Häuser am Meer in Italien
Pixabay / Kookay
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Premiere-Sommerbibliothek: „Südliches“

Unsere Sommerbibliothek macht sich auf Richtung Süden: Bücherfreunde erleben am Samstag in „Premiere“ (3.Juli, 19.03 Uhr) das Gefühl der allerersten Italienreise in den 60ern. Dazu kommt die Bekanntschaft mit einem aufgeweckten Mädchen aus dem Friaul und mit zwei Sizilianerinnen des 18. Jahrhunderts.

Wer eine Reise tut, der kann etwas erzählen – besonders dann, wenn die Unternehmung in den 1960er Jahren stattfand. Das klassische Ziel vieler Ersturlauber war eines unserer Lieblingsurlaubsländer: Italien. So erlebt es auch der 10-jährige Siegfried aus Herbert Dutzlers Roman „Die Welt war eine Murmel“. Mit großer Aufregung tritt der junge Romanheld mit Eltern und Schwestern gleich zu Beginn des Buches die erste sommerliche Bus-Reise an. Caorle und das Meer werden zum Inbegriff für ein Urlaubsgefühl, das der erwachsene Erzähler bei der Betrachtung alter Fotoaufnahmen viele Jahre später wieder aufleben lässt.

„Premiere“, 3. Juli 2021
19.03-20.00 Uhr, ORF Radio Oberösterreich

Kindheitserinnerungen in „Die Welt war eine Murmel“

Doch das ist nicht die einzige Erinnerung an die Kindheit, die der in Schwanenstadt lebende Autor in seinem Buch beschwört. Der Bub von damals las begeistert Winnetou-Bücher, nahm die Welt der Erwachsenen nicht immer mit Behagen zur Kenntnis und entwickelt sich mit seinem wachen Verstand zum Gymnasiasten. Im Familienkreis verfolgt er vor dem Bildschirm die erste Mondlandung, und trotz der himmlischen Kochkünste der Großmutter wagt sich der junge Mann heimlich an das exotische Abenteuer der ersten selbst gemachten Pizza heran …

Buchtitel Herbert Dutzler „Die Welt war eine Murmel“
ORF/Raab

Ursula Wiegele: „Arigato“

Die in Graz lebende Kärntner Autorin Ursula Wiegele führt in ihrem Roman in den Alpe-Adria-Raum. Die konfliktreiche Geschichte dieser Region und das Erdbeben 1976 im Friaul wirken sich auf das Schicksal einer ganzen Familie aus: Nach dem Beben wird die 14-jährige Vera aus dem zerstörten italienischen Heimatdorf zu Verwandten nach Kärnten gebracht. Der Onkel steht allem Italienischen mit Argwohn gegenüber – die Tante sieht das persönliche Schicksal des Mädchens und ist ihm sehr zugetan.

Schicksal einer selbstbewussten 14-Jährigen

Nach Alpträumen sehnt sich Vera weit weg, bis nach Japan. „Arigato“ – so der Romantitel – ist das japanische Wort für Dankbarkeit, die von einer Schutzsuchenden überall erwartet wird: für die Aufnahme im fremden Exil, für gebrauchte, abgelegte Kleidung. Doch Vera legt Selbstbewusstsein an den Tag und ist in ihrer Art mitunter Pippi Langstrumpf nahe.

Autorenfoto Ursula Wiegele
Otto Müller Verlag Salzburg
Autorin Ursula Wiegele

Dacia Maraini: „Trio“

Dacia Maraini gilt als eine der bekanntesten und meistgelesenen Autorinnen Italiens. In nicht weniger als 25 Sprachen wurden die Werke der 1936 in Fiesole bei Florenz geborenen Schriftstellerin übersetzt. Als Dacia Maraini Mitte der 1980er Jahre für ihren Erfolgsroman „Die stumme Herzogin“ recherchierte, stieß sie auf eine Chronik der Pest in Messina, die schon im 18. Jahrhundert präzise von sizilianischen Historikern dokumentiert wurde. Die überlieferten Texte erschienen der Autorin während der Corona-Situation in einem besonderen Licht und wurden zum Ausgangspunkt für den aktuellen Roman „Trio“.

Frauenfreundschaft auf Sizilien um 1743

Dem Buch liegt eine tiefe Freundschaft zweier Frauen zugrunde. Schauplatz ist die Insel Sizilien, man schreibt das Jahr 1743. Die Pest verbreitet ihren Schrecken und zwingt die Menschen zum Rückzug aufs Land – so auch die jungen Frauen Agata und Annuzza. Sie sind sich seit den Kindertagen im Kloster eng verbunden, und es eint sie sogar die Liebe zum selben Mann. Agata ist mit Girolamo verheiratet und hat eine Tochter. Annuzza ist dem charismatischen Mann ebenso zugetan. In der Isolation während der Pest treten die beiden Freundinnen in einen aufrichtigen Briefwechsel voller Erinnerungen.

Buchtitel Dacia Maraini „Trio“
ORF/Raab

Literaturhinweise zur Sendung:

• Herbert Dutzler: „Die Welt war eine Murmel“ (Roman, 2021, Haymon Verlag)
• Ursula Wiegele: „Arigato“ (Roman, 2020, Otto Müller Verlag)
• Dacia Maraini: „Trio“. Aus dem Italienischen von Ingrid Ickler (Roman, 2021, Folio Verlag)