Besondere Anlässe in Zusammenhang mit wichtigen Persönlichkeiten machen den Schatz deutlich, den das ORF-Archiv birgt. Im Gedenken an den 110. Geburtstag Gertrud Fusseneggers ist am 7. Mai in „Premiere“ eine besondere Aufnahme aus 1985 mit der Autorin zu hören. Darin erzählt die am 8. Mai 1912 in Pilsen geborene Schriftstellerin höchstpersönlich aus ihren Erinnerungen, beginnend in der frühen Kindheit. Die Lebensnotizen tragen die unnachahmliche Patina vergangener Zeiten.
Erinnerung an das Haus der Großeltern
Als Metapher für wunderbare Geborgenheit bleibt Zeit des Lebens die Erinnerung an das Haus der Großeltern in Pilsen. Selbst der 90-jährige Familienpatriarch, der Großvater, zeigte sich dem Kind gegenüber zugänglich. Seine Bibliothek, die ihn umgebenden Kunstgegenstände und einzigartige Buchbände beeindruckten das Mädchen sehr früh. Auch die Vorliebe für geschichtliche Stoffe, die Gertrud Fussenegger in ihren späteren literarischen Werken inhaltlich häufig aufnimmt, ist wohl auf diese Zeit zurückzuführen – ebenso wie das Erzählen selbst. In einem Interview berichtete die Autorin, dass ihre erste Zuhörerschaft aus dem Kreis enger Schulfreundinnen bestand.
Sendungshinweis
„Premiere“, 7.5.22
Reiches Werk in vielen Sprachen
Mit einem breit gefassten Werk aus Gedichten und Erzählungen, Romanen, Hörspielen und Theaterstücken zählt die Schriftstellerin, die viele Jahrzehnte in Leonding lebte und 2009 verstarb, zu den bekanntesten heimischen Autorinnen.
In elf Sprachen wurden ihre Arbeiten übersetzt und vielfach ausgezeichnet. Zu ihren besonders bekannten Büchern werden „Das Haus der dunklen Krüge“ oder „Sie waren Zeitgenossen“ gerechnet. Aber auch Persönlichkeiten wie Kaiserin Maria Theresia oder die Physikerin Marie Curie wurden zur Inspiration für literarische Aufarbeitung. Gertrud Fusseneggers letzter Roman „Bourdanins Kinder“ aus 2001 ist – wie viele weitere ihrer Bücher – im Verlag Langen-Müller erschienen.