Bücher für den Sommer, Mord auf leisen Pfoten, UND, Tel Aviv Vienna
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„Premiere“-Sommerbibliothek

Städte, Katzen, Seenglück: Am kommenden Samstag reist die „Premiere“-Sommerbibliothek aufmerksam durch die Städte Wien und Tel Aviv, geht den Vorhaben eines weißen Katers nach und zieht auf dem stillen Attersee ihre Runden.

Mit der ersten Literatursendung im Juli – also zur Ferienzeit – eröffnen wir wieder unsere „Premiere“-Sommerbibliothek mit neuen Büchern und mit Reprisen aus dem gehaltvollen ORF-Archiv. Ausgewählte Leseproben bieten zahlreiche Anregungen für Sommerlektüre und Lesefreude.

Sendungshinweis

„Premiere“, 16.7.22

Wiens Kastanienbäume und Tel Avivs Ficus-Bäume

Urbane Lebensräume erkunden Christina Maria Landerl und Ronny Aviram in ihrem Band „TelAviVienna. Vom Heimkommen“ mit sicherem Blick für Details und Besonderheiten. Im Zentrum der Beobachtungen stehen Wien und Tel Aviv – und eben jene manchmal unscheinbar wirkenden Winkel und Ecken, die den besonderen Charakter der jeweiligen Stadt leise, aber eindringlich offenbaren.

Tel Aviv Vienna Buch
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Die 1979 in Steyr geborene Autorin Christina Maria Landerl steuert zum Buch ihre literarischen Impressionen zur Stadt Wien bei. Beim Lesen der farbig geschilderten Eindrücke vermeint man unversehens durch die Bundeshauptstadt zu flanieren – vorbei an typischen Altbauten, sich an den Stadtbrunnen erfrischend oder mitten im touristischen Strom schwimmend. Landerls Hommage an ihre Wahlheimat Wien findet in dem deutsch-israelisch abgefassten Buch ihr Gegenüber in den Bildern von Ronny Aviram.

Buch Tel Aviv Vienna
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In Tel Aviv ist die 1983 geborene Israelin Ronny Aviram aufgewachsen. In Leipzig hat sie später an der Hochschule für Grafik und Buchkunst studiert. Im Buch „TelAviVienna“ erzählen Avirams Fotos die sorgsam erfasste Geschichte städtischer Besonderheiten Tel Avivs, die sich bei genauem Hinsehen durchaus auch im Alltag erschließen. Mit dem Blick der zurückgekehrten Künstlerin erfasst sie das Besondere im Einfachen: die schattenspendenden Ficus-Bäume, die Orangensaft-Kioske, aber auch die Zugänge zu den rettenden Luftschutzkellern.

Kriminelles unter Samtpfoten

„Radieschen von unten. Kriminell gute Gartengeschichten“ betitelt die Wiener Buchhändlerin Rotraut Schöberl ihren jüngsten Band – und bereits 2020 hat die Katzenfreundin das Buch „Mord auf leisen Pfoten“ den kriminellen Machenschaften von Katzen gewidmet. Diesen unergründlichen Wesen, denen Sanftheit und Rauflust gleichermaßen zugeschrieben wird, haben sich im Buch unterschiedlichste AutorInnen gewidmet – darunter die gebürtige Linzer Schriftstellerin Margit Schreiner mit der Erzählung „Der Mörder mit der weißen Weste“. Was zwei gestandene Katzendamen zur Verteidigung ihres Territoriums gegen einen Eindringling unternehmen, ist in „Premiere“ auf vergnügliche Art und Weise zu hören.

Buch Mord auf leisen Pfoten
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Das Universum der Worte und die Welt des Wassers: Im Menschen Hans Eichhorn, 1956 in Vöcklabruck geboren und am 29. Februar 2020 verstorben, fanden sich zwei Berufungen in seltener Verbindung.

Ein Fischer in Paris

Als Fischer lebte Hans Eichhorn in engem Kontakt mit der Natur, als Literat beschäftigte ihn die Region des Attersees ebenso wie innere Welten und äußere Beobachtungen. Zahlreiche Gedichtbände, Dramolette, Erzählungen oder Prosa zählen zu seinen Arbeiten, für die der Autor unter anderem mit dem Heinrich Gleißner Preis 2020 ausgezeichnet wurde. In „Premiere“ sind Auszüge aus dem Kapitel „17. August 2011“ aus dem Erzählband „Und (Alles geschenkt)“ zu hören.

Buch Hans Eichhorn UND
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Einem speziellen literarischen Projekt widmet sich die aktuelle Ausstellung „Hans Eichhorn: Aus Paris“ im Adalbert Stifter Haus in Linz. Während eines vierwöchigen Stipendien-Aufenthalts 2010 in der französischen Hauptstadt fertigte Hans Eichhorn etwa 100 A4-große Bildpostkarten auf alten Kartons an, versah sie mit Notizen und Anmerkungen und richtete diese außergewöhnliche künstlerische Post an das Adalbert Stifter Haus.

Ausgesuchten Stoff zum Lesen und zum Betrachten bietet in diesem Sommer auch die Begleitpublikation zur laufenden Ausstellung „Auftritt der Frauen“ im Linzer Stadtmuseum Nordico. Die Präsentation der Künstlerinnen in Linz von 1851 bis 1950 ist buchstäblich als Jahrhundertentdeckung zu werten – haben diese Frauen doch einen bislang viel zu wenig beachteten Teil zur Linzer Kultur- und Kunstgeschichte beigetragen.

Buch Auftritt der Frauen Künstlerinnen in Linz 1851-1950
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Während Margret Bilger, Vilma Eckl oder Tina Blau in der Kunstwelt im Lauf der Zeit sehr wohl ein Stellenwert eingeräumt wurde, gerieten viele der etwa dreißig in der Schau versammelten Künstlerinnen aus dem Blickpunkt von Fachwelt und Publikum. Vor mehr als 100 Jahren war es die Malerin Agathe Schwabenau, die ab 1896 am Pfarrplatz in Linz die erste Malschule für Frauen führte. Nun, 2022, stellt Schwabenaus Urenkelin Eva Hofmann wichtige Exponate für die Schau im Nordico zur Verfügung. Dass jedes Künstlerinnenleben im Einzelnen Beachtung verdient, können Interessierte im Begleitband zur Ausstellung „Auftritt der Frauen“, erschienen im Verlag Anton Pustet, nachlesen.

Die Texte der Sendung „Premiere“ werden von Chris Pichler und von Matthias Hack gelesen.

Literaturhinweise zur Sendung

  • Christina Maria Landerl und Ronny Aviram: „TelAviVienna. Vom Heimkommen“ (in deutscher und israelischer Sprache, Text-Foto-Band, Verlag müry salzmann)
  • Margit Schreiner: „Der Mörder mit der weißen Weste“. Aus dem Buch „Mord auf leisen Pfoten. Kriminell gute Katzengeschichten“. Herausgegeben von Rotraut Schöberl, Illustrationen von Livia Klingl (Residenz Verlag)
  • Hans Eichhorn: „17. August 2011“. Aus dem Erzählband „Und (Alles geschenkt)“ (Verlag Bibliothek der Provinz)
  • Stadtmuseum Nordico Linz: „Auftritt der Frauen. Künstlerinnen in Linz 1851-1950“ (Verlag Anton Pustet)