Die Bücher Ameisenmonarchie von Romina Pleschko und Tür an Tür von Dominik Barta
Judith Raab
Judith Raab

Sommerbibliothek: Vom Wesen der Nachbarschaft

Um die Unergründlichkeit von Nachbarschaften, um versteckte Einsamkeiten und um unerwartet Verbindendes geht es am Samstag in „Premiere“. Die Bücher von Dominik Barta und Romina Pleschko gewähren Einblick in das mitunter abenteuerliche Leben zweier Mehrparteienhäuser.

Nachbarn – sind das in der Betrachtung immer nur die anderen? Oder ist man sich auch der eigenen Rolle im nachbarschaftlichen Sein bewusst? Fest steht, dass das Thema Nachbarschaft die buntesten Geschichten schreibt: laut oder leise, freundlich oder distanziert, romantisch oder berechnend …

Sendungshinweis:

„Premiere“, 20.8.22

Das Leben jenseits trennender Wände

Kurt ist Anfang 30, als er endlich die erste eigene Wohnung bezieht. Vom Traum, in den eigenen vier Wänden ungestört zu sein, muss der junge Lehrer schon nach wenigen Wohnstunden Abstriche machen: Die Geräusche aus der Wohnung seines älteren Nachbarn hallen penetrant durch die hellhörigen Wände. In Rage geraten, läutet Kurt an der Tür des eigentlich recht freundlichen Herrn Drechsler, der einer anderen Generation angehört. Im Umgang mit der neuen Bekanntschaft erinnert sich Kurt an seine Kindheit, an die Zeiten des Studiums und des Heranwachsens in seinem Freundeskreis. Jetzt, in den Dreißigern, scheint das Leben für niemanden aus der früheren Clique einfacher geworden zu sein – auch nicht für andere Mitbewohner im Haus.

Das Buch Tür an Tür von Dominik Barta
Judith Raab

Autor Dominik Barta, Jahrgang 1982, inszeniert in seinem neuen Buch „Tür an Tür“ das zwischenmenschliche Wohl und Wehe unserer Zeiten, ausgehend von mehreren Hausbewohnern, die zunehmend Anteil an den Schicksalen der jeweils anderen nehmen. 2020 legte der gebürtige Prambachkirchner Autor sein Roman-Debut „Vom Land“ vor. Er gewann 2009 den ZEIT-Essaywettbewerb und 2017 den Ö1-Wettbewerb „Aber sicher!“.

Das Ameisenhafte einer Hausgemeinschaft

Ähnlich dem Getriebe in einem Ameisenhaufen treffen auch im Buch „Ameisenmonarchie“ von Romina Pleschko die unterschiedlichsten Verhaltensweisen von Menschen aufeinander, die ein gemeinsames Wohnhaus eint.

2021 konnte die 1983 in Gmunden geborene Autorin für ihren ersten Roman exzellente Kritiken verbuchen. Die „Premiere“-Sommerreprise greift Leseproben aus den unter die Haut gehenden Geschichten rund um Hausbewohner auf, die ihre jeweiligen Pläne und Absichten mehr oder weniger durchsetzungsstark vorantreiben. Romina Pleschko entwickelt ihre Figuren subtil und unbeirrt zu beeindruckend stark gezeichneten Charakteren.

Das Buch Ameisenmonarche von Romina Pleschko
Judith Raab

Im Buch steht der Gynäkologe Dr. Herb Senior vor der Pensionierung. Seine Gattin hat diesen Umstand fest im Blick, obwohl sie ihr Leben seit Jahren unter Medikamenteneinwirkung zuhause zu verdösen scheint. Ein schwarzer Morgenmantel ist ihr wichtigstes Utensil. Während der homosexuelle Sohn beruflich auf die Übernahme der erfolgreichen Praxis zusteuert, entwickeln sich gewisse Liebesangelegenheiten für ihn in eine ungünstige Richtung. Ganz anders gelagerte Probleme hat eine weitere Mieterin, Karin, Kosmetikerin und Bloggerin. Ein Abgeordneter gerät in ihr Gesichtsfeld – und sie in seines. Eine Verbindung von hohem Nutzen für beide Seiten könnte sich anbahnen.

Daniela Wagner und Markus Hamele lesen in „Premiere“ aus den Büchern.

Literaturhinweise zur Sendung:

  • Dominik Barta: „Tür an Tür“ (Roman, 2022, Zsolnay Verlag)
  • Romina Pleschko: „Ameisenmonarchie“ (Roman, 2021, Verlag Kremayr & Scheriau)