Bücher von Franz Kain
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„Premiere“: Franz Kain wäre 100

Am 10. Jänner hätte Autor Franz Kain seinen 100. Geburtstag gefeiert. Mithilfe reichhaltiger ORF-Archivaufnahmen ist die Radio-Literaturstunde „Premiere“ am Samstag dieser interessanten Persönlichkeit des oberösterreichischen Kulturlebens gewidmet.

Sendungshinweis:
„Premiere – Literatur. Lebensart. Livemusik“, 15.01.22, ab 19.03 Uhr

Franz Kain wäre ohne seine vielfältigen Betätigungsfelder undenkbar gewesen. Seinen Zeitgenossen trat er als Autor, aber auch als Journalist und Chefredakteur sowie als Linzer KPÖ-Gemeinderat gegenüber. 1922 in Bad Goisern geboren, prägte ihn sein Zuhause maßgeblich, wie er auch in ORF-Gesprächssendungen wie „Lebensreisen“ genau darlegte.

Franz Kain
Margit Kain
Franz Kain

In der Sendung „Premiere“ sind ausführliche Interviewpassagen, aber auch Ausschnitte aus Kains allererstem Buch „Romeo und Julia an der Bernauer Straße“ zu hören. In diesem 1955 erschienenen Band thematisiert der Autor die zum damaligen Zeitpunkt nicht absehbare Vision eines geteilten Berlin. Aus dem Buch „Der Weg zum Ödensee“ wird am Samstag der Abschnitt „Nachruf für Habsburg“ gesendet: eine Geschichte rund um einen Gefangenen in Ostsibirien, der sich mit blumigen Erzählungen rund um das Kaiserhaus in Bad Ischl eine angenehme Bevorzugung verschaffen kann.

Der Stempel junger Jahre

Im Elternhaus des Franz Kain wurde gelesen und gelacht. Franz Kain beschrieb die Atmosphäre zuhause als eine fröhliche, wenngleich auch unter den Familienmitgliedern – den Eltern und ihren vier Söhnen – sehr unterschiedliche Haltungen spürbar wurden. Mit Hingabe beschäftigte sich die Familie mit Büchern. Diskussionen zur Situation der damaligen Zeit wurden durchaus kontrovers und mit Härte geführt, waren aber auch lehrreich für das gesamte Leben, so erinnerte sich der Autor später.

Franz Kain
Margit Kain
Genaue Recherche waren die Basis für viele Werke

Die 1920er- und 1930er-Jahre brachten Armut in vielen Teilen der Bevölkerung hervor. Weniger aus ideologischen Gründen als aus den Erfahrungen sozialer Ungerechtigkeiten heraus, verteilte Franz Kain Flugblätter des illegalen kommunistischen Jugendverbandes – und wurde 1936 als Vierzehnjähriger zu drei Wochen Arrest verurteilt.

Die literarische Erweckung

Ausgerechnet zur NS-Zeit in Einzelhaft in Wels kam Franz Kain eng mit Literatur in Berührung: Er erhielt geheimen Zugang zu vom Regime verbotenen Büchern und verfasste erste Gedichte. Die Haft brachte mehrere Ortswechsel – unter anderem nach Berlin, München und Nürnberg – mit sich. Es folgte der Kriegseinsatz in Tunesien und schließlich die Gefangennahme durch die US-Armee. 1946 kehrte Franz Kain aus Amerika zurück und schlug bei der KPÖ-Tageszeitung „Neue Zeit“ die Laufbahn des Journalisten ein. In den 1970er und 1980er Jahren engagierte sich Franz Kain als Gemeinderat für die KPÖ in Linz.

Nicht die schlechtesten Früchte

Lange Zeit wurden Franz Kains Bücher nur in der DDR gedruckt. In Österreich sah er sich immer wieder auch Kritik gegenüber. „Es sind nicht die schlechtesten Früchte, an denen die Wespen nagen“ – dies könnte, so der Schriftsteller nach eigener Aussage – ein Trost sein.

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Erst in den späten 80er Jahren übernahm der Verlag Bibliothek der Provinz die Publikation von Arbeiten Franz Kains, der Novellen, Erzählungen und drei Romane verfasste. Mit „Am Taubenmarkt“ legte er 1991 einen viel beachteten autobiographisch angelegten Roman vor, der ein großes Stück Zeitgeschichte freilegte – vielleicht auch ein Aspekt für die Wiederentdeckung des Schriftstellers durch eine jüngere Leserschaft.

Franz Kain war unter anderem Träger des Berufstitels des Professors, Träger des „Ehrenzeichens für Verdienste um die Befreiung Österreichs“ und des Landeskulturpreises OÖ für Literatur und des Adalbert Stifter Preises. Seine literarischen Arbeiten wurden in mehrere Sprachen übersetzt.

StifterHaus Linz
Stadt Linz

Gedenkabend im Adalbert Stifter Haus

Am Donnerstag, 13. Jänner, würdigten die Autorinnen und Autoren der Grazer Autorenversammlung Oberösterreich Franz Kains literarisches Werk und erinnern sich an ihn als Kollegen. Bei der von Judith Gruber-Rizy moderierten Veranstaltung lesen Franz Fend, Rudolf Habringer, Kurt Mitterndorfer, Judith Gruber-Rizy und Helmut Rizy. Die Künstlerin Alenka Maly ist für die Bild-Video-Umsetzungen zuständig, und Hubert Achleitner wirkt an diesem Gedenkabend als Sänger.

Literaturhinweise zur Sendung:
• Franz Kain: „Romeo und Julia an der Bernauer Straße“
• Franz Kain: „Nachrede für Habsburg“ aus „Der Weg zum Ödensee“
Beide Bücher sowie weitere Bände Franz Kains sind im Verlag Bibliothek der Provinz erschienen.