Premiere Kutzenberger Leupold
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„Premiere“: Dagmar Leupold und Stefan Kutzenberger

Ein Garderobier mit allerfeinstem Sensorium für seine Umwelt und ein Literat, der für seine Passion in die südliche Hemisphäre aufbricht: Autorin Dagmar Leupold und Schriftsteller Stefan Kutzenberger fertigen in ihren aktuellen Romanen sorgfältige Charakterzeichnungen zweier Helden an. Zu hören am Samstag ab 19.03 Uhr in „Premiere“.

Mehr Menschen vom Typus eines Herrn Harald – und unsere Welt könnte möglicherweise eine bessere sein. Autorin Dagmar Leupold verfasst in ihrem Roman „Dagegen die Elefanten!“ von Seite 1 bis 266 ein umwerfendes Plädoyer für aufmerksame Menschlichkeit und guten Umgang. Ihre Romanfigur Harald ist Garderobier an der Oper.

Von der Flaumigkeit der Gedanken

Herr Harald ist keiner, der aus der Menge der Menschen in besonderer Weise heraussticht – im Gegenteil. Doch seine stillen Gedankengänge und Beobachtungen machen deutlich: Im Innersten eines Menschen ist seine eigentliche Wahrheit zu entdecken. Wer zum Kern des Herrn Harald vorstößt, trifft auf Gold.

Sendungshinweis

„Premiere“, 18.6.22

Der bescheidene Garderobier entfaltet in seinen, nach Eigendefinition „flaumigen Gedanken“ äußersten Feinsinn. Unauffällig, aber konsequent lebt er das, was auch seinem Umfeld zugute kommt: Höflichkeit und Zugewandtheit, Interesse und Wahrnehmungsfähigkeit. Weder ist ihm gleichgültig, wie die Besuchermäntel der Operngäste beschaffen sind. Noch bleibt ihm verborgen, dass die italienische Sprache so leichtgängig über die Zunge perlt wie sonst nichts. Was immer Herrn Harald auch vor die Augen kommt: durch seinen Blick und seine Lebenshaltung findet es Veredelung, Wertschätzung oder auch Trost.

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Schriftstellerin Dagmar Leupold wurde 1955 im deutschen Rheinland-Pfalz geboren und absolvierte Studien der Germanistik, Philosophie und Klassische Philologie in Deutschland und in New York. Sie lebt und arbeitet als Autorin von Romanen, Erzählungen, Lyrik und Essays in München und ist zudem als Übersetzerin tätig. Mit zwei Romanen befand sich Dagmar Leupold unter den Nominierten für den Deutschen Buchpreis: „Unter der Hand“ (2013) und „Die Witwen“ (2016).

Auf hoher See dem Nullpunkt entgegen

Der 1971 in Linz geborene Literaturwissenschafter und Schriftsteller Stefan Kutzenberger hat den dritten Teil seiner Roman-Trilogie veröffentlicht. Dabei hat er sich konsequent einem Helden verschrieben, der – wie er selbst – den Namen Kutzenberger trägt. Auch im neuen Buch „Kilometer null“ ist der Protagonist ein sympathischer Suchender, ein immer im Herzen jung Gebliebener, ausgestattet mit großer Passion für die Literatur.

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Ein UNESCO-Literaturaustausch-Stipendium soll die Romanfigur Kutzenberger diesmal nach Uruguay zu einer Schriftstellerkollegin führen. Ihren Ursprung nimmt die Angelegenheit an der Universität Wien bei vermerkten 11.316 km. Nicht von ungefähr ist die Kilometerzahl im Buch anleitend und wichtig, führt doch der gesamte Roman zum titelgebenden „Kilometer null“. In verschachtelten Kapiteln widerfährt dem reisenden Kutzenberger bei der Schifffahrt Richtung Südhalbkugel Unerwartetes: Auf dem europäischen Kontinent hat sich etwas zugetragen, das Einfluss auf das Schicksal der Seereisenden nimmt. Es ist nicht einfach, einen aufnahmebereiten Hafen anzusteuern – erst das fiktive Land Costaguana lässt die Menschen schließlich wieder festen Boden unter den Beinen spüren. Für manch einen wird das Leben eine alles verändernde Wendung nehmen.

Was der echte Autor Stefan Kutzenberger im Buch an Abenteuern aneinanderreiht, changiert zwischen phantastisch und realitätsnah. Wie bereits in den Vorgängerromanen „Friedinger“ und „Jokerman“ spielen sich die oft skurrilen Ereignisse auf dem Hintergrund interessanter Schauplätze und wissenswerter Dinge ab.
Schauspieler Florian Tröbinger liest in „Premiere“ aus den beiden genannten Romanen.

Literaturhinweise zur Sendung:

  • Dagmar Leupold: Dagegen die Elefanten! (Roman, 2022, Verlag Jung & Jung)
  • Stefan Kutzenberger: Kilometer null (Roman, 2022, Berlin Verlag)