Steinbloßhöfe im Mühlviertel
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Erlebnis Österreich

„Der Stoa wurde bloß – Auf den Spuren der Steinbloß-Höfe“

Mit ihren sogenannten Steinbloß-Fassaden schmücken sie die alten Höfe und prägen das Landschaftsbild des Granithochlandes im oberösterreichischen Mühlviertel. Doch die Bauten entstanden nicht, um das Auge vorbeiziehender Wanderer zu erfreuen, sondern aus einer Not heraus.

Am Sonntag, 10. Jänner 2021 widmet sich der ORF Oberösterreich in der Sendereihe „ERLEBNIS ÖSTERREICH“ um 16.30 Uhr in ORF 2 diesen Steinbloß-Höfen und zeigt deren Ursprünge und die Menschen, die heute darin leben.

Steinbloßhöfe im Mühlviertel
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Kalk war damals kaum zu bekommen, oder er war zu teuer. Mit handwerklichem Geschick gelang den Bauern damals, sich die Schätze der Natur zunutze zu machen. Dafür gab es im Mühlviertel genügend Granitfeldsteine. Nach jedem Pflügen der Felder kamen die grauen Findlinge zum Vorschein und wurden eingesammelt. Für die Errichtung der typischen Steinbloß-Höfe mussten sie Stein für Stein mit der flachen Seite nach außen zu doppelwandigen Mauern aufgestellt werden.

Bauern bearbeiten Steine

Im Unterschied zu anderen Bauten bearbeiteten aber die Bauern selbst die Steine und nicht, wie sonst üblich, Steinmetze. Ihnen blieb die Gestaltung der Torbögen und Fensterstöcke. Um Kalk zu sparen und weil der Putz am Stein nicht haften blieb, ließen die Bauern die Granitsteine unverputzt. Etwas Kalk wurde dann doch benötigt, um dem rauen Klima standzuhalten.

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Sand-Lehm-Gemisch für Fugen

Mit einem Sand-Lehm-Gemisch wurde die einfache Steinkonstruktion schließlich verfugt. So erhielten die Fassaden ihre typische Optik aus hellen und dunklen Stellen: „Der Stoa wurde bloß.“

Inzwischen zählen diese Gebäude zu touristischen Attraktionen, eigene Führungen werden angeboten: Silvia Mayr-Pranzeneder ist Fremdenführerin und bietet ihre „Steinbloß-Wanderrouten“ an – mit täglich neuen Routen. Ihre Tour beginnt beim „Ura Stoa“ im Gemeindegebiet von Neumarkt, wo sich mitten im Wald eine mächtige Granitformation türmt.

Durch sie erfahren die Wanderer, warum es im Mühlviertel so viele Granitsteine gibt und wie diese früher für den Steinmauerbau gebrochen wurden. Sie führt durch Haibach und Reichenau mit ihren Steinbloß-Bauernhäusern, sowie nach Ottenschlag, wo diese regionstypischen Steinbloß-Höfe das gesamte Ortsbild prägen.

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Wanderwege zu besonderen Bauten

Zwölf Kilometer lang ist der Steinbloß-Mauer-Weg in Hirschbach. Neben den Höfen selbst entstanden dort auch Steinbloß-Nebengebäude, sowie gemauerte oder gelegte Steinmauern aus Findlingen. Der Granitsteig in Weitersfelden führt zum „Hoisn-Hof“ und der „Hoisn-Kapelle“. Diese Granitsteinkapelle besteht zur Gänze aus – von Bauernhand bearbeitetem – Granit. Auf 989 Meter Höhe markiert das „Kammerer Kreuz“ die höchste Stelle des beliebten Pilgerweges „Johannesweg“.

Zu den weiteren Schauplätzen der besonderen Steinbloß-Architektur zählen Bad Zell, die Burgruine Prandegg in Schönau und das Rechberger Freilichtmuseum mit seinem Pechölstein und dem Wackelstein. Das 18. und 19. Jahrhundert gelten als die Hochblüte der Steinbloß-Bauten, in der die meisten Dreiseit- und Vierkanthöfe im Mühlviertel in diesem Stil errichtet wurden.

Wertvolle Fassaden vertäfelt

Ein aus heutiger Sicht schmerzlicher Trend machte sich in den 1970er und 1980 Jahren breit, als die historisch wertvollen Fassaden vertäfelt, verputzt und sogar abgerissen wurden. In den vergangenen Jahren erfolgte jedoch eine Rückbesinnung, in der das authentische Wohngefühl in den dicken, „bloßen“ Steinwänden und die Schönheit der gefleckten Fassaden wiederentdeckt wurden.

Gestalterin Judith Kopetzky thematisiert diese ursprüngliche Mühlviertler Baukunst mit den gefleckten Fassaden in einem ERLEBNIS ÖSTERREICH.

„Der Stoa wurde bloß – Auf den Spuren der Steinbloß-Höfe“ „ERLEBNIS ÖSTERREICH“ am Sonntag, den 10. Jänner 2021 um 16.30 Uhr in ORF 2.

Eine Produktion des ORF Landesstudio Oberösterreich.

Gestaltung: Judith Kopetzky
Kamera: Rene Kiefer / Thomas Kreuzberger / Andreas Bluschke
Licht: Christian Koll / Andreas Bacher
Musik und Ton: Hannes Bertolini
Sprecher: Rudolf Wanka
Schnitt: Judith Kopetzky