr dazu in Medizin-Uni: Minister Töchterle zweifelt (ooe.ORF.at, 23.4.2013).

Feilschen ums Geld

Nachdem die Kosten stehen wird nun verhandelt, wer bezahlt. Das Projekt werde nun von der Expertenebene auf die politische Ebene gehoben, sagt Landeshauptmann Pühinger. Wie weit sich das Land und auch die oberösterreichischen Gemeinden an den Investitions- sowie bei den Betriebskosten auch wie lange beteilige, sei Verhandlungssache. Dabei gehe es nicht nur um Cash, sondern auch was eingebracht werde, etwa an Grundstücken und Liegenschaften. „Ich bitte um Verständnis, dass wir nicht den Verhandlungspartnern schon vor der ersten Runde unsere Wünsche über die Medien ausrichten“, sagte Pühringer.

Rektoren wundern sich

Überrascht zeigt sich die Österreichische Universitätenkonferenz (uniko) über die Medizin-Uni in Linz. Uniko-Chef Heinrich Schmidinger forderte von Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP), sie solle „klar und deutlich sagen, aus welchen Budgetmitteln der Bund die neue Medizinische Fakultät zu finanzieren gedenkt“. Ohne eine diesbezügliche Aussage „fehlt dem Plan der neuen Fakultät die realistische Basis“, betonte er in einer Aussendung. Zudem seien Budgetmittel für Graz, Wien und Innsbruck noch nicht abgedeckt. Schmidinger wies erneut auf den Wissenschaftsrat hin, der „keine Notwendigkeit“ für eine Medizin-Fakultät in Linz sieht. Die Linzer Medizin-Fakultät soll zudem erst Mitte Mai in der Hochschulkonferenz diskutiert werden, Schmidinger kritisierte die Politik jetzt bereits vollendete Tatsachen zu präsentieren.

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