Eine Generation in der Krise: Jugendliche kämpfen besonders mit den Folgen der Pandemie und zunehmend auch mit den Auswirkungen Sozialer Medien. Dem werde das Hilfsangebot in Oberösterreich bei weitem nicht mehr gerecht. „Ich könnte mir vorstellen, dass Psychotherapeuten so wie Schulsozialarbeiter im Schulsystem angestellt sind, die regelmäßig Angebote an der Schule anbieten“, so Michael Merl, Vorstand der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Neuromedcampus im Linzer Kepler Universitätsklinikum.
Emotionale Krise rechtzeitig erkennen
„Wenn Krisen auftreten ist es sinnvoll, vor Ort jemanden zu haben, der mit diesen Krisen umgehen kann, damit sich die emotionale Krise und die Gefühlskrise nicht in eine medizinische Krise mit Selbstmordgedanken, selbstverletzendem Verhalten auswächst“, so Merl weiter. Der Bedarf an Hilfe sei enorm, sagte Merl im Interview mit dem ORF Oberösterreich. Die Kinder- und Jugendpsychiatrie im Uniklinikum sei voll mit selbstmordgefährdeten Jugendlichen und Kindern, die nicht mehr zur Schule gehen wollen.
Kinder- und Jugendpsychiater Merl im Interview
Michael Merl ist Vorstand der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Neuromedcampus. Er klärt auf, mit welchen psychischen Problemen Jugendliche am häufigsten zu kämpfen haben und welche Symptome ein Zeichen dafür sind.
Hoher Bedarf an leistbaren Therapieplätzen
Es brauche dringend leistbare Therapieplätze. „Der Selbstbehalt der Österreichischen Gesundheitskasse ist sehr gering, der macht ungefähr 25 Prozent dessen aus, was eine Therapiestunde kostet“, so Merl. Das mache den Zugang für finanziell schlechter gestellte Familien nahezu unmöglich. „Mein Wunsch wäre es, dass der überwiegende Teil rückerstattet wird und der geringere Teil Selbstbehalt ist“, so Merl. In Oberösterreich gebe es zudem gerade einmal sieben Kinder- und Jugendpsychiater mit Kassenvertrag. Wer einen Termin möchte, muss mit etwa fünf Monaten Wartezeit rechnen.