Bücherregal
pixabay/AhmadArdity
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Junger Lesestoff: Delilah und Hermann

Mit der schillernden Delilah und dem aufgeweckten Hermann betreten zwei starke Romanfiguren die Bühne des Leseherbstes. Grund genug, die Nasen in die neuen Bücher von Leonora Leitl und Sandra Weihs zu stecken.

Vom „DIXI-Kinderliteratur-Preis 2013“ bis zum „Outstanding Artist Award 2020“ hat Leonora Leitl auf ihrem künstlerischen Weg schon viele Preise eingeheimst – und das wie nebenbei. Ihre große Lust an Grafik und am Schreiben für Kinder und Jugendliche haben buchstäblich ausgezeichnete Meisterwerke für die junge Leserschaft entstehen lassen. Leonora Leitls Bücher tragen illustre Titel: „Susi Schimmel – Vom Verfaulen und Vergammeln“ hieß beispielsweise ein 2018 erschienenes Buch über verwegen-bunte Pilze und ihre kapriziösen Verwandten.

Cover des Buches „Held Hermann. Als ich Hitler im Garten vergrub“, Zeichnung: Bub mit in die Hüften gestützten Armen schaut auf Garten.
Leonora Leitl

Zeitgeschichte und ein Held in Jugendtagen

In ihrem jüngsten Buch „Held Hermann. Als ich Hitler im Garten vergrub“ (Tyrolia Verlag) bringt Leonora Leitl Zeitgeschichte für junge Menschen ab zwölf Jahren auf den Punkt. Sie erzählt und erzeichnet die Geschichte des zwölfjährigen Hermann in den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs. Schauplatz ist Freistadt im Mühlviertel.

Wie so viele andere Männer ist auch Hermanns Vater an der Front. Die Mutter versucht nach Kräften, das Überleben der Familie in einer Eineinhalb-Zimmer-Wohnung zu sichern und erledigt die Wäsche der „gnädigen Frau“. In manchen Momenten kindlicher Unbeschwertheit schwimmt Hermann mit Freunden in der Jaunitz oder erklimmt die Türmerstube im Kirchturm.

Doch während der Bruder Feindsender hört und die Familie dem NS-Regime heimlich Widerstand entgegensetzt, rückt die Gefahr von Krieg, Verrat und Not auch hautnah an Hermann heran. Er beginnt, zwischen der ungeliebten HJ-Ideologie und Wild-West-Lektüre der brutalen Wirklichkeit auf den Grund zu gehen – und erkennt, dass sich die wahren Heldinnen und Helden still und unter Einsatz ihres Lebens für bessere Zeiten einsetzen.

Eine Lichtgestalt wie Delilah

Den 96-seitigen Band „Delilah“ über die Zeit des Heranwachsens und die Rückschau darauf legt die gebürtige Klagenfurterin Sandra Weihs vor. Die Autorin lebt seit 2007 in Oberösterreich und erhielt für ihren Debutroman „Das grenzenlose Und“ den „Jürgen-Ponto-Preis 2015“.

Cover des Buches „Delilah“,  Zeichnung: rote Äpfel und Gräser auf beige Grund
ORF

Delilah heißt die Neue, die zur Abschlussklasse eines Gymnasiums stößt und sofort alle fasziniert. Charismatisch, leuchtend und schillernd hebt sie sich von den anderen ab. Delilah verströmt einen magischen Zauber, dem sich niemand entziehen kann – schon gar nicht die schüchterne Penelope. Sie sieht in ihrer Sitznachbarin Delilah all das, was sie selbst vermeintlich nicht verkörpern kann. Die neue Mitschülerin steht für Freiheit, Liebe und Anziehungskraft. Sie wird mit ihrem roten Haar und ihren grünen Augen zu einer regelrechten Lichtgestalt für den Kreis derer, die wie Penelope aus dem Rahmen der üblichen Verhaltensstandards fallen.

In ihrem aktuellen Buch „Delilah“ setzt Sandra Weihs das Vierergespann Delilah, Penelope, Jonas und Jan glaubhaft in Szene. Sie alle suchen, vorsichtig tastend, nach einem Platz und nach einer Zukunft in der Welt. „… denn nur wer viel weiß und Leistung erbringt und sich einer Aufgabe widmet, kann später Luftschlösser in Einfamilienhäuser verwandeln“ heißt es an einer Stelle im Buch. Doch beim Hausbau sind die jungen Leute noch längst nicht angelangt.

Sendehinweis:
„Servus Oberösterreich“ 23.9.20

Vielmehr ereignet sich unerwartet eine Reihe einschneidender Dinge, die die einzelnen Persönlichkeiten fordern und formen. Noch viele Jahre später sind in Penelope alle Erinnerungen aus diesem letzten Schuljahr vollkommen präsent.

Literatur-Hinweise:
• Leonora Leitl: „Held Hermann. Als ich Hitler im Garten vergrub“ (Tyrolia Verlag)
• Sandra Weihs: „Delilah“ (Roman, Czernin Verlag)