Bücherherbst
ORF
ORF

Sagenhafter Bücherherbst

Wer nach der Zeitumstellung den Herbst-Blues fürchtet, hat noch keinen Blick in das saisonale Bücheraufkommen getan. Neuer Lesestoff für junge und jung gebliebene Leserinnen führt in ein Paradies aus Wort und Bild, aus Farben und Klängen.

Zeichnen: … und ich kann es doch!

Mit dem Zeichnen verhält es sich wie mit dem Singen: Viele behaupten, dazu keinerlei Talent zu besitzen. Der oberösterreichische Illustrator und Zeichner Peng lässt dieses Argument nicht gelten, hilft aber auch gleich bei der Problembewältigung: Er animiert in seinem Band „Ich kann nicht zeichnen“ (DuMont Buchverlag) zum ungezügelten Ausprobieren mit Farben, Formen, Pinselstrichen.

Bücherherbst
ORF

Peng leitet im durchgehend von Hand geschriebenen und farbig illustriertem Buch Schritt für Schritt dazu an, über einfache Fingerübungen zu immer mutigerer Kreativität zu finden. Während auf Seite 18 noch mit „Simplen Köpfen“ experimentiert wird, spaziert auf Seite 87 als Einleitung zum „Großen Vogelcasting“ schon ein Rabe in roten Stöckelschuhen daher. Nur wenig später warten die Kapitel „Coole Katzen“ und „Neugierige Köter“. Ebenso wollen im Buch etwa auch Menschen und ihre Kleider gezeichnet, schraffiert und bunt ausstaffiert werden.

Zwei Jahre lang hat Peng an seinem detailreich angelegten Zeichen-Band gearbeitet. In England, Frankreich und Spanien wurde das Buch bereits erfolgreich aufgelegt, auf der Frankfurter Buchmesse fand die deutschsprachige Ausgabe Anklang. Eine Buchpräsentation samt Workshop im Bildungshaus Puchberg wurde von zeichenfreudigen Besuchern regelrecht gestürmt.

Bunter geht’s nicht: Callas, Beyoncé und Stradivari

Viele Institutionen und KünstlerInnen bieten maßgeschneiderte Musikvermittlung selbst für den jüngsten Nachwuchs. Wie bunt, unterhaltsam und aufschlussreich das erste Basiswissen über Musik entdeckt werden kann, das beweist auch ein flotter Bildband, der – nach der englischsprachigen Originalausgabe – nun auch in Deutsch erschienen ist. „Die Geschichte der Musik für Kinder“ von Mary Richards und David Schweitzer (Midas Verlag) wurde von Rose Blake so illustriert, dass Kinder von Tschaikowskis berühmtem Ballett „Schwanensee“ einen ebenso bildhaften Eindruck erhalten wie von Superstar Beyoncé, dem berühmten Opernhaus in Sidney oder der Sitzordnung eines Orchesters. Das Buch holt zu einer Erklärung über die allerersten Instrumente und die berühmte Stradivari aus, geht der „Musik der Götter“ in den Religionen auf den Grund und spannt den Bogen von Operndiva Maria Callas bis zur interaktiven Musik.

Bücherherbst
ORF

Auf die Plätze, QR, los!
Schlau ergänzt wird das Buch mit einer Zeitleiste musikrelevanter Erfindungen und mit einem Glossar zur Welt der Musik. Mittels QR-Code gelangen die jungen LeserInnen zu jedem Kapitel auch zu Online-Playlists, die viele der im Buch angeführten Werke unmittelbar akustisch anhören und erleben lassen.

Billie Eilish auf dem Shirt und Grottenbahn als Fluchtfahrzeug

Ein ideen- und temporeicher Kinderkrimi für LeserInnen von acht bis 15 Jahren wurde im Rahmen einer Gratisbuchaktion der Stadt Linz aufgelegt. „Stadt der Engel“ heißt der Band, den der gebürtige Linzer Autor Stefan Kutzenberger – ansonsten mit Romanen wie „Friedinger“ und „Jokerman“ erfolgreich im Buchgetriebe für Erwachsene tätig – verfasst hat. Künstlerin Andrea Hörndler kleidet das Geschehen in flotte Illustrationen.

Bücherherbst
ORF

Der Krimi beginnt am Morgen des vierzehnten Geburtstags von Angelika. Von ihren Freundinnen bekommt sie ein T-Shirt mit Billie Eilish Aufdruck – und mit der gesamten Schulklasse ist ein Museumsbesuch geplant, der in einen Kriminalfall rund um ein Bild von Egon Schiele mündet. Angelika und ihre Freunde geraten rund um die Verbrechersuche in ein Katz-und-Maus-Spiel, das in viele Linzer Stadtteile führt und Stadtgeschichte erklärt. So kommt auch Napoleons Einzug in Ebelsberg zur Sprache, und die famose Linzer Grottenbahn wird zum momentanen Versteck für die Jungdetektive. Sie sind an der Klärung des Falls mehr als interessiert – vor allem aber wollen sie ihren Freund Ahmed retten, der in die Fänge des Meisterdiebs geraten ist.

Am schlausten von allen: die Natur

In der „Bionik“ schaut sich die Technik von der Natur die schlausten und besten Einrichtungen und Mechanismen ab. Diese Verbindung aus „Biologie“ und „Technik“ hat die gebürtige Linzer Autorin und Kommunikationswissenschafterin Melanie Laibl zu ihrem jüngsten Buch „Schau wie schlau“ (Tyrolia Verlag) inspiriert. Wenn Bienenwaben, die Haut von Haien und die Falttechnik von Blüten und Blättern etwas mit Flugzeugbau und Flugwesen zu tun haben, zeigt sich einmal mehr: Die Natur hat die schlausten Erfindungen oft schon lange vor den Menschen parat.

Bücherherbst
Tyrolia Verlag

Lukas Vogl steuert die aufschlussreichen Zeichnungen zum 48-Seiten-Band bei, der in Zusammenarbeit mit dem Naturhistorischen Museum Wien entstanden ist. Amüsant und humorvoll kommen bei aller Wichtigkeit von Fakten die Haft-Kraft von Gecko-Füßen, die Effizienz der Klette und vieles mehr zur Sprache. Vier Kapitel über Tiere, Pflanzen, Mineralien und Menschen werden von kundigen WissenschafterInnen und ForscherInnen kindgerecht für LeserInnen ab 9 Jahren eingeleitet. Die Lust am Schlau-Werden, am genauen Schauen und Entdecken stellt sich dann so gut wie von selbst ein.

Gezeichnete Weltliteratur mit Kult-Potential

Mit „Die Ursache“ und „Der Keller“ hat sich Lukas Kummer einen exzellenten Ruf erzeichnet: Zwei der berühmten autobiographisch angelegten Schriften Thomas Bernhards wurden vom gebürtigen Innsbrucker Illustrator bereits gekonnt in das zeitgemäße Genre der „Graphic Novel“ übergeführt. Schlichte, aber markante Schwarz-Weiß-Zeichnungen erzählen die persönlichen Geschichten Thomas Bernhards aus dessen oft schwieriger Kindheit und Jugend in eindringlichen Bildern ohne überflüssiges Beiwerk. Mit „Der Atem“ hat Lukas Kummer im Residenz Verlag nun den dritten Band seiner Bernhard-Graphic-Novels vorgelegt.

Bücherherbst
ORF

Als der knapp achtzehnjährige Thomas an einer nassen Rippenfellentzündung laboriert, ist dies der Beginn einer lebensbedrohenden Erkrankung. Dem Tod geweiht, erfährt der junge Mann schließlich doch etwas Besserung. Während des Aufenthalts im Erholungsheim in Großgmain tritt bei den Besuchen der Mutter endlich eine Form von familiärer Verbundenheit zu Tage. Die schönsten Erinnerungen Thomas‘ sind jene an die Gespräche mit der Mutter, an die Erzählungen aus ihrer eigenen Kindheit oder an gemeinsame stille Lesestunden.